keine Schande von Strafen hätte, außer denen für Diebstahl. Strafen an sich nämlich beschimpfen den Soldaten und den Officier überhaupt nicht, wohl aber die Ursache der Strafen. Ist diese beschimpfend und entehrend, so wird der Soldat selbst prostituirt, gesetzt auch, die Strafe sey noch so klein. Man er- fährt dies beim Spiesruthenlaufen unwidersprech- lich: der Dieb wird da am wenigsten geschont. Und das ist schon recht so! Aber leider rechnet man gar viele Excesse nicht unter die entehrenden, obgleich sie wirklich als solche angesehen werden sollten -- Saufereien, Balgereien, Vernachlässigung des Dien- stes, und andre Dinge, welche eben so gut ihren Verüber beschimpfen, als Diebstahl. Aber das ist so die eigne Moral der Stände! --
Da dies nun einmal so ist, so ließ ich mir den ersten Arrest nicht zur Warnung dienen, und zog mir bald einen zweiten zu. Ich wuste nämlich, daß ich damals, als unvertrauter Ausländer, schlech- terdings um acht Uhr Abends zu Hause seyn sollte. Diesen Befehl übertrat ich oft, und dann musten mich die Unterofficiere überall aufsuchen. Das Aus- senbleiben an sich hatte wohl wenig zu sagen: der Kapitain Müffling hatte das gute Zutrauen zu mir, daß ich nicht davonlaufen würde, und dieses Zu- trauen habe ich auch niemals gekränkt oder gemis- braucht. Aber Ordnung muß einmal seyn, zumal
keine Schande von Strafen haͤtte, außer denen fuͤr Diebſtahl. Strafen an ſich naͤmlich beſchimpfen den Soldaten und den Officier uͤberhaupt nicht, wohl aber die Urſache der Strafen. Iſt dieſe beſchimpfend und entehrend, ſo wird der Soldat ſelbſt proſtituirt, geſetzt auch, die Strafe ſey noch ſo klein. Man er- faͤhrt dies beim Spiesruthenlaufen unwiderſprech- lich: der Dieb wird da am wenigſten geſchont. Und das iſt ſchon recht ſo! Aber leider rechnet man gar viele Exceſſe nicht unter die entehrenden, obgleich ſie wirklich als ſolche angeſehen werden ſollten — Saufereien, Balgereien, Vernachlaͤſſigung des Dien- ſtes, und andre Dinge, welche eben ſo gut ihren Veruͤber beſchimpfen, als Diebſtahl. Aber das iſt ſo die eigne Moral der Staͤnde! —
Da dies nun einmal ſo iſt, ſo ließ ich mir den erſten Arreſt nicht zur Warnung dienen, und zog mir bald einen zweiten zu. Ich wuſte naͤmlich, daß ich damals, als unvertrauter Auslaͤnder, ſchlech- terdings um acht Uhr Abends zu Hauſe ſeyn ſollte. Dieſen Befehl uͤbertrat ich oft, und dann muſten mich die Unterofficiere uͤberall aufſuchen. Das Auſ- ſenbleiben an ſich hatte wohl wenig zu ſagen: der Kapitain Muͤffling hatte das gute Zutrauen zu mir, daß ich nicht davonlaufen wuͤrde, und dieſes Zu- trauen habe ich auch niemals gekraͤnkt oder gemis- braucht. Aber Ordnung muß einmal ſeyn, zumal
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keine Schande von Strafen haͤtte, außer denen fuͤr
Diebſtahl. Strafen an ſich naͤmlich beſchimpfen den
Soldaten und den Officier uͤberhaupt nicht, wohl
aber die Urſache der Strafen. Iſt dieſe beſchimpfend
und entehrend, ſo wird der Soldat ſelbſt proſtituirt,
geſetzt auch, die Strafe ſey noch ſo klein. Man er-
faͤhrt dies beim Spiesruthenlaufen unwiderſprech-
lich: der Dieb wird da am wenigſten geſchont.
Und das iſt ſchon recht ſo! Aber leider rechnet man
gar viele Exceſſe nicht unter die entehrenden, obgleich
ſie wirklich als ſolche angeſehen werden ſollten —
Saufereien, Balgereien, Vernachlaͤſſigung des Dien-
ſtes, und andre Dinge, welche eben ſo gut ihren
Veruͤber beſchimpfen, als Diebſtahl. Aber das iſt
ſo die eigne Moral der Staͤnde! —
Da dies nun einmal ſo iſt, ſo ließ ich mir
den erſten Arreſt nicht zur Warnung dienen, und
zog mir bald einen zweiten zu. Ich wuſte naͤmlich,
daß ich damals, als unvertrauter Auslaͤnder, ſchlech-
terdings um acht Uhr Abends zu Hauſe ſeyn ſollte.
Dieſen Befehl uͤbertrat ich oft, und dann muſten
mich die Unterofficiere uͤberall aufſuchen. Das Auſ-
ſenbleiben an ſich hatte wohl wenig zu ſagen: der
Kapitain Muͤffling hatte das gute Zutrauen zu mir,
daß ich nicht davonlaufen wuͤrde, und dieſes Zu-
trauen habe ich auch niemals gekraͤnkt oder gemis-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 266[276]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/278>, abgerufen am 28.11.2024.
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