täten wenig bei mir gegolten. Auch hab ich mich immer gewundert, wie Herr Bahrdt, der sich doch über manches Vorurtheil weggesetzt hatte, wenig- stens vorgab, sich darüber weggesetzt zu haben, noch immer den theologischen Doktor vor seinem Namen figuriren ließ. Er war, wie er in seiner Lebens- geschichte selbst gesteht, auf sehr anomalische Weise dazu gelangt: hatte hernach alles Verhältniß mit der lieben Theologie aufgegeben, und war Billar- deur und Schenkwirth geworden; und doch blieb er dem Titel nach -- noch immer Doktor der Theologie. Das hat mich sehr befremdet. Er hätte sollen schlechtweg Herr Bahrdt heißen: das würde ihm an seinem Ansehn und an seiner Gelehrsam- keit gar nichts geschadet haben. Doch dies im Vorbeigehn!
Da ich jetzt mehr Recht als vorher hatte, Vor- lesungen zu halten, so erklärte [ - 2 Zeichen fehlen] um mich als Magister zu produciren, die dunkeln [ - 1 Zeichen fehlt]atyren des Perseus; und so gewaltig viel Erudition ich auch da- bei auskramte, so war ich doch mit meinen Lektionen innerhalb zwei Monaten fertig. Diese Vorlesung war gratis, und meine Zuhörer hörten mich gern. Daraus schloß ich, daß wenn ich auf Ostern meine Kollegien ankündigen würde, ich nicht wenig Zuhö- rer haben dürfte. In wie fern diese Hoffnung ge- gründet war, wird die Folge zeigen.
taͤten wenig bei mir gegolten. Auch hab ich mich immer gewundert, wie Herr Bahrdt, der ſich doch uͤber manches Vorurtheil weggeſetzt hatte, wenig- ſtens vorgab, ſich daruͤber weggeſetzt zu haben, noch immer den theologiſchen Doktor vor ſeinem Namen figuriren ließ. Er war, wie er in ſeiner Lebens- geſchichte ſelbſt geſteht, auf ſehr anomaliſche Weiſe dazu gelangt: hatte hernach alles Verhaͤltniß mit der lieben Theologie aufgegeben, und war Billar- deur und Schenkwirth geworden; und doch blieb er dem Titel nach — noch immer Doktor der Theologie. Das hat mich ſehr befremdet. Er haͤtte ſollen ſchlechtweg Herr Bahrdt heißen: das wuͤrde ihm an ſeinem Anſehn und an ſeiner Gelehrſam- keit gar nichts geſchadet haben. Doch dies im Vorbeigehn!
Da ich jetzt mehr Recht als vorher hatte, Vor- leſungen zu halten, ſo erklaͤrte [ – 2 Zeichen fehlen] um mich als Magiſter zu produciren, die dunkeln [ – 1 Zeichen fehlt]atyren des Perſeus; und ſo gewaltig viel Erudition ich auch da- bei auskramte, ſo war ich doch mit meinen Lektionen innerhalb zwei Monaten fertig. Dieſe Vorleſung war gratis, und meine Zuhoͤrer hoͤrten mich gern. Daraus ſchloß ich, daß wenn ich auf Oſtern meine Kollegien ankuͤndigen wuͤrde, ich nicht wenig Zuhoͤ- rer haben duͤrfte. In wie fern dieſe Hoffnung ge- gruͤndet war, wird die Folge zeigen.
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taͤten wenig bei mir gegolten. Auch hab ich mich
immer gewundert, wie Herr Bahrdt, der ſich doch
uͤber manches Vorurtheil weggeſetzt hatte, wenig-
ſtens vorgab, ſich daruͤber weggeſetzt zu haben, noch
immer den theologiſchen Doktor vor ſeinem Namen
figuriren ließ. Er war, wie er in ſeiner Lebens-
geſchichte ſelbſt geſteht, auf ſehr anomaliſche Weiſe
dazu gelangt: hatte hernach alles Verhaͤltniß mit
der lieben Theologie aufgegeben, und war Billar-
deur und Schenkwirth geworden; und doch blieb
er dem Titel nach — noch immer Doktor der
Theologie. Das hat mich ſehr befremdet. Er haͤtte
ſollen ſchlechtweg Herr Bahrdt heißen: das wuͤrde
ihm an ſeinem Anſehn und an ſeiner Gelehrſam-
keit gar nichts geſchadet haben. Doch dies im
Vorbeigehn!
Da ich jetzt mehr Recht als vorher hatte, Vor-
leſungen zu halten, ſo erklaͤrte __ um mich als
Magiſter zu produciren, die dunkeln _atyren des
Perſeus; und ſo gewaltig viel Erudition ich auch da-
bei auskramte, ſo war ich doch mit meinen Lektionen
innerhalb zwei Monaten fertig. Dieſe Vorleſung
war gratis, und meine Zuhoͤrer hoͤrten mich gern.
Daraus ſchloß ich, daß wenn ich auf Oſtern meine
Kollegien ankuͤndigen wuͤrde, ich nicht wenig Zuhoͤ-
rer haben duͤrfte. In wie fern dieſe Hoffnung ge-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/173>, abgerufen am 24.11.2024.
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