Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.Nachmittags wollt' ich gleich fort, aber F.... Wie gesagt, so gethan. Ich blieb bis nach Am Schosseehause, eine Stunde von Mainz, l) Die Frauenzimmer in jener Gegend haben so gut ihre
Schimpfnamen als die Mannspersonen. Die Tochter des Chirurgus in Niederolm hieß Balbierschüssel. Vor einigen Jahren fing ein lustiger Zeisig auch in Halle an, dem Frauenzimmer schimpfliche Beinamen zu geben; allein das Ding fand keinen Beifall, wahr- scheinlich weils gar ein dummes Ding war. Nachmittags wollt' ich gleich fort, aber F.... Wie geſagt, ſo gethan. Ich blieb bis nach Am Schoſſeehauſe, eine Stunde von Mainz, l) Die Frauenzimmer in jener Gegend haben ſo gut ihre
Schimpfnamen als die Mannsperſonen. Die Tochter des Chirurgus in Niederolm hieß Balbierſchuͤſſel. Vor einigen Jahren fing ein luſtiger Zeiſig auch in Halle an, dem Frauenzimmer ſchimpfliche Beinamen zu geben; allein das Ding fand keinen Beifall, wahr- ſcheinlich weils gar ein dummes Ding war. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0392" n="378"/> <p>Nachmittags wollt' ich gleich fort, aber F....<lb/> war dawider. Ich reite, ſagte er, mit nach Nie-<lb/> derolm: gegen ſechs oder ſieben Uhr muͤſſen wir da<lb/> ſeyn — freſſen mit dem Pfaffen — holen zu Nacht<lb/> die Balbierſchuͤſſel <note place="foot" n="l)">Die Frauenzimmer in jener Gegend haben ſo gut ihre<lb/> Schimpfnamen als die Mannsperſonen. Die Tochter des<lb/> Chirurgus in Niederolm hieß <hi rendition="#g">Balbierſchuͤſſel</hi>.<lb/> Vor einigen Jahren fing ein luſtiger Zeiſig auch in<lb/> Halle an, dem Frauenzimmer ſchimpfliche Beinamen zu<lb/> geben; allein das Ding fand keinen Beifall, wahr-<lb/> ſcheinlich weils gar ein dummes Ding war.</note> heruͤber — ſchaͤkern bis elf Uhr,<lb/> ſchlafen hernach beim Fellſack (ſo hieß der Wirth<lb/> Noll) und Morgen reiſeſt du nach Oberſaulheim,<lb/> und ich mache Retour nach Mainz. —</p><lb/> <p>Wie geſagt, ſo gethan. Ich blieb bis nach<lb/> vier Uhr in Mainz, dann wurde mein Brauner ge-<lb/> ſattelt, welcher immer, wenn ich in Mainz war, die<lb/> Ehre hatte, in dem Stalle eines Domherrn, der mit<lb/> dem Hn. F.... ſehr nahe verwandt war, (naͤmlich<lb/> des Herrn Domprobſtes von F.) zu ſtehen, und da<lb/> auf Unkoſten der heiligen Kirche gefuͤttert zu wer-<lb/> den.</p><lb/> <p>Am Schoſſeehauſe, eine Stunde von Mainz,<lb/> ſtieg F.... ab: ich mußte <hi rendition="#aq">nolens volens</hi> folgen,<lb/> und erſchrack nicht wenig, als ich unſere beiden Maͤd-<lb/> chen da wieder antraf. <hi rendition="#aq">N'eſt ce pas, mon cher,</hi><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [378/0392]
Nachmittags wollt' ich gleich fort, aber F....
war dawider. Ich reite, ſagte er, mit nach Nie-
derolm: gegen ſechs oder ſieben Uhr muͤſſen wir da
ſeyn — freſſen mit dem Pfaffen — holen zu Nacht
die Balbierſchuͤſſel l) heruͤber — ſchaͤkern bis elf Uhr,
ſchlafen hernach beim Fellſack (ſo hieß der Wirth
Noll) und Morgen reiſeſt du nach Oberſaulheim,
und ich mache Retour nach Mainz. —
Wie geſagt, ſo gethan. Ich blieb bis nach
vier Uhr in Mainz, dann wurde mein Brauner ge-
ſattelt, welcher immer, wenn ich in Mainz war, die
Ehre hatte, in dem Stalle eines Domherrn, der mit
dem Hn. F.... ſehr nahe verwandt war, (naͤmlich
des Herrn Domprobſtes von F.) zu ſtehen, und da
auf Unkoſten der heiligen Kirche gefuͤttert zu wer-
den.
Am Schoſſeehauſe, eine Stunde von Mainz,
ſtieg F.... ab: ich mußte nolens volens folgen,
und erſchrack nicht wenig, als ich unſere beiden Maͤd-
chen da wieder antraf. N'eſt ce pas, mon cher,
l) Die Frauenzimmer in jener Gegend haben ſo gut ihre
Schimpfnamen als die Mannsperſonen. Die Tochter des
Chirurgus in Niederolm hieß Balbierſchuͤſſel.
Vor einigen Jahren fing ein luſtiger Zeiſig auch in
Halle an, dem Frauenzimmer ſchimpfliche Beinamen zu
geben; allein das Ding fand keinen Beifall, wahr-
ſcheinlich weils gar ein dummes Ding war.
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