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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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eins geben. Meine Consorten standen schon bereit,
dem Pedell und dem Häscher Bär, der mit seinen
Trabanten vor der Thür wartete, zu folgen: aber
ich war in dieser halben Stunde wieder ganz Bur-
sche und neckte den Pedell auf alle nur mögliche
Weise i)! Herr Hübner, ein wirklich feiner, höf-
licher Mann, gerieth dadurch in Verlegenheit, bis
endlich auch ich aufbrach, und mich so mit fortbrin-
gen ließ. Meister Bär näherte sich mir, und gab
mir mit einem wichtigen Tone zu verstehen, daß die
Sache nichts zu bedeuten hätte. Denks auch, er-
wiederte ich: nur nicht wie Spitzbuben geschleppt! --
Bewahr der Himmel! versetzte Bär, Sie werden
ja nicht als Spitzbuben geschleppt: es geschieht ja
blos, weil Sie im Bordell gewesen sind. Das
bestätigte auch Herr Hübner: und so wußte ich,
warum. --

Als wir aufs Carcer kamen, alle sieben in eine
Stube, weil wir durchaus zusammen bleiben woll-
ten, rief ich mit starker Stimme: wo ist der Car-

i) Man sehe das schon von Luthers Zeiten her gebräuch-
liche Liedlein: Gaudeamus igitur, wo es in einer
Strophe heißt:
Pereat Trifolium (die drei Decani)
Pereant philistri,
Lictor atque famuli
Nobis odiosi!

eins geben. Meine Conſorten ſtanden ſchon bereit,
dem Pedell und dem Haͤſcher Baͤr, der mit ſeinen
Trabanten vor der Thuͤr wartete, zu folgen: aber
ich war in dieſer halben Stunde wieder ganz Bur-
ſche und neckte den Pedell auf alle nur moͤgliche
Weiſe i)! Herr Huͤbner, ein wirklich feiner, hoͤf-
licher Mann, gerieth dadurch in Verlegenheit, bis
endlich auch ich aufbrach, und mich ſo mit fortbrin-
gen ließ. Meiſter Baͤr naͤherte ſich mir, und gab
mir mit einem wichtigen Tone zu verſtehen, daß die
Sache nichts zu bedeuten haͤtte. Denks auch, er-
wiederte ich: nur nicht wie Spitzbuben geſchleppt! —
Bewahr der Himmel! verſetzte Baͤr, Sie werden
ja nicht als Spitzbuben geſchleppt: es geſchieht ja
blos, weil Sie im Bordell geweſen ſind. Das
beſtaͤtigte auch Herr Huͤbner: und ſo wußte ich,
warum. —

Als wir aufs Carcer kamen, alle ſieben in eine
Stube, weil wir durchaus zuſammen bleiben woll-
ten, rief ich mit ſtarker Stimme: wo iſt der Car-

i) Man ſehe das ſchon von Luthers Zeiten her gebraͤuch-
liche Liedlein: Gaudeamus igitur, wo es in einer
Strophe heißt:
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Lictor atque famuli
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[156/0158] eins geben. Meine Conſorten ſtanden ſchon bereit, dem Pedell und dem Haͤſcher Baͤr, der mit ſeinen Trabanten vor der Thuͤr wartete, zu folgen: aber ich war in dieſer halben Stunde wieder ganz Bur- ſche und neckte den Pedell auf alle nur moͤgliche Weiſe i)! Herr Huͤbner, ein wirklich feiner, hoͤf- licher Mann, gerieth dadurch in Verlegenheit, bis endlich auch ich aufbrach, und mich ſo mit fortbrin- gen ließ. Meiſter Baͤr naͤherte ſich mir, und gab mir mit einem wichtigen Tone zu verſtehen, daß die Sache nichts zu bedeuten haͤtte. Denks auch, er- wiederte ich: nur nicht wie Spitzbuben geſchleppt! — Bewahr der Himmel! verſetzte Baͤr, Sie werden ja nicht als Spitzbuben geſchleppt: es geſchieht ja blos, weil Sie im Bordell geweſen ſind. Das beſtaͤtigte auch Herr Huͤbner: und ſo wußte ich, warum. — Als wir aufs Carcer kamen, alle ſieben in eine Stube, weil wir durchaus zuſammen bleiben woll- ten, rief ich mit ſtarker Stimme: wo iſt der Car- i) Man ſehe das ſchon von Luthers Zeiten her gebraͤuch- liche Liedlein: Gaudeamus igitur, wo es in einer Strophe heißt: Pereat Trifolium (die drei Decani) Pereant philiſtri, Lictor atque famuli Nobis odioſi!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/158>, abgerufen am 21.11.2024.