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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Sache gesprochen, und die Herren Grafen in den
Besitz ihrer Länder setzen wollen: allein Se. Durch-
laucht, der Fürst von Leiningen, Dachs-
burg, waren ein intimer Freund von Sr. Durch-
laucht, dem Herrn Kurfürsten von der Pfalz, und
wegen dieser Freundschaft wurde die Uebergabe der
Grafschaften lange verschoben. Sie ging erst nach
meinem Abzug aus jenen Gegenden vor sich.

Nun war mein Vetter Laukhard, bisheri-
riger Sekretär der Frau Gräfin von Wartensleben
in Mainz, mir den prätendirenden Grafen bekannt
geworden, und diese hatten ihm die erste beste Stelle
zugesagt, wenn sie erst würden in den Besitz ihrer
Grafschaften gekommen seyn. Die Herren haben
auch Wort gehalten, und mein Vetter ist jezt ihr
Hofrath, hat auch durch ihre Vermittelung ein
Mädchen weggekapert mit 24000 Gulden Rhei-
nisch. Ich gönne es ihm e)! Da war es denn
eben so dumm nicht, darauf zu rechnen, daß ich
durch seine Hülfe einmal im Leiningischen mein

e) Es ist freilich keine Ehre, nach Geld zu freien. Dies
geschieht aber nirgend so stark, als in der Pfalz. Geld
macht da des Mädchens Hauptverdienst aus; und kein
Geld haben, und eine alte Jungfer werden müssen,
ist beinahe einerlei. Schönheit, Sitten, Geschicklich-
keit kommen da wenig in Anschlag. Und daraus er-
wachsen denn mit der Zeit -- Hörner.

Sache geſprochen, und die Herren Grafen in den
Beſitz ihrer Laͤnder ſetzen wollen: allein Se. Durch-
laucht, der Fuͤrſt von Leiningen, Dachs-
burg, waren ein intimer Freund von Sr. Durch-
laucht, dem Herrn Kurfuͤrſten von der Pfalz, und
wegen dieſer Freundſchaft wurde die Uebergabe der
Grafſchaften lange verſchoben. Sie ging erſt nach
meinem Abzug aus jenen Gegenden vor ſich.

Nun war mein Vetter Laukhard, bisheri-
riger Sekretaͤr der Frau Graͤfin von Wartensleben
in Mainz, mir den praͤtendirenden Grafen bekannt
geworden, und dieſe hatten ihm die erſte beſte Stelle
zugeſagt, wenn ſie erſt wuͤrden in den Beſitz ihrer
Grafſchaften gekommen ſeyn. Die Herren haben
auch Wort gehalten, und mein Vetter iſt jezt ihr
Hofrath, hat auch durch ihre Vermittelung ein
Maͤdchen weggekapert mit 24000 Gulden Rhei-
niſch. Ich goͤnne es ihm e)! Da war es denn
eben ſo dumm nicht, darauf zu rechnen, daß ich
durch ſeine Huͤlfe einmal im Leiningiſchen mein

e) Es iſt freilich keine Ehre, nach Geld zu freien. Dies
geſchieht aber nirgend ſo ſtark, als in der Pfalz. Geld
macht da des Maͤdchens Hauptverdienſt aus; und kein
Geld haben, und eine alte Jungfer werden muͤſſen,
iſt beinahe einerlei. Schoͤnheit, Sitten, Geſchicklich-
keit kommen da wenig in Anſchlag. Und daraus er-
wachſen denn mit der Zeit — Hoͤrner.
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[26/0028] Sache geſprochen, und die Herren Grafen in den Beſitz ihrer Laͤnder ſetzen wollen: allein Se. Durch- laucht, der Fuͤrſt von Leiningen, Dachs- burg, waren ein intimer Freund von Sr. Durch- laucht, dem Herrn Kurfuͤrſten von der Pfalz, und wegen dieſer Freundſchaft wurde die Uebergabe der Grafſchaften lange verſchoben. Sie ging erſt nach meinem Abzug aus jenen Gegenden vor ſich. Nun war mein Vetter Laukhard, bisheri- riger Sekretaͤr der Frau Graͤfin von Wartensleben in Mainz, mir den praͤtendirenden Grafen bekannt geworden, und dieſe hatten ihm die erſte beſte Stelle zugeſagt, wenn ſie erſt wuͤrden in den Beſitz ihrer Grafſchaften gekommen ſeyn. Die Herren haben auch Wort gehalten, und mein Vetter iſt jezt ihr Hofrath, hat auch durch ihre Vermittelung ein Maͤdchen weggekapert mit 24000 Gulden Rhei- niſch. Ich goͤnne es ihm e)! Da war es denn eben ſo dumm nicht, darauf zu rechnen, daß ich durch ſeine Huͤlfe einmal im Leiningiſchen mein e) Es iſt freilich keine Ehre, nach Geld zu freien. Dies geſchieht aber nirgend ſo ſtark, als in der Pfalz. Geld macht da des Maͤdchens Hauptverdienſt aus; und kein Geld haben, und eine alte Jungfer werden muͤſſen, iſt beinahe einerlei. Schoͤnheit, Sitten, Geſchicklich- keit kommen da wenig in Anſchlag. Und daraus er- wachſen denn mit der Zeit — Hoͤrner.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/28>, abgerufen am 26.04.2024.