den Würtembergischen Herren Kriegern zur War- nung für die Zukunft dienen kann. Galgen anzün- den, die Leute zum Zeitvertreibe necken, das Stall- vieh ohne Noth fortschleppen, und die Pflüge im Felde verbrennen, ist nicht die Sache eines wahren Soldaten. Der Herzog soll auch das Benehmen seiner Truppen, im siebenjährigen Kriege, öffentlich getadelt haben: das hat ihm Lob und Aussöhnung in Halle bewirkt.
Ich blieb wohl vier Wochen in Jena, und die Jenenser erwiesen mir alle Freundschaft, besonders die Herren Asol, Löw, Dambmann, Merk, Eisenlohr, Albrecht und andre Reichsländer oder Mosellaner. Der Senior dieser Landmann- schaft, Herr Weisgerber, kettete sich sehr fest an mich, und machte mir viel Vergnügen: er war auch mein Landsmann, und aus Grünstadt gebürtig.
Wenn Schadenfreude dem Menschen überhaupt ansteht, so hat mir der jenaische Pedell viel anstän- diges Vergnügen verursacht: er erzählte mir in Lob- städt von dem jungen Koch aus Gießen, von dessen ausschweifender Lebensart in Gießen und Jena ich schon vieles gehört hatte. Der Pedell beschrieb mir die Bemühungen des verstorbenen Hellfelds für die Besserung dieses Menschen; der aber nicht mehr zu bessern gewesen wäre, und der sich so weit ver-
den Wuͤrtembergiſchen Herren Kriegern zur War- nung fuͤr die Zukunft dienen kann. Galgen anzuͤn- den, die Leute zum Zeitvertreibe necken, das Stall- vieh ohne Noth fortſchleppen, und die Pfluͤge im Felde verbrennen, iſt nicht die Sache eines wahren Soldaten. Der Herzog ſoll auch das Benehmen ſeiner Truppen, im ſiebenjaͤhrigen Kriege, oͤffentlich getadelt haben: das hat ihm Lob und Ausſoͤhnung in Halle bewirkt.
Ich blieb wohl vier Wochen in Jena, und die Jenenſer erwieſen mir alle Freundſchaft, beſonders die Herren Aſol, Loͤw, Dambmann, Merk, Eiſenlohr, Albrecht und andre Reichslaͤnder oder Moſellaner. Der Senior dieſer Landmann- ſchaft, Herr Weisgerber, kettete ſich ſehr feſt an mich, und machte mir viel Vergnuͤgen: er war auch mein Landsmann, und aus Gruͤnſtadt gebuͤrtig.
Wenn Schadenfreude dem Menſchen uͤberhaupt anſteht, ſo hat mir der jenaiſche Pedell viel anſtaͤn- diges Vergnuͤgen verurſacht: er erzaͤhlte mir in Lob- ſtaͤdt von dem jungen Koch aus Gießen, von deſſen ausſchweifender Lebensart in Gießen und Jena ich ſchon vieles gehoͤrt hatte. Der Pedell beſchrieb mir die Bemuͤhungen des verſtorbenen Hellfelds fuͤr die Beſſerung dieſes Menſchen; der aber nicht mehr zu beſſern geweſen waͤre, und der ſich ſo weit ver-
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den Wuͤrtembergiſchen Herren Kriegern zur War-
nung fuͤr die Zukunft dienen kann. Galgen anzuͤn-
den, die Leute zum Zeitvertreibe necken, das Stall-
vieh ohne Noth fortſchleppen, und die Pfluͤge im
Felde verbrennen, iſt nicht die Sache eines wahren
Soldaten. Der Herzog ſoll auch das Benehmen
ſeiner Truppen, im ſiebenjaͤhrigen Kriege, oͤffentlich
getadelt haben: das hat ihm Lob und Ausſoͤhnung
in Halle bewirkt.
Ich blieb wohl vier Wochen in Jena, und die
Jenenſer erwieſen mir alle Freundſchaft, beſonders
die Herren Aſol, Loͤw, Dambmann, Merk,
Eiſenlohr, Albrecht und andre Reichslaͤnder
oder Moſellaner. Der Senior dieſer Landmann-
ſchaft, Herr Weisgerber, kettete ſich ſehr feſt
an mich, und machte mir viel Vergnuͤgen: er
war auch mein Landsmann, und aus Gruͤnſtadt
gebuͤrtig.
Wenn Schadenfreude dem Menſchen uͤberhaupt
anſteht, ſo hat mir der jenaiſche Pedell viel anſtaͤn-
diges Vergnuͤgen verurſacht: er erzaͤhlte mir in Lob-
ſtaͤdt von dem jungen Koch aus Gießen, von deſſen
ausſchweifender Lebensart in Gießen und Jena ich
ſchon vieles gehoͤrt hatte. Der Pedell beſchrieb mir
die Bemuͤhungen des verſtorbenen Hellfelds fuͤr
die Beſſerung dieſes Menſchen; der aber nicht mehr
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/201>, abgerufen am 21.11.2024.
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