Herren in seiner Lebensbeschreibung die Revüe passi- ren lassen: ich habe in meinen Beiträgen und Berichtungen zu dieser Schrift einiges hinzuge- fügt: darüber hat Herr Schmid ein klägliches Ge- schrei erhoben, und für gut befunden, mich in der 153ten N des Intelligenzblatts der Litteratur- zeitung von 1791, zu befehden. Ich kann nun nicht umhin, die Gießer Herren abermals zu beschrei- ben, gerade so, wie ich sie gefunden habe. Viel- leicht sehen unpartheiische Leser, daß Herr Schmid mit seiner Apologie mein Vorgehen noch nicht ganz vernichtet hat. -- Herr Koch mag den Anfang machen.
Koch ist ein Jurist von Ansehen und nicht ge- meinen Kenntnissen, wenn man ihm nämlich und seinen Schülern glauben will. Ich habe wohl wenig Männer gesehen, die die Kunst verstanden, ihre Kenntnisse so geltend zu machen, als dieser Herr Kanzler. Sein Ton ist im Kollegium und im ge- meinen Gespräch so diktatorisch, so zuversichtlich, daß es scheint, er habe, gleich dem Vicegott zu Rom, alle Weisheit allein, und befinde sich im Besitz, im ausschließenden Besitz der ganzen juristischen Gelehr- samkeit. Es giebt aber andre Gelehrte, die ihm die- sen Vorzug nicht lassen wollen. Herr Schott in Leipzig will in den Kochischen Schriften nichts als oberflächliche Kenntnisse, und schales Räsonnement
Herren in ſeiner Lebensbeſchreibung die Revuͤe paſſi- ren laſſen: ich habe in meinen Beitraͤgen und Berichtungen zu dieſer Schrift einiges hinzuge- fuͤgt: daruͤber hat Herr Schmid ein klaͤgliches Ge- ſchrei erhoben, und fuͤr gut befunden, mich in der 153ten N des Intelligenzblatts der Litteratur- zeitung von 1791, zu befehden. Ich kann nun nicht umhin, die Gießer Herren abermals zu beſchrei- ben, gerade ſo, wie ich ſie gefunden habe. Viel- leicht ſehen unpartheiiſche Leſer, daß Herr Schmid mit ſeiner Apologie mein Vorgehen noch nicht ganz vernichtet hat. — Herr Koch mag den Anfang machen.
Koch iſt ein Juriſt von Anſehen und nicht ge- meinen Kenntniſſen, wenn man ihm naͤmlich und ſeinen Schuͤlern glauben will. Ich habe wohl wenig Maͤnner geſehen, die die Kunſt verſtanden, ihre Kenntniſſe ſo geltend zu machen, als dieſer Herr Kanzler. Sein Ton iſt im Kollegium und im ge- meinen Geſpraͤch ſo diktatoriſch, ſo zuverſichtlich, daß es ſcheint, er habe, gleich dem Vicegott zu Rom, alle Weisheit allein, und befinde ſich im Beſitz, im ausſchließenden Beſitz der ganzen juriſtiſchen Gelehr- ſamkeit. Es giebt aber andre Gelehrte, die ihm die- ſen Vorzug nicht laſſen wollen. Herr Schott in Leipzig will in den Kochiſchen Schriften nichts als oberflaͤchliche Kenntniſſe, und ſchales Raͤſonnement
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Herren in ſeiner Lebensbeſchreibung die Revuͤe paſſi-
ren laſſen: ich habe in meinen Beitraͤgen und
Berichtungen zu dieſer Schrift einiges hinzuge-
fuͤgt: daruͤber hat Herr Schmid ein klaͤgliches Ge-
ſchrei erhoben, und fuͤr gut befunden, mich in der
153ten N des Intelligenzblatts der Litteratur-
zeitung von 1791, zu befehden. Ich kann nun
nicht umhin, die Gießer Herren abermals zu beſchrei-
ben, gerade ſo, wie ich ſie gefunden habe. Viel-
leicht ſehen unpartheiiſche Leſer, daß Herr Schmid
mit ſeiner Apologie mein Vorgehen noch nicht ganz
vernichtet hat. — Herr Koch mag den Anfang
machen.
Koch iſt ein Juriſt von Anſehen und nicht ge-
meinen Kenntniſſen, wenn man ihm naͤmlich und
ſeinen Schuͤlern glauben will. Ich habe wohl wenig
Maͤnner geſehen, die die Kunſt verſtanden, ihre
Kenntniſſe ſo geltend zu machen, als dieſer Herr
Kanzler. Sein Ton iſt im Kollegium und im ge-
meinen Geſpraͤch ſo diktatoriſch, ſo zuverſichtlich,
daß es ſcheint, er habe, gleich dem Vicegott zu Rom,
alle Weisheit allein, und befinde ſich im Beſitz, im
ausſchließenden Beſitz der ganzen juriſtiſchen Gelehr-
ſamkeit. Es giebt aber andre Gelehrte, die ihm die-
ſen Vorzug nicht laſſen wollen. Herr Schott in
Leipzig will in den Kochiſchen Schriften nichts als
oberflaͤchliche Kenntniſſe, und ſchales Raͤſonnement
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/83>, abgerufen am 16.02.2025.
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