meynen Sie, Herr General, wenn das sonst jemand so hörte? Ihr Unterofficier läßt mich zum Thor herein, und schickt den Gefreiten mit mir; und doch lassen Sie sich einfallen, zu äußern, daß ich vielleicht keinen Paß gehabt hätte!" -- Der General errö- thete über meine Bemerkung, und befahl, daß mir sein Adjutant einen neuen Paß schreiben sollte. Das geschah denn: allein kaum hatte ich den neuen Paß, als ein Soldat meinen Preußischen herauf brachte: er war auf der Straße gefunden worden, wo ihn der Gefreite verlohren hatte.
Hierauf begab ich mich in das Wirthshaus, wo meine Gesellschaft abgestiegen war, aß daselbst zu Mittage, und ging sodann ins Thor, bis die Kutsche ankam, und ich mich wieder einsetzen konnte. Fräu- lein wollte doch nicht, daß ich mit ihr durch die Stadt fahren sollte! Junker Karl hatte sich gar sehr bezecht, und machte allerlei närrische Possen, welche erst recht drolligt herauskamen, wenn er aus- stieg, seine Nothdurft zu verrichten. Der Schwa- ger lachte laut ob des Junkers Possen; dem Fräulein aber war nicht recht wohl zu Muthe, und ich mußte mich neben dem schnurrigen Junker hinsetzen, indeß Fräulein rückwärts fuhr. Ich stellte ihr vor, daß der Junker und ich rücklings fahren könnten, und sie nur geradeaus sitzen bleiben möchte. Allein das wollte sie nicht: Junker Karl möchte schlimm werden,
meynen Sie, Herr General, wenn das ſonſt jemand ſo hoͤrte? Ihr Unterofficier laͤßt mich zum Thor herein, und ſchickt den Gefreiten mit mir; und doch laſſen Sie ſich einfallen, zu aͤußern, daß ich vielleicht keinen Paß gehabt haͤtte!“ — Der General erroͤ- thete uͤber meine Bemerkung, und befahl, daß mir ſein Adjutant einen neuen Paß ſchreiben ſollte. Das geſchah denn: allein kaum hatte ich den neuen Paß, als ein Soldat meinen Preußiſchen herauf brachte: er war auf der Straße gefunden worden, wo ihn der Gefreite verlohren hatte.
Hierauf begab ich mich in das Wirthshaus, wo meine Geſellſchaft abgeſtiegen war, aß daſelbſt zu Mittage, und ging ſodann ins Thor, bis die Kutſche ankam, und ich mich wieder einſetzen konnte. Fraͤu- lein wollte doch nicht, daß ich mit ihr durch die Stadt fahren ſollte! Junker Karl hatte ſich gar ſehr bezecht, und machte allerlei naͤrriſche Poſſen, welche erſt recht drolligt herauskamen, wenn er aus- ſtieg, ſeine Nothdurft zu verrichten. Der Schwa- ger lachte laut ob des Junkers Poſſen; dem Fraͤulein aber war nicht recht wohl zu Muthe, und ich mußte mich neben dem ſchnurrigen Junker hinſetzen, indeß Fraͤulein ruͤckwaͤrts fuhr. Ich ſtellte ihr vor, daß der Junker und ich ruͤcklings fahren koͤnnten, und ſie nur geradeaus ſitzen bleiben moͤchte. Allein das wollte ſie nicht: Junker Karl moͤchte ſchlimm werden,
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[328[338]/0340]
meynen Sie, Herr General, wenn das ſonſt jemand
ſo hoͤrte? Ihr Unterofficier laͤßt mich zum Thor
herein, und ſchickt den Gefreiten mit mir; und doch
laſſen Sie ſich einfallen, zu aͤußern, daß ich vielleicht
keinen Paß gehabt haͤtte!“ — Der General erroͤ-
thete uͤber meine Bemerkung, und befahl, daß mir
ſein Adjutant einen neuen Paß ſchreiben ſollte. Das
geſchah denn: allein kaum hatte ich den neuen Paß,
als ein Soldat meinen Preußiſchen herauf brachte:
er war auf der Straße gefunden worden, wo ihn
der Gefreite verlohren hatte.
Hierauf begab ich mich in das Wirthshaus, wo
meine Geſellſchaft abgeſtiegen war, aß daſelbſt zu
Mittage, und ging ſodann ins Thor, bis die Kutſche
ankam, und ich mich wieder einſetzen konnte. Fraͤu-
lein wollte doch nicht, daß ich mit ihr durch die
Stadt fahren ſollte! Junker Karl hatte ſich gar
ſehr bezecht, und machte allerlei naͤrriſche Poſſen,
welche erſt recht drolligt herauskamen, wenn er aus-
ſtieg, ſeine Nothdurft zu verrichten. Der Schwa-
ger lachte laut ob des Junkers Poſſen; dem Fraͤulein
aber war nicht recht wohl zu Muthe, und ich mußte
mich neben dem ſchnurrigen Junker hinſetzen, indeß
Fraͤulein ruͤckwaͤrts fuhr. Ich ſtellte ihr vor, daß
der Junker und ich ruͤcklings fahren koͤnnten, und ſie
nur geradeaus ſitzen bleiben moͤchte. Allein das
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 328[338]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/340>, abgerufen am 25.11.2024.
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