Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

der in der alten Litteratur zu Hause war, und ächtes
Latein schrieb. Das war hinlänglich, daß Herr Koch
den guten Herrn Höpfner fürchterlich haßte und
neckte. Herr Höpfner nahm hernach eine Stelle in
Darmstadt an, blos um aus Kochs Collegenschaft zu
kommen.

Ich habe in meinen Beiträgen S. 49. gesagt,
Herr Kanzler Koch sey zu Bahrdts Zeiten ein
großer Zotenreißer gewesen: und Herr Schmid
hat sich darüber sehr aufgehalten. Allein jeder Gießer
weis ja, wie Herr Koch sogar in Gegenwart der
Frauenzimmer loszieht. Auf der Doktorpromotion
des Herrn Lobsteins, der jetzt Professor in Stras-
burg ist, riß Freund Koch vor der Frau Doktorin
solche Zoten, daß diese aufstand und fortgieng. Herr
Koch entschuldigte sich ganz kurz mit dem bekannten
Weidspruch: naturalia non funt turpia! Uebri-
gens habe ich nicht selten gefunden, daß viele sonst
angesehene große Gelehrte auch große Zotenreißer
waren -- welches doch wol Herr Schmid nicht
leugnen wird?

Ich komme nun auf einen Punkt von mehrerer
Wichtigkeit. In den erwähnten Beiträgen steht
S. 20. Herr Koch habe in Jena eine Tochter ge-
habt, welche Hannchen geheißen, und im Jahr
1775 nach Gießen gekommen sey. Da habe ihr Va-
ter sie schlecht aufgenommen, und ihr gedroht, er

der in der alten Litteratur zu Hauſe war, und aͤchtes
Latein ſchrieb. Das war hinlaͤnglich, daß Herr Koch
den guten Herrn Hoͤpfner fuͤrchterlich haßte und
neckte. Herr Hoͤpfner nahm hernach eine Stelle in
Darmſtadt an, blos um aus Kochs Collegenſchaft zu
kommen.

Ich habe in meinen Beitraͤgen S. 49. geſagt,
Herr Kanzler Koch ſey zu Bahrdts Zeiten ein
großer Zotenreißer geweſen: und Herr Schmid
hat ſich daruͤber ſehr aufgehalten. Allein jeder Gießer
weis ja, wie Herr Koch ſogar in Gegenwart der
Frauenzimmer loszieht. Auf der Doktorpromotion
des Herrn Lobſteins, der jetzt Profeſſor in Stras-
burg iſt, riß Freund Koch vor der Frau Doktorin
ſolche Zoten, daß dieſe aufſtand und fortgieng. Herr
Koch entſchuldigte ſich ganz kurz mit dem bekannten
Weidſpruch: naturalia non funt turpia! Uebri-
gens habe ich nicht ſelten gefunden, daß viele ſonſt
angeſehene große Gelehrte auch große Zotenreißer
waren — welches doch wol Herr Schmid nicht
leugnen wird?

