Der Feige flieht den Kampf, troz rechtlichem Befehle. Verächtlich ist der Mann, der nothgedrungen folgt: Auch du wirst solcher seyn, wenn Zwang dich leiden lehrt: Freiwillig dulde du; nur dadurch wirst du Sieger! .. Er steht -- der weise Mann, im Unglück stäts noch glücklich: Er lenket das Geschick; ihn selbst beugt dieses nie: Erschlagen kann man ihn; doch nicht durch Wunden kränken!
Uebrigens habe ich den festen Vorsatz, immer nach mehr moralischer Besserung zu streben, und wenn nicht noch ganz gut zu werden, doch der mo- ralischen Vollkommenheit so nahe zu kommen, als es mir möglich ist. Ich habe doch gefunden, daß man, so man nur will, manche Unart ablegen kann: wa- rum sollte ich mit der Zeit nicht alles wieder gut ma- chen, was die lange Uebung in Possen und Aus- schweifungen verdorben hat? Ob aber auch meine Lage sich so in körperlicher Hinsicht und im äußern Verhältniß verbessern werde, muß das Schicksal ent- scheiden, da es nicht ganz von mir abhängt. Ich fühle nun zwar auch wieder Menschen-Würde, und fühle recht gut, daß ich in einem andern Zustande, in einer andern Lage, mehr nützen könnte und nützen würde, als ich im Soldatenstande kann; allein es mag mir in Zukunft ergehen, wie es will, ich werde
Das heißt auf deutſch:
Der Feige flieht den Kampf, troz rechtlichem Befehle. Veraͤchtlich iſt der Mann, der nothgedrungen folgt: Auch du wirſt ſolcher ſeyn, wenn Zwang dich leiden lehrt: Freiwillig dulde du; nur dadurch wirſt du Sieger! .. Er ſteht — der weiſe Mann, im Ungluͤck ſtaͤts noch gluͤcklich: Er lenket das Geſchick; ihn ſelbſt beugt dieſes nie: Erſchlagen kann man ihn; doch nicht durch Wunden kraͤnken!
Uebrigens habe ich den feſten Vorſatz, immer nach mehr moraliſcher Beſſerung zu ſtreben, und wenn nicht noch ganz gut zu werden, doch der mo- raliſchen Vollkommenheit ſo nahe zu kommen, als es mir moͤglich iſt. Ich habe doch gefunden, daß man, ſo man nur will, manche Unart ablegen kann: wa- rum ſollte ich mit der Zeit nicht alles wieder gut ma- chen, was die lange Uebung in Poſſen und Aus- ſchweifungen verdorben hat? Ob aber auch meine Lage ſich ſo in koͤrperlicher Hinſicht und im aͤußern Verhaͤltniß verbeſſern werde, muß das Schickſal ent- ſcheiden, da es nicht ganz von mir abhaͤngt. Ich fuͤhle nun zwar auch wieder Menſchen-Wuͤrde, und fuͤhle recht gut, daß ich in einem andern Zuſtande, in einer andern Lage, mehr nuͤtzen koͤnnte und nuͤtzen wuͤrde, als ich im Soldatenſtande kann; allein es mag mir in Zukunft ergehen, wie es will, ich werde
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[504[506]/0508]
Das heißt auf deutſch:
Der Feige flieht den Kampf, troz rechtlichem Befehle.
Veraͤchtlich iſt der Mann, der nothgedrungen folgt:
Auch du wirſt ſolcher ſeyn, wenn Zwang dich leiden lehrt:
Freiwillig dulde du; nur dadurch wirſt du Sieger! ..
Er ſteht — der weiſe Mann, im Ungluͤck ſtaͤts noch
gluͤcklich:
Er lenket das Geſchick; ihn ſelbſt beugt dieſes nie:
Erſchlagen kann man ihn; doch nicht durch Wunden
kraͤnken!
Uebrigens habe ich den feſten Vorſatz, immer
nach mehr moraliſcher Beſſerung zu ſtreben, und
wenn nicht noch ganz gut zu werden, doch der mo-
raliſchen Vollkommenheit ſo nahe zu kommen, als es
mir moͤglich iſt. Ich habe doch gefunden, daß man,
ſo man nur will, manche Unart ablegen kann: wa-
rum ſollte ich mit der Zeit nicht alles wieder gut ma-
chen, was die lange Uebung in Poſſen und Aus-
ſchweifungen verdorben hat? Ob aber auch meine
Lage ſich ſo in koͤrperlicher Hinſicht und im aͤußern
Verhaͤltniß verbeſſern werde, muß das Schickſal ent-
ſcheiden, da es nicht ganz von mir abhaͤngt. Ich
fuͤhle nun zwar auch wieder Menſchen-Wuͤrde, und
fuͤhle recht gut, daß ich in einem andern Zuſtande,
in einer andern Lage, mehr nuͤtzen koͤnnte und nuͤtzen
wuͤrde, als ich im Soldatenſtande kann; allein es
mag mir in Zukunft ergehen, wie es will, ich werde
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 504[506]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/508>, abgerufen am 24.11.2024.
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