wolle sie durch den Rathsdiener, sonst Häscher, Neeb t), zum Thor hinaus bringen lassen. Herr Schmid widerlegt meine Angabe mit ermüdender Weitschweifigkeit; läßt sich aber auf die Hauptsache gar nicht ein, wie ich sogleich beweisen will.
Zum voraus muß ich erinnern, daß ich von der Jenaischen Historie des Hrn. Kochs nichts aus eigner Erfahrung sagen kann. Ich habe das alles vom Hö- rensagen: denn vor dem Herbst 1776 habe ich Jena nicht besucht; aber 1775 habe ich wirklich ein Mäd- chen in Gießen gesehen, auch in Lollar bei dem Wirth Menges, linker Hand, wenn man ins Dorf kommt, das sich für Herrn Kochs Tochter aus Jena ausgab, und ihre Entstehungsgeschichte so erzählte, wie ich sie erzählt habe. Ich habe auch gleich damals den ganzen Hergang dem noch in Gießen lebenden Hrn. Prof. Köster entdeckt, der mir aber rieth, ihn als eine skandalöse Geschichte zu unterdrücken. Allein diesen Rath befolgte ich aus natürlichem Leichtsinn und auch deswegen nicht, weil ich damals der Meinung war: Hobbesische Inquisitoren verdienten keine Scho- nung. -- Auch sprach man schon vorher merklich laut von Kochs Hannchen aus Jena. Das Ding war also gar kein Geheimniß.
t) Ich hatte Nepp geschrieben, weil ich die Orthographie der Häschernamen nicht so gut studirt habe, als Herr Schmid.
wolle ſie durch den Rathsdiener, ſonſt Haͤſcher, Neeb t), zum Thor hinaus bringen laſſen. Herr Schmid widerlegt meine Angabe mit ermuͤdender Weitſchweifigkeit; laͤßt ſich aber auf die Hauptſache gar nicht ein, wie ich ſogleich beweiſen will.
Zum voraus muß ich erinnern, daß ich von der Jenaiſchen Hiſtorie des Hrn. Kochs nichts aus eigner Erfahrung ſagen kann. Ich habe das alles vom Hoͤ- renſagen: denn vor dem Herbſt 1776 habe ich Jena nicht beſucht; aber 1775 habe ich wirklich ein Maͤd- chen in Gießen geſehen, auch in Lollar bei dem Wirth Menges, linker Hand, wenn man ins Dorf kommt, das ſich fuͤr Herrn Kochs Tochter aus Jena ausgab, und ihre Entſtehungsgeſchichte ſo erzaͤhlte, wie ich ſie erzaͤhlt habe. Ich habe auch gleich damals den ganzen Hergang dem noch in Gießen lebenden Hrn. Prof. Koͤſter entdeckt, der mir aber rieth, ihn als eine ſkandaloͤſe Geſchichte zu unterdruͤcken. Allein dieſen Rath befolgte ich aus natuͤrlichem Leichtſinn und auch deswegen nicht, weil ich damals der Meinung war: Hobbeſiſche Inquiſitoren verdienten keine Scho- nung. — Auch ſprach man ſchon vorher merklich laut von Kochs Hannchen aus Jena. Das Ding war alſo gar kein Geheimniß.
t) Ich hatte Nepp geſchrieben, weil ich die Orthographie der Haͤſchernamen nicht ſo gut ſtudirt habe, als Herr Schmid.
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Schmid widerlegt meine Angabe mit ermuͤdender
Weitſchweifigkeit; laͤßt ſich aber auf die Hauptſache
gar nicht ein, wie ich ſogleich beweiſen will.
Zum voraus muß ich erinnern, daß ich von der
Jenaiſchen Hiſtorie des Hrn. Kochs nichts aus eigner
Erfahrung ſagen kann. Ich habe das alles vom Hoͤ-
renſagen: denn vor dem Herbſt 1776 habe ich Jena
nicht beſucht; aber 1775 habe ich wirklich ein Maͤd-
chen in Gießen geſehen, auch in Lollar bei dem Wirth
Menges, linker Hand, wenn man ins Dorf
kommt, das ſich fuͤr Herrn Kochs Tochter aus Jena
ausgab, und ihre Entſtehungsgeſchichte ſo erzaͤhlte,
wie ich ſie erzaͤhlt habe. Ich habe auch gleich damals
den ganzen Hergang dem noch in Gießen lebenden
Hrn. Prof. Koͤſter entdeckt, der mir aber rieth, ihn
als eine ſkandaloͤſe Geſchichte zu unterdruͤcken. Allein
dieſen Rath befolgte ich aus natuͤrlichem Leichtſinn und
auch deswegen nicht, weil ich damals der Meinung
war: Hobbeſiſche Inquiſitoren verdienten keine Scho-
nung. — Auch ſprach man ſchon vorher merklich
laut von Kochs Hannchen aus Jena. Das
Ding war alſo gar kein Geheimniß.
t) Ich hatte Nepp geſchrieben, weil ich die Orthographie
der Haͤſchernamen nicht ſo gut ſtudirt habe, als Herr
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/88>, abgerufen am 21.11.2024.
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