gen Kurtrior -- daß ich nicht begreife, wie man heutzutage auf dem Rechte, in eigner Sache Rich- ter zu seyn, und keinem Oberrichter davon Rechen- schaft geben zu wollen, bestehen kann, und da- durch dem deutschen Bürger sein edelstes Kleinod, gegen seinen Landesherrn, in jedem Falle, bey ei- nem Oberrichter Hülfe finden zu können, so offen- bar entziehen will. Hieraus können gerade in un- sern Zeiten am allerersten und häufigsten Unruhen entstehen."
So dieser Edle! Ehrwürdiger wird er, wenn man das weiter liest, was Schmelzer in der Ausgabe der erwähnten Wahlkapitulation S. 153 ausführlicher davon anführt.
Aber nun weißt Du, lieber Deutscher, welcher Hof und welcher Mann es war, der uns den Fran- zosenkrieg hauptsächlich zuzog: und dieß ist histo- risch- und politisch-wichtig; -- Du siehst, daß ich den Emigrirten nicht zu nahe trat; -- Und was mancher Fürs. oder Minister hinter dem Vor- hange, zum größten Nachtheile ganzer Völker zu- weilen durchsetze oder vorhabe -- darüber seufze und bedaure die Blindheit der Menschen und Un- menschen! Die Geschichte aller Zeiten und Völker -- meynt Schlözer -- ist ja eine Leidensgeschichte der von den verworfensten, oft stupidesten Böse- wichtern am Narrenseil herumgeführten Nationen.
gen Kurtrior — daß ich nicht begreife, wie man heutzutage auf dem Rechte, in eigner Sache Rich- ter zu ſeyn, und keinem Oberrichter davon Rechen- ſchaft geben zu wollen, beſtehen kann, und da- durch dem deutſchen Buͤrger ſein edelſtes Kleinod, gegen ſeinen Landesherrn, in jedem Falle, bey ei- nem Oberrichter Huͤlfe finden zu koͤnnen, ſo offen- bar entziehen will. Hieraus koͤnnen gerade in un- ſern Zeiten am allererſten und haͤufigſten Unruhen entſtehen.“
So dieſer Edle! Ehrwuͤrdiger wird er, wenn man das weiter lieſt, was Schmelzer in der Ausgabe der erwaͤhnten Wahlkapitulation S. 153 ausfuͤhrlicher davon anfuͤhrt.
Aber nun weißt Du, lieber Deutſcher, welcher Hof und welcher Mann es war, der uns den Fran- zoſenkrieg hauptſaͤchlich zuzog: und dieß iſt hiſto- riſch- und politiſch-wichtig; — Du ſiehſt, daß ich den Emigrirten nicht zu nahe trat; — Und was mancher Fuͤrſ. oder Miniſter hinter dem Vor- hange, zum groͤßten Nachtheile ganzer Voͤlker zu- weilen durchſetze oder vorhabe — daruͤber ſeufze und bedaure die Blindheit der Menſchen und Un- menſchen! Die Geſchichte aller Zeiten und Voͤlker — meynt Schloͤzer — iſt ja eine Leidensgeſchichte der von den verworfenſten, oft ſtupideſten Boͤſe- wichtern am Narrenſeil herumgefuͤhrten Nationen.
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gen Kurtrior — daß ich nicht begreife, wie man
heutzutage auf dem Rechte, in eigner Sache Rich-
ter zu ſeyn, und keinem Oberrichter davon Rechen-
ſchaft geben zu wollen, beſtehen kann, und da-
durch dem deutſchen Buͤrger ſein edelſtes Kleinod,
gegen ſeinen Landesherrn, in jedem Falle, bey ei-
nem Oberrichter Huͤlfe finden zu koͤnnen, ſo offen-
bar entziehen will. Hieraus koͤnnen gerade in un-
ſern Zeiten am allererſten und haͤufigſten Unruhen
entſtehen.“
So dieſer Edle! Ehrwuͤrdiger wird er, wenn
man das weiter lieſt, was Schmelzer in der
Ausgabe der erwaͤhnten Wahlkapitulation S. 153
ausfuͤhrlicher davon anfuͤhrt.
Aber nun weißt Du, lieber Deutſcher, welcher
Hof und welcher Mann es war, der uns den Fran-
zoſenkrieg hauptſaͤchlich zuzog: und dieß iſt hiſto-
riſch- und politiſch-wichtig; — Du ſiehſt, daß
ich den Emigrirten nicht zu nahe trat; — Und
was mancher Fuͤrſ. oder Miniſter hinter dem Vor-
hange, zum groͤßten Nachtheile ganzer Voͤlker zu-
weilen durchſetze oder vorhabe — daruͤber ſeufze
und bedaure die Blindheit der Menſchen und Un-
menſchen! Die Geſchichte aller Zeiten und Voͤlker
— meynt Schloͤzer — iſt ja eine Leidensgeſchichte
der von den verworfenſten, oft ſtupideſten Boͤſe-
wichtern am Narrenſeil herumgefuͤhrten Nationen.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/103>, abgerufen am 22.11.2024.
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