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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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in Privatsachen, welche die landesfürstliche Kam-
mer betreffen, Klage führen: so sollen und wollen
wir (Kaiser) diese bey ihren ordentlichen Landesge-
richten entscheiden lassen, und (NB!) den Reichs-
gerichten nicht gestatten, über solche Klagen, in
lezter Instanz, wenn privilegia de non appellando
vorhanden sind, -- zu urtheilen."

Diesem nach sollte also der Landesherr und des-
sen Gerichte, in Sachen der Landesstände und der
Unterthanen gegen ihn, -- Beklagter und Richter
zugleich seyn. Der Weg zum Rechte wäre dem-
nach gesperrt gewesen: denn welches Landesgericht
hätte es wagen dürfen oder mögen, einem Landes-
herrn, in dessen Hand ihr Schicksal steht, Recht
abzusprechen? Die Landesherren hätten folglich
das Recht erhalten, den Sultan ungehindert zu
spielen, und den Fiskal zu machen für ihre Kam-
mer nach Belieben, und doch von Rechtswegen.
Der Zustand dieser Länder wäre dadurch rechtlos,
und Selbsthülfe ihr erstes Bedürfniß geworden.
Dann aber gute Nacht Landfriede, und es lebe das
Fäustrecht! --

Wohl indessen uns, daß Deutschland in dem
Reichs-Kammergerichte noch Männer zählt, welche
konstitutionsmäßiger und konsequenter denken, als
ein Duminique und seines Gleichen. "Ich
muß gestehen -- erklärte einer dieses Areopags[ - 3 Zeichen fehlen]

in Privatſachen, welche die landesfuͤrſtliche Kam-
mer betreffen, Klage fuͤhren: ſo ſollen und wollen
wir (Kaiſer) dieſe bey ihren ordentlichen Landesge-
richten entſcheiden laſſen, und (NB!) den Reichs-
gerichten nicht geſtatten, uͤber ſolche Klagen, in
lezter Inſtanz, wenn privilegia de non appellando
vorhanden ſind, — zu urtheilen.“

Dieſem nach ſollte alſo der Landesherr und deſ-
ſen Gerichte, in Sachen der Landesſtaͤnde und der
Unterthanen gegen ihn, — Beklagter und Richter
zugleich ſeyn. Der Weg zum Rechte waͤre dem-
nach geſperrt geweſen: denn welches Landesgericht
haͤtte es wagen duͤrfen oder moͤgen, einem Landes-
herrn, in deſſen Hand ihr Schickſal ſteht, Recht
abzuſprechen? Die Landesherren haͤtten folglich
das Recht erhalten, den Sultan ungehindert zu
ſpielen, und den Fiskal zu machen fuͤr ihre Kam-
mer nach Belieben, und doch von Rechtswegen.
Der Zuſtand dieſer Laͤnder waͤre dadurch rechtlos,
und Selbſthuͤlfe ihr erſtes Beduͤrfniß geworden.
Dann aber gute Nacht Landfriede, und es lebe das
Faͤuſtrecht! —

Wohl indeſſen uns, daß Deutſchland in dem
Reichs-Kammergerichte noch Maͤnner zaͤhlt, welche
konſtitutionsmaͤßiger und konſequenter denken, als
ein Duminique und ſeines Gleichen. „Ich
muß geſtehen — erklaͤrte einer dieſes Areopags[ – 3 Zeichen fehlen]

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[90/0102] in Privatſachen, welche die landesfuͤrſtliche Kam- mer betreffen, Klage fuͤhren: ſo ſollen und wollen wir (Kaiſer) dieſe bey ihren ordentlichen Landesge- richten entſcheiden laſſen, und (NB!) den Reichs- gerichten nicht geſtatten, uͤber ſolche Klagen, in lezter Inſtanz, wenn privilegia de non appellando vorhanden ſind, — zu urtheilen.“ Dieſem nach ſollte alſo der Landesherr und deſ- ſen Gerichte, in Sachen der Landesſtaͤnde und der Unterthanen gegen ihn, — Beklagter und Richter zugleich ſeyn. Der Weg zum Rechte waͤre dem- nach geſperrt geweſen: denn welches Landesgericht haͤtte es wagen duͤrfen oder moͤgen, einem Landes- herrn, in deſſen Hand ihr Schickſal ſteht, Recht abzuſprechen? Die Landesherren haͤtten folglich das Recht erhalten, den Sultan ungehindert zu ſpielen, und den Fiskal zu machen fuͤr ihre Kam- mer nach Belieben, und doch von Rechtswegen. Der Zuſtand dieſer Laͤnder waͤre dadurch rechtlos, und Selbſthuͤlfe ihr erſtes Beduͤrfniß geworden. Dann aber gute Nacht Landfriede, und es lebe das Faͤuſtrecht! — Wohl indeſſen uns, daß Deutſchland in dem Reichs-Kammergerichte noch Maͤnner zaͤhlt, welche konſtitutionsmaͤßiger und konſequenter denken, als ein Duminique und ſeines Gleichen. „Ich muß geſtehen — erklaͤrte einer dieſes Areopags___

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/102>, abgerufen am 22.11.2024.