Ich komme nun auf einen Punkt von mehrerer
Wichtigkeit. In den erwaͤhnten Beitraͤgen ſteht
S. 20. Herr Koch habe in Jena eine Tochter ge-
habt, welche Hannchen geheißen, und im Jahr
1775 nach Gießen gekommen ſey. Da habe ihr Va-
ter ſie ſchlecht aufgenommen, und ihr gedroht, er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0087" n="73"/>
der in der alten Litteratur zu Hau&#x017F;e war, und a&#x0364;chtes<lb/>
Latein &#x017F;chrieb. Das war hinla&#x0364;nglich, daß Herr Koch<lb/>
den guten Herrn Ho&#x0364;pfner fu&#x0364;rchterlich haßte und<lb/>
neckte. Herr Ho&#x0364;pfner nahm hernach eine Stelle in<lb/>
Darm&#x017F;tadt an, blos um aus Kochs Collegen&#x017F;chaft zu<lb/>
kommen.</p><lb/>
        <p>Ich habe in meinen Beitra&#x0364;gen S. 49. ge&#x017F;agt,<lb/>
Herr Kanzler <hi rendition="#g">Koch</hi> &#x017F;ey zu <hi rendition="#g">Bahrdts</hi> Zeiten ein<lb/>
großer <hi rendition="#g">Zotenreißer</hi> gewe&#x017F;en: und Herr <hi rendition="#g">Schmid</hi><lb/>
hat &#x017F;ich daru&#x0364;ber &#x017F;ehr aufgehalten. Allein jeder Gießer<lb/>
weis ja, wie Herr Koch &#x017F;ogar in Gegenwart der<lb/>
Frauenzimmer loszieht. Auf der Doktorpromotion<lb/>
des Herrn <hi rendition="#g">Lob&#x017F;teins</hi>, der jetzt Profe&#x017F;&#x017F;or in Stras-<lb/>
burg i&#x017F;t, riß Freund Koch vor der Frau Doktorin<lb/>
&#x017F;olche Zoten, daß die&#x017F;e auf&#x017F;tand und fortgieng. Herr<lb/>
Koch ent&#x017F;chuldigte &#x017F;ich ganz kurz mit dem bekannten<lb/>
Weid&#x017F;pruch: <hi rendition="#aq">naturalia non funt turpia!</hi> Uebri-<lb/>
gens habe ich nicht &#x017F;elten gefunden, daß viele &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
ange&#x017F;ehene große Gelehrte auch große Zotenreißer<lb/>
waren &#x2014; welches doch wol Herr <hi rendition="#g">Schmid</hi> nicht<lb/>
leugnen wird?</p><lb/>
        <p>Ich komme nun auf einen Punkt von mehrerer<lb/>
Wichtigkeit. In den erwa&#x0364;hnten Beitra&#x0364;gen &#x017F;teht<lb/>
S. 20. Herr Koch habe in Jena eine Tochter ge-<lb/>
habt, welche Hannchen geheißen, und im Jahr<lb/>
1775 nach Gießen gekommen &#x017F;ey. Da habe ihr Va-<lb/>
ter &#x017F;ie &#x017F;chlecht aufgenommen, und ihr gedroht, er<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0087] der in der alten Litteratur zu Hauſe war, und aͤchtes Latein ſchrieb. Das war hinlaͤnglich, daß Herr Koch den guten Herrn Hoͤpfner fuͤrchterlich haßte und neckte. Herr Hoͤpfner nahm hernach eine Stelle in Darmſtadt an, blos um aus Kochs Collegenſchaft zu kommen. Ich habe in meinen Beitraͤgen S. 49. geſagt, Herr Kanzler Koch ſey zu Bahrdts Zeiten ein großer Zotenreißer geweſen: und Herr Schmid hat ſich daruͤber ſehr aufgehalten. Allein jeder Gießer weis ja, wie Herr Koch ſogar in Gegenwart der Frauenzimmer loszieht. Auf der Doktorpromotion des Herrn Lobſteins, der jetzt Profeſſor in Stras- burg iſt, riß Freund Koch vor der Frau Doktorin ſolche Zoten, daß dieſe aufſtand und fortgieng. Herr Koch entſchuldigte ſich ganz kurz mit dem bekannten Weidſpruch: naturalia non funt turpia! Uebri- gens habe ich nicht ſelten gefunden, daß viele ſonſt angeſehene große Gelehrte auch große Zotenreißer waren — welches doch wol Herr Schmid nicht leugnen wird? Ich komme nun auf einen Punkt von mehrerer Wichtigkeit. In den erwaͤhnten Beitraͤgen ſteht S. 20. Herr Koch habe in Jena eine Tochter ge- habt, welche Hannchen geheißen, und im Jahr 1775 nach Gießen gekommen ſey. Da habe ihr Va- ter ſie ſchlecht aufgenommen, und ihr gedroht, er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/87
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/87>, abgerufen am 02.05.2024.