te, liegen bliebe, und nach Hause getragen werden müßte: auch daß er den Weibsleuten nachliefe und schon im Busche mit Grasnymphen wäre gefunden worden und was der Art Stückchen mehr waren. Ich kannte den Ehrenmann und hatte bei diesen Re- lationen so mein Vergnügen, theils weil sie einen Pfaf- fen betrafen, theils aber und vorzüglich, weil Mei- ster Schwarz mir als ein intoleranter garstiger Bon- ze bekannt war, der sogar die Obrigkeit in seinen dummen Toleranzbriefen gegen die Ketzer auf- gefordert hat. Es ist doch sonderbar, daß die ortho- doxesten Pfaffen meistens auch die lüderlichsten sind; und die Heterodoxen -- größtentheils die besten Menschen. Aber jene zehren auf fremde Rech- nung -- auf Christi Verdienst --; diese auf ihre eigene, und da ist man ökonomischer!
Eine Stunde ohngefähr von Alsfeld hielt der Schwager an einem Wirthshause still. Ich schalt, aber vergebens. Meister Postillion mußte einen Schluck machen. Kurz nachher kam er an den Wa- gen und fragte: ob ich nicht erlauben wollte, daß zwei Frauenzimmer mit nach Hersfeld blind führen? Ich hatte eigentlich dagegen nichts; doch wollte ich erst sehen, was das für Frauenzimmer wären. Ich stieg also herab und fand zwei trefliche Mädchen, eine von 18, die andre von 15 Jahren, welche mir sehr dreist, nach Hessenart, sagten: wer sie wären
te, liegen bliebe, und nach Hauſe getragen werden muͤßte: auch daß er den Weibsleuten nachliefe und ſchon im Buſche mit Grasnymphen waͤre gefunden worden und was der Art Stuͤckchen mehr waren. Ich kannte den Ehrenmann und hatte bei dieſen Re- lationen ſo mein Vergnuͤgen, theils weil ſie einen Pfaf- fen betrafen, theils aber und vorzuͤglich, weil Mei- ſter Schwarz mir als ein intoleranter garſtiger Bon- ze bekannt war, der ſogar die Obrigkeit in ſeinen dummen Toleranzbriefen gegen die Ketzer auf- gefordert hat. Es iſt doch ſonderbar, daß die ortho- doxeſten Pfaffen meiſtens auch die luͤderlichſten ſind; und die Heterodoxen — groͤßtentheils die beſten Menſchen. Aber jene zehren auf fremde Rech- nung — auf Chriſti Verdienſt —; dieſe auf ihre eigene, und da iſt man oͤkonomiſcher!
Eine Stunde ohngefaͤhr von Alsfeld hielt der Schwager an einem Wirthshauſe ſtill. Ich ſchalt, aber vergebens. Meiſter Poſtillion mußte einen Schluck machen. Kurz nachher kam er an den Wa- gen und fragte: ob ich nicht erlauben wollte, daß zwei Frauenzimmer mit nach Hersfeld blind fuͤhren? Ich hatte eigentlich dagegen nichts; doch wollte ich erſt ſehen, was das fuͤr Frauenzimmer waͤren. Ich ſtieg alſo herab und fand zwei trefliche Maͤdchen, eine von 18, die andre von 15 Jahren, welche mir ſehr dreiſt, nach Heſſenart, ſagten: wer ſie waͤren
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te, liegen bliebe, und nach Hauſe getragen werden
muͤßte: auch daß er den Weibsleuten nachliefe und
ſchon im Buſche mit Grasnymphen waͤre gefunden
worden und was der Art Stuͤckchen mehr waren.
Ich kannte den Ehrenmann und hatte bei dieſen Re-
lationen ſo mein Vergnuͤgen, theils weil ſie einen Pfaf-
fen betrafen, theils aber und vorzuͤglich, weil Mei-
ſter Schwarz mir als ein intoleranter garſtiger Bon-
ze bekannt war, der ſogar die Obrigkeit in ſeinen
dummen Toleranzbriefen gegen die Ketzer auf-
gefordert hat. Es iſt doch ſonderbar, daß die ortho-
doxeſten Pfaffen meiſtens auch die luͤderlichſten ſind;
und die Heterodoxen — groͤßtentheils die beſten
Menſchen. Aber jene zehren auf fremde Rech-
nung — auf Chriſti Verdienſt —; dieſe auf ihre
eigene, und da iſt man oͤkonomiſcher!
Eine Stunde ohngefaͤhr von Alsfeld hielt der
Schwager an einem Wirthshauſe ſtill. Ich ſchalt,
aber vergebens. Meiſter Poſtillion mußte einen
Schluck machen. Kurz nachher kam er an den Wa-
gen und fragte: ob ich nicht erlauben wollte, daß
zwei Frauenzimmer mit nach Hersfeld blind fuͤhren?
Ich hatte eigentlich dagegen nichts; doch wollte ich
erſt ſehen, was das fuͤr Frauenzimmer waͤren. Ich
ſtieg alſo herab und fand zwei trefliche Maͤdchen,
eine von 18, die andre von 15 Jahren, welche mir
ſehr dreiſt, nach Heſſenart, ſagten: wer ſie waͤren
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/84>, abgerufen am 28.11.2024.
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