dieser Art sollten durchaus nicht gestattet werden. In Halle war vor einiger Zeit auch eine dergleichen Bu- de, worin ein sonst nach seinem Stand recht wohl- habender Soldat alles, was er hatte, verlohr, und nachdem er das Geborgte noch obendrein verspielt hatte, als ein Schelm entweichen mußte. Mehrere Andere haben sich an dieser Spizbubenbude arm ge- spielt. -- Was nüzt es wol, für die Erlaubniß, die solchen Schuften ertheilt wird, einige Thaler einzu- nehmen und die Unterthanen -- zu denen die dum- men Leute eben sowohl gehören als die Klugen -- ruiniren zu lassen? -- Heißt das auf eine väterliche Art der Vormund der Dummen seyn? Mancher er- laubt dergleichen freilich, um die öffentliche Aufmerk- samkeit auf sich Alzibiadisch von sich abzulen- ken; aber nicht so Friedrich der Große! Doch, was weis ich von der Theorie der Ableiter und Pal- liative! --
In Alsfeld hörte ich herrliche Geschichten von dem damaligen Inspektor daselbst, Herrn M. Schwarz, der ehedem Professor der Theologie in Giessen, und ein heftiger Antagonist des D. Bahrdts gewesen war. Er hat viele Schriften geschrieben -- voll von Unsinn! Die Alsfelder beschwerten sich gar sehr über sein unbändiges Brannteweinsaufen, so daß er oft am hellen Tage auf den Straßen hinstürz-
Zweiter Theil. F
dieſer Art ſollten durchaus nicht geſtattet werden. In Halle war vor einiger Zeit auch eine dergleichen Bu- de, worin ein ſonſt nach ſeinem Stand recht wohl- habender Soldat alles, was er hatte, verlohr, und nachdem er das Geborgte noch obendrein verſpielt hatte, als ein Schelm entweichen mußte. Mehrere Andere haben ſich an dieſer Spizbubenbude arm ge- ſpielt. — Was nuͤzt es wol, fuͤr die Erlaubniß, die ſolchen Schuften ertheilt wird, einige Thaler einzu- nehmen und die Unterthanen — zu denen die dum- men Leute eben ſowohl gehoͤren als die Klugen — ruiniren zu laſſen? — Heißt das auf eine vaͤterliche Art der Vormund der Dummen ſeyn? Mancher er- laubt dergleichen freilich, um die oͤffentliche Aufmerk- ſamkeit auf ſich Alzibiadiſch von ſich abzulen- ken; aber nicht ſo Friedrich der Große! Doch, was weis ich von der Theorie der Ableiter und Pal- liative! —
In Alsfeld hoͤrte ich herrliche Geſchichten von dem damaligen Inſpektor daſelbſt, Herrn M. Schwarz, der ehedem Profeſſor der Theologie in Gieſſen, und ein heftiger Antagoniſt des D. Bahrdts geweſen war. Er hat viele Schriften geſchrieben — voll von Unſinn! Die Alsfelder beſchwerten ſich gar ſehr uͤber ſein unbaͤndiges Brannteweinſaufen, ſo daß er oft am hellen Tage auf den Straßen hinſtuͤrz-
Zweiter Theil. F
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0083"n="81"/>
dieſer Art ſollten durchaus nicht geſtattet werden. In<lb/>
Halle war vor einiger Zeit auch eine dergleichen Bu-<lb/>
de, worin ein ſonſt nach ſeinem Stand recht wohl-<lb/>
habender Soldat alles, was er hatte, verlohr, und<lb/>
nachdem er das Geborgte noch obendrein verſpielt<lb/>
hatte, als ein Schelm entweichen mußte. Mehrere<lb/>
Andere haben ſich an dieſer Spizbubenbude arm ge-<lb/>ſpielt. — Was nuͤzt es wol, fuͤr die Erlaubniß, die<lb/>ſolchen Schuften ertheilt wird, einige Thaler einzu-<lb/>
nehmen und die Unterthanen — zu denen die dum-<lb/>
men Leute eben ſowohl gehoͤren als die Klugen —<lb/>
ruiniren zu laſſen? — Heißt das auf eine vaͤterliche<lb/>
Art der Vormund der Dummen ſeyn? Mancher er-<lb/>
laubt dergleichen freilich, um die oͤffentliche Aufmerk-<lb/>ſamkeit auf ſich <hirendition="#g">Alzibiadiſch</hi> von ſich abzulen-<lb/>
ken; aber nicht ſo <hirendition="#g">Friedrich der Große</hi>! Doch,<lb/>
was weis ich von der Theorie der Ableiter und Pal-<lb/>
liative! —</p><lb/><p>In Alsfeld hoͤrte ich herrliche Geſchichten<lb/>
von dem damaligen Inſpektor daſelbſt, Herrn <hirendition="#aq">M.</hi><lb/><hirendition="#g">Schwarz</hi>, der ehedem Profeſſor der Theologie in<lb/>
Gieſſen, und ein heftiger Antagoniſt des <hirendition="#aq">D.</hi> Bahrdts<lb/>
geweſen war. Er hat viele <choice><sic>Schrifteu</sic><corr>Schriften</corr></choice> geſchrieben —<lb/>
voll von Unſinn! Die Alsfelder beſchwerten ſich gar<lb/>ſehr uͤber ſein unbaͤndiges Brannteweinſaufen, ſo<lb/>
daß er oft am hellen Tage auf den Straßen hinſtuͤrz-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Zweiter Theil. F</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[81/0083]
dieſer Art ſollten durchaus nicht geſtattet werden. In
Halle war vor einiger Zeit auch eine dergleichen Bu-
de, worin ein ſonſt nach ſeinem Stand recht wohl-
habender Soldat alles, was er hatte, verlohr, und
nachdem er das Geborgte noch obendrein verſpielt
hatte, als ein Schelm entweichen mußte. Mehrere
Andere haben ſich an dieſer Spizbubenbude arm ge-
ſpielt. — Was nuͤzt es wol, fuͤr die Erlaubniß, die
ſolchen Schuften ertheilt wird, einige Thaler einzu-
nehmen und die Unterthanen — zu denen die dum-
men Leute eben ſowohl gehoͤren als die Klugen —
ruiniren zu laſſen? — Heißt das auf eine vaͤterliche
Art der Vormund der Dummen ſeyn? Mancher er-
laubt dergleichen freilich, um die oͤffentliche Aufmerk-
ſamkeit auf ſich Alzibiadiſch von ſich abzulen-
ken; aber nicht ſo Friedrich der Große! Doch,
was weis ich von der Theorie der Ableiter und Pal-
liative! —
In Alsfeld hoͤrte ich herrliche Geſchichten
von dem damaligen Inſpektor daſelbſt, Herrn M.
Schwarz, der ehedem Profeſſor der Theologie in
Gieſſen, und ein heftiger Antagoniſt des D. Bahrdts
geweſen war. Er hat viele Schriften geſchrieben —
voll von Unſinn! Die Alsfelder beſchwerten ſich gar
ſehr uͤber ſein unbaͤndiges Brannteweinſaufen, ſo
daß er oft am hellen Tage auf den Straßen hinſtuͤrz-
Zweiter Theil. F
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/83>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.