Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

abgestampft hat, feste Speisen scheut. Solche Le-
ser sind und bleiben unwissende Stümper, und
dann, wenn sie die Akademie verlassen, sehen sie
ein, daß sie nichts gelernt haben. Erst vorige Woche
gi[ - 4 Zeichen fehlen] [ - 4 Zeichen fehlen] gewisser P... von hier ab, der den ganzen
R[ - 2 Zeichen fehlen] [ - 4 Zeichen fehlen]ram beim Buchdruckergesellen Wolf und
dem Soldaten Schneider durchstudiert hatte; nun
aber, da er fort sollte, nicht einmal ein Thema aus
einem sehr leichten Text finden konnte, der ihm von
Konsistorium aufgegeben war. Herrliche Zuberei-
tung auf Brod und künstige Gemeinnützigkeit!

Ich misbillige keinesweges die Lesebibliothe-
ken c): ich weiß, daß sie das beßte Mittel sind, gute

c) Wenn Luther nicht gekommen wäre -- sagte man
zu seiner Zeit -- so würden die Päpste uns Heu zu
fressen verordnet haben. Die politischen Päpste würden
heut zu Tage vielleicht das nämliche thun, wenn wir
keine Lesebibliotheken hätten. "Aber wir sind nicht
geboren, sagte Julius von Tarent, um neben
einander zu grasen; und der Mensch kann sich mit
einem süßern Gedanken schlafen legen, als daß er satt
ist. "Wer dies näher erwägen will, der lese die Ab-
handlung: -- "Ueber das angemessenste und sicherste
Mittel, den theologischen oder religiösen Despotismus
aus der Welt zu schaffen" -- und man wird meiner
Meinung seyn. Man findet sie im XII. Heft des
neuen deutschen Zuschauers von S. 225-
261. Diese Abhandlung soll den D. Bahrdt veran-
laßt haben, seine Würdigung der natürlichen
Religion
zu schreiben. Auch hat er sie wichtig genug

abgeſtampft hat, feſte Speiſen ſcheut. Solche Le-
ſer ſind und bleiben unwiſſende Stuͤmper, und
dann, wenn ſie die Akademie verlaſſen, ſehen ſie
ein, daß ſie nichts gelernt haben. Erſt vorige Woche
gi[ – 4 Zeichen fehlen] [ – 4 Zeichen fehlen] gewiſſer P... von hier ab, der den ganzen
R[ – 2 Zeichen fehlen] [ – 4 Zeichen fehlen]ram beim Buchdruckergeſellen Wolf und
dem Soldaten Schneider durchſtudiert hatte; nun
aber, da er fort ſollte, nicht einmal ein Thema aus
einem ſehr leichten Text finden konnte, der ihm von
Konſiſtorium aufgegeben war. Herrliche Zuberei-
tung auf Brod und kuͤnſtige Gemeinnuͤtzigkeit!

Ich misbillige keinesweges die Leſebibliothe-
ken c): ich weiß, daß ſie das beßte Mittel ſind, gute

