Einigemal hat sie ihren Mann verlassen, und mit Studenten communem caussam gemacht. Aber Herr Schulz ließ sich alles gefallen, weil sie Erbin eines beträchtlichen Vermögens war.
Nun dann Herr Bechtold! -- Ich weiß nicht, ob ich von diesem Ehrenmann etwas noch sa- gen soll, da man schon aus Bahrdts Lebensbe- schreibung und meinen Anmerkungen zu derselben sich einen nicht unrechten Begriff von diesem großen Kir- chenlicht machen kann. Aber die Leser dieser gegen- wärtigen Schrift, lesen jene vielleicht nicht, und die- sen zu Gefallen muß ich doch wenigstens eins und das andre von Herrn Bechtold anführen.
Als Gelehrter, sagt Herr Bahrdt im Kezzer- almanach, ist Bechtold unter aller Kritik. Dieses Urtheil ist so wahr, das selbst die Gießer Füchse x) sich über ihn lustig gemacht haben. Das Epigram auf den Herrn Stax y): die Beinamen, die er in Gießen hatte, Quodammodarius, Grundsuppen- schwabe, und mehrere dergleichen, sind hiervon Be- weis genug. Wegen des letzten Namens dient fol- gendes zur Erläuterung. Er las ein Collegium über
x) So nennt man die Neulinge auf der Universität.
y) Siehe die Beiträge zu Bahrdts Leben, S. 29.
Erster Theil. F
Einigemal hat ſie ihren Mann verlaſſen, und mit Studenten communem cauſſam gemacht. Aber Herr Schulz ließ ſich alles gefallen, weil ſie Erbin eines betraͤchtlichen Vermoͤgens war.
Nun dann Herr Bechtold! — Ich weiß nicht, ob ich von dieſem Ehrenmann etwas noch ſa- gen ſoll, da man ſchon aus Bahrdts Lebensbe- ſchreibung und meinen Anmerkungen zu derſelben ſich einen nicht unrechten Begriff von dieſem großen Kir- chenlicht machen kann. Aber die Leſer dieſer gegen- waͤrtigen Schrift, leſen jene vielleicht nicht, und die- ſen zu Gefallen muß ich doch wenigſtens eins und das andre von Herrn Bechtold anfuͤhren.
Als Gelehrter, ſagt Herr Bahrdt im Kezzer- almanach, iſt Bechtold unter aller Kritik. Dieſes Urtheil iſt ſo wahr, das ſelbſt die Gießer Fuͤchſe x) ſich uͤber ihn luſtig gemacht haben. Das Epigram auf den Herrn Stax y): die Beinamen, die er in Gießen hatte, Quodammodarius, Grundſuppen- ſchwabe, und mehrere dergleichen, ſind hiervon Be- weis genug. Wegen des letzten Namens dient fol- gendes zur Erlaͤuterung. Er las ein Collegium uͤber
x) So nennt man die Neulinge auf der Univerſitaͤt.
y) Siehe die Beitraͤge zu Bahrdts Leben, S. 29.
Erſter Theil. F
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Einigemal hat ſie ihren Mann verlaſſen, und mit
Studenten communem cauſſam gemacht. Aber
Herr Schulz ließ ſich alles gefallen, weil ſie Erbin
eines betraͤchtlichen Vermoͤgens war.
Nun dann Herr Bechtold! — Ich weiß
nicht, ob ich von dieſem Ehrenmann etwas noch ſa-
gen ſoll, da man ſchon aus Bahrdts Lebensbe-
ſchreibung und meinen Anmerkungen zu derſelben ſich
einen nicht unrechten Begriff von dieſem großen Kir-
chenlicht machen kann. Aber die Leſer dieſer gegen-
waͤrtigen Schrift, leſen jene vielleicht nicht, und die-
ſen zu Gefallen muß ich doch wenigſtens eins und
das andre von Herrn Bechtold anfuͤhren.
Als Gelehrter, ſagt Herr Bahrdt im Kezzer-
almanach, iſt Bechtold unter aller Kritik. Dieſes
Urtheil iſt ſo wahr, das ſelbſt die Gießer Fuͤchſe x)
ſich uͤber ihn luſtig gemacht haben. Das Epigram
auf den Herrn Stax y): die Beinamen, die er in
Gießen hatte, Quodammodarius, Grundſuppen-
ſchwabe, und mehrere dergleichen, ſind hiervon Be-
weis genug. Wegen des letzten Namens dient fol-
gendes zur Erlaͤuterung. Er las ein Collegium uͤber
x) So nennt man die Neulinge auf der Univerſitaͤt.
y) Siehe die Beitraͤge zu Bahrdts Leben, S. 29.
Erſter Theil. F
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/95>, abgerufen am 21.11.2024.
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