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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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er mich nicht hätte kuriren können: er war überhaupt
geschickt, und verstand die Heilung venerischer Krank-
heiten, die in dortiger Gegend gar keine seltene Er-
scheinungen sind, aus dem Fundament, sondern
weil ich mit seiner Schwester in einem solchen Ver-
hältnisse stand, nach welchem die Entdeckung äusserst
delikat ward. -- Ich ging also zu dem Feldscheer
Kissel nach Schornsheim, einem Manne, der
wenigstens den Ruf der Verschwiegenheit hatte, und
entdeckte ihm mein Malhör. Er sah das Ding für
eine Kleinigkeit an, gab mir Arzenei und versprach
mir, in wenig Wochen meine Gesundheit wieder
herzustellen. Allein Meister Kissel war ein Igno-
rant in seiner Kunst, dessen Gleichen Legion heißt:
er verstand das Uebel nicht, und machte es durch
seine reizenden Mittel so schlimm, daß ich die höllisch-
sten Schmerzen empfand, und endlich gar im Bette
bleiben mußte. Köster mochte wol merken, wo es
mir fehlte; da ich aber nichts gestand, sondern blos
über Magendrücken klagte, so ließ ers gut seyn, und
gab mir Arzenei fürs Magendrücken. --

In dieser Noth schrieb ich nach Mainz, und
bat den Baron, mich zu besuchen, aber in einem
Wagen, weil ich mit ihm hereinfahren wollte und
müßte. Er kam, und nachdem ich ihm meine Um-
stände entdeckt hatte, schüttelte er den Kopf gewal-

er mich nicht haͤtte kuriren koͤnnen: er war uͤberhaupt
geſchickt, und verſtand die Heilung veneriſcher Krank-
heiten, die in dortiger Gegend gar keine ſeltene Er-
ſcheinungen ſind, aus dem Fundament, ſondern
weil ich mit ſeiner Schweſter in einem ſolchen Ver-
haͤltniſſe ſtand, nach welchem die Entdeckung aͤuſſerſt
delikat ward. — Ich ging alſo zu dem Feldſcheer
Kiſſel nach Schornsheim, einem Manne, der
wenigſtens den Ruf der Verſchwiegenheit hatte, und
entdeckte ihm mein Malhoͤr. Er ſah das Ding fuͤr
eine Kleinigkeit an, gab mir Arzenei und verſprach
mir, in wenig Wochen meine Geſundheit wieder
herzuſtellen. Allein Meiſter Kiſſel war ein Igno-
rant in ſeiner Kunſt, deſſen Gleichen Legion heißt:
er verſtand das Uebel nicht, und machte es durch
ſeine reizenden Mittel ſo ſchlimm, daß ich die hoͤlliſch-
ſten Schmerzen empfand, und endlich gar im Bette
bleiben mußte. Koͤſter mochte wol merken, wo es
mir fehlte; da ich aber nichts geſtand, ſondern blos
uͤber Magendruͤcken klagte, ſo ließ ers gut ſeyn, und
gab mir Arzenei fuͤrs Magendruͤcken. —

In dieſer Noth ſchrieb ich nach Mainz, und
bat den Baron, mich zu beſuchen, aber in einem
Wagen, weil ich mit ihm hereinfahren wollte und
muͤßte. Er kam, und nachdem ich ihm meine Um-
ſtaͤnde entdeckt hatte, ſchuͤttelte er den Kopf gewal-

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[380/0394] er mich nicht haͤtte kuriren koͤnnen: er war uͤberhaupt geſchickt, und verſtand die Heilung veneriſcher Krank- heiten, die in dortiger Gegend gar keine ſeltene Er- ſcheinungen ſind, aus dem Fundament, ſondern weil ich mit ſeiner Schweſter in einem ſolchen Ver- haͤltniſſe ſtand, nach welchem die Entdeckung aͤuſſerſt delikat ward. — Ich ging alſo zu dem Feldſcheer Kiſſel nach Schornsheim, einem Manne, der wenigſtens den Ruf der Verſchwiegenheit hatte, und entdeckte ihm mein Malhoͤr. Er ſah das Ding fuͤr eine Kleinigkeit an, gab mir Arzenei und verſprach mir, in wenig Wochen meine Geſundheit wieder herzuſtellen. Allein Meiſter Kiſſel war ein Igno- rant in ſeiner Kunſt, deſſen Gleichen Legion heißt: er verſtand das Uebel nicht, und machte es durch ſeine reizenden Mittel ſo ſchlimm, daß ich die hoͤlliſch- ſten Schmerzen empfand, und endlich gar im Bette bleiben mußte. Koͤſter mochte wol merken, wo es mir fehlte; da ich aber nichts geſtand, ſondern blos uͤber Magendruͤcken klagte, ſo ließ ers gut ſeyn, und gab mir Arzenei fuͤrs Magendruͤcken. — In dieſer Noth ſchrieb ich nach Mainz, und bat den Baron, mich zu beſuchen, aber in einem Wagen, weil ich mit ihm hereinfahren wollte und muͤßte. Er kam, und nachdem ich ihm meine Um- ſtaͤnde entdeckt hatte, ſchuͤttelte er den Kopf gewal-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/394>, abgerufen am 17.05.2024.