c) Wenn Luther nicht gekommen waͤre — ſagte man
zu ſeiner Zeit — ſo wuͤrden die Paͤpſte uns Heu zu
freſſen verordnet haben. Die politiſchen Paͤpſte wuͤrden
heut zu Tage vielleicht das naͤmliche thun, wenn wir
keine Leſebibliotheken haͤtten. „Aber wir ſind nicht
geboren, ſagte Julius von Tarent, um neben
einander zu graſen; und der Menſch kann ſich mit
einem ſuͤßern Gedanken ſchlafen legen, als daß er ſatt
iſt. „Wer dies naͤher erwaͤgen will, der leſe die Ab-
handlung: — „Ueber das angemeſſenſte und ſicherſte
Mittel, den theologiſchen oder religioͤſen Despotismus
aus der Welt zu ſchaffen“ — und man wird meiner
Meinung ſeyn. Man findet ſie im XII. Heft des
neuen deutſchen Zuſchauers von S. 225-
261. Dieſe Abhandlung ſoll den D. Bahrdt veran-
laßt haben, ſeine Wuͤrdigung der natuͤrlichen
Religion
zu ſchreiben. Auch hat er ſie wichtig genug
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0297" n="285[295]"/>
abge&#x017F;tampft hat, fe&#x017F;te Spei&#x017F;en &#x017F;cheut. Solche Le-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;ind und bleiben unwi&#x017F;&#x017F;ende Stu&#x0364;mper, und<lb/>
dann, wenn &#x017F;ie die Akademie verla&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ehen &#x017F;ie<lb/>
ein, daß &#x017F;ie nichts gelernt haben. Er&#x017F;t vorige Woche<lb/>
gi<gap unit="chars" quantity="4"/> <gap unit="chars" quantity="4"/> gewi&#x017F;&#x017F;er P... von hier ab, der den ganzen<lb/>
R<gap unit="chars" quantity="2"/> <gap unit="chars" quantity="4"/>ram beim Buchdruckerge&#x017F;ellen Wolf und<lb/>
dem Soldaten Schneider durch&#x017F;tudiert hatte; nun<lb/>
aber, da er fort &#x017F;ollte, nicht einmal ein Thema aus<lb/>
einem &#x017F;ehr leichten Text finden konnte, der ihm von<lb/>
Kon&#x017F;i&#x017F;torium aufgegeben war. Herrliche Zuberei-<lb/>
tung auf Brod und ku&#x0364;n&#x017F;tige Gemeinnu&#x0364;tzigkeit!</p><lb/>
        <p>Ich misbillige keinesweges die Le&#x017F;ebibliothe-<lb/>
ken <note xml:id="note-0297" next="#note-0298" place="foot" n="c)">Wenn <hi rendition="#g">Luther</hi> nicht gekommen wa&#x0364;re &#x2014; &#x017F;agte man<lb/>
zu &#x017F;einer Zeit &#x2014; &#x017F;o wu&#x0364;rden die Pa&#x0364;p&#x017F;te uns Heu zu<lb/>
fre&#x017F;&#x017F;en verordnet haben. Die politi&#x017F;chen Pa&#x0364;p&#x017F;te wu&#x0364;rden<lb/>
heut zu Tage vielleicht das na&#x0364;mliche thun, wenn wir<lb/>
keine Le&#x017F;ebibliotheken ha&#x0364;tten. &#x201E;Aber wir &#x017F;ind nicht<lb/>
geboren, &#x017F;agte <hi rendition="#g">Julius von Tarent</hi>, um neben<lb/>
einander zu gra&#x017F;en; und der Men&#x017F;ch kann &#x017F;ich mit<lb/>
einem &#x017F;u&#x0364;ßern Gedanken &#x017F;chlafen legen, als daß er &#x017F;att<lb/>
i&#x017F;t. &#x201E;Wer dies na&#x0364;her erwa&#x0364;gen will, der le&#x017F;e die Ab-<lb/>
handlung: &#x2014; &#x201E;Ueber das angeme&#x017F;&#x017F;en&#x017F;te und &#x017F;icher&#x017F;te<lb/>
Mittel, den theologi&#x017F;chen oder religio&#x0364;&#x017F;en Despotismus<lb/>
aus der Welt zu &#x017F;chaffen&#x201C; &#x2014; und man wird meiner<lb/>
Meinung &#x017F;eyn. Man findet &#x017F;ie im <hi rendition="#aq">XII.</hi> Heft des<lb/><hi rendition="#g">neuen deut&#x017F;chen Zu&#x017F;chauers</hi> von S. 225-<lb/>
261. Die&#x017F;e Abhandlung &#x017F;oll den <hi rendition="#aq">D.</hi> <hi rendition="#g">Bahrdt</hi> veran-<lb/>
laßt haben, &#x017F;eine <hi rendition="#g">Wu&#x0364;rdigung der natu&#x0364;rlichen<lb/>
Religion</hi> zu &#x017F;chreiben. Auch hat er &#x017F;ie wichtig genug</note>: ich weiß, daß &#x017F;ie das beßte Mittel &#x017F;ind, gute<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285[295]/0297] abgeſtampft hat, feſte Speiſen ſcheut. Solche Le- ſer ſind und bleiben unwiſſende Stuͤmper, und dann, wenn ſie die Akademie verlaſſen, ſehen ſie ein, daß ſie nichts gelernt haben. Erſt vorige Woche gi____ ____ gewiſſer P... von hier ab, der den ganzen R__ ____ram beim Buchdruckergeſellen Wolf und dem Soldaten Schneider durchſtudiert hatte; nun aber, da er fort ſollte, nicht einmal ein Thema aus einem ſehr leichten Text finden konnte, der ihm von Konſiſtorium aufgegeben war. Herrliche Zuberei- tung auf Brod und kuͤnſtige Gemeinnuͤtzigkeit! Ich misbillige keinesweges die Leſebibliothe- ken c): ich weiß, daß ſie das beßte Mittel ſind, gute c) Wenn Luther nicht gekommen waͤre — ſagte man zu ſeiner Zeit — ſo wuͤrden die Paͤpſte uns Heu zu freſſen verordnet haben. Die politiſchen Paͤpſte wuͤrden heut zu Tage vielleicht das naͤmliche thun, wenn wir keine Leſebibliotheken haͤtten. „Aber wir ſind nicht geboren, ſagte Julius von Tarent, um neben einander zu graſen; und der Menſch kann ſich mit einem ſuͤßern Gedanken ſchlafen legen, als daß er ſatt iſt. „Wer dies naͤher erwaͤgen will, der leſe die Ab- handlung: — „Ueber das angemeſſenſte und ſicherſte Mittel, den theologiſchen oder religioͤſen Despotismus aus der Welt zu ſchaffen“ — und man wird meiner Meinung ſeyn. Man findet ſie im XII. Heft des neuen deutſchen Zuſchauers von S. 225- 261. Dieſe Abhandlung ſoll den D. Bahrdt veran- laßt haben, ſeine Wuͤrdigung der natuͤrlichen Religion zu ſchreiben. Auch hat er ſie wichtig genug

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/297
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 285[295]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/297>, abgerufen am 21.05.2024.