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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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sich fest an mich, und wo ich hinging, war sie auch:
sogar besuchte sie mich auf meiner Stube, bald in
Gesellschaft ihres Vaters, bald allein. Dieser Ro-
man hat mir viel Zeitvertreib, aber auch manche
Kosten gemacht, und ich wiederhole es noch einmal,
daß ein Akademiker allemal einen kreuzdummen
Streich macht, wenn er sich mit einem Mädchen
abgiebt. Wenn alles noch hingeht, so empfindet
doch der Beutel sehr nachtheilige Folgen. -- --
In Jungfer Fieckchens Börnerin Gunst war ich der
Dritte: mein Successor war Herr Stork, auf
welchen noch fünf andre folgten: der letzte verdarb
dem guten Mädchen die Taille. Dann ging sie nach
Berlin, und ließ ihr Kind bei ihrem Alten.

Einst kam ich nach Reideburg, wo gerade eine ge-
wisse Studenten-Innung ihren Landtag hielt. Der
Beschluß davon war ein Kommers, zu dem ich ein-
geladen wurde. Ich ging hin und mußte, weil ich
Magister war, honoris caussa das Präsidium über-
nehmen. Ich präsidirte mit allem Ansehn und aller
Würde eines ächten alten Burschen, der nicht rien!
rien!
sondern courage! courage! ruft, und den
Komment recht versteht. Da gings munter über
munter! Es leb der Bruder Magister hoch! Ein
Hunzfott, der ihn schimpfen sollte! erschallte zu mei-
ner Freude aus allen Kehlen. Ich dachte dabei an
nichts Arges; doch kam es mir selbst etwas spanisch

ſich feſt an mich, und wo ich hinging, war ſie auch:
ſogar beſuchte ſie mich auf meiner Stube, bald in
Geſellſchaft ihres Vaters, bald allein. Dieſer Ro-
man hat mir viel Zeitvertreib, aber auch manche
Koſten gemacht, und ich wiederhole es noch einmal,
daß ein Akademiker allemal einen kreuzdummen
Streich macht, wenn er ſich mit einem Maͤdchen
abgiebt. Wenn alles noch hingeht, ſo empfindet
doch der Beutel ſehr nachtheilige Folgen. — —
In Jungfer Fieckchens Boͤrnerin Gunſt war ich der
Dritte: mein Succeſſor war Herr Stork, auf
welchen noch fuͤnf andre folgten: der letzte verdarb
dem guten Maͤdchen die Taille. Dann ging ſie nach
Berlin, und ließ ihr Kind bei ihrem Alten.

Einſt kam ich nach Reideburg, wo gerade eine ge-
wiſſe Studenten-Innung ihren Landtag hielt. Der
Beſchluß davon war ein Kommers, zu dem ich ein-
geladen wurde. Ich ging hin und mußte, weil ich
Magiſter war, honoris cauſſa das Praͤſidium uͤber-
nehmen. Ich praͤſidirte mit allem Anſehn und aller
Wuͤrde eines aͤchten alten Burſchen, der nicht rien!
rien!
ſondern courage! courage! ruft, und den
Komment recht verſteht. Da gings munter uͤber
munter! Es leb der Bruder Magiſter hoch! Ein
Hunzfott, der ihn ſchimpfen ſollte! erſchallte zu mei-
ner Freude aus allen Kehlen. Ich dachte dabei an
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[182/0184] ſich feſt an mich, und wo ich hinging, war ſie auch: ſogar beſuchte ſie mich auf meiner Stube, bald in Geſellſchaft ihres Vaters, bald allein. Dieſer Ro- man hat mir viel Zeitvertreib, aber auch manche Koſten gemacht, und ich wiederhole es noch einmal, daß ein Akademiker allemal einen kreuzdummen Streich macht, wenn er ſich mit einem Maͤdchen abgiebt. Wenn alles noch hingeht, ſo empfindet doch der Beutel ſehr nachtheilige Folgen. — — In Jungfer Fieckchens Boͤrnerin Gunſt war ich der Dritte: mein Succeſſor war Herr Stork, auf welchen noch fuͤnf andre folgten: der letzte verdarb dem guten Maͤdchen die Taille. Dann ging ſie nach Berlin, und ließ ihr Kind bei ihrem Alten. Einſt kam ich nach Reideburg, wo gerade eine ge- wiſſe Studenten-Innung ihren Landtag hielt. Der Beſchluß davon war ein Kommers, zu dem ich ein- geladen wurde. Ich ging hin und mußte, weil ich Magiſter war, honoris cauſſa das Praͤſidium uͤber- nehmen. Ich praͤſidirte mit allem Anſehn und aller Wuͤrde eines aͤchten alten Burſchen, der nicht rien! rien! ſondern courage! courage! ruft, und den Komment recht verſteht. Da gings munter uͤber munter! Es leb der Bruder Magiſter hoch! Ein Hunzfott, der ihn ſchimpfen ſollte! erſchallte zu mei- ner Freude aus allen Kehlen. Ich dachte dabei an nichts Arges; doch kam es mir ſelbſt etwas ſpaniſch

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/184>, abgerufen am 30.04.2024.