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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Wir waren beide von Wein und wollüstigen Bildern
erhitzt, sahen den Tisch gedeckt, und, weil wir des-
halb gekommen waren, unsere Wünsche erfüllt: was
sollten wir also auf das Nicht wahr des Mädchens
antworten? Nichts weiter, als daß wir blieben:
nicht wahr? -- Und so war es auch wirklich.

Ehe wir uns mit unsern Mädchen auf die Sei-
te machten, hielten wir Abrede, nach zwei Stunden
diesen Ort zu verlassen, weil ich fürchtete, wenn ich
länger oder bis an den Tag an diesem Orte des Ver-
gnügens weilte, ein Bekannter mich sehen und die
ganze Geschichte ausposaunen möchte. F... gab
mir hierin Recht, und setzte hinzu: "Ich scheere mich
"zwar den Teufel drum, ob man mich sieht, oder
"nicht; aber du mußt dich schon wegen der Leute ein
"Bissel scheniren, wenn du zu'n Menschern gehst.
"Du bist'n Pfaff, und die Pfaffen dürfen diese
"Sache nicht so kommode haben, als die Welt-
"kinder."

Es war auch wirklich noch nicht Tag, als
wir unsere Nymphen verließen; der Baron zwar
ungern, denn er kehrte oft in der Thür um, und
sprach noch mit dem Mädchen leise. Wir marschir-
ten sogleich nach dem Kranich, einem vornehmen
Wirthshause, pochten den Hausknecht daselbst her-
aus, und schliefen auf diese Motion bis zehn Uhr.


Wir waren beide von Wein und wolluͤſtigen Bildern
erhitzt, ſahen den Tiſch gedeckt, und, weil wir des-
halb gekommen waren, unſere Wuͤnſche erfuͤllt: was
ſollten wir alſo auf das Nicht wahr des Maͤdchens
antworten? Nichts weiter, als daß wir blieben:
nicht wahr? — Und ſo war es auch wirklich.

Ehe wir uns mit unſern Maͤdchen auf die Sei-
te machten, hielten wir Abrede, nach zwei Stunden
dieſen Ort zu verlaſſen, weil ich fuͤrchtete, wenn ich
laͤnger oder bis an den Tag an dieſem Orte des Ver-
gnuͤgens weilte, ein Bekannter mich ſehen und die
ganze Geſchichte auspoſaunen moͤchte. F... gab
mir hierin Recht, und ſetzte hinzu: „Ich ſcheere mich
„zwar den Teufel drum, ob man mich ſieht, oder
„nicht; aber du mußt dich ſchon wegen der Leute ein
„Biſſel ſcheniren, wenn du zu'n Menſchern gehſt.
„Du biſt'n Pfaff, und die Pfaffen duͤrfen dieſe
„Sache nicht ſo kommode haben, als die Welt-
„kinder.“

Es war auch wirklich noch nicht Tag, als
wir unſere Nymphen verließen; der Baron zwar
ungern, denn er kehrte oft in der Thuͤr um, und
ſprach noch mit dem Maͤdchen leiſe. Wir marſchir-
ten ſogleich nach dem Kranich, einem vornehmen
Wirthshauſe, pochten den Hausknecht daſelbſt her-
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[377/0391] Wir waren beide von Wein und wolluͤſtigen Bildern erhitzt, ſahen den Tiſch gedeckt, und, weil wir des- halb gekommen waren, unſere Wuͤnſche erfuͤllt: was ſollten wir alſo auf das Nicht wahr des Maͤdchens antworten? Nichts weiter, als daß wir blieben: nicht wahr? — Und ſo war es auch wirklich. Ehe wir uns mit unſern Maͤdchen auf die Sei- te machten, hielten wir Abrede, nach zwei Stunden dieſen Ort zu verlaſſen, weil ich fuͤrchtete, wenn ich laͤnger oder bis an den Tag an dieſem Orte des Ver- gnuͤgens weilte, ein Bekannter mich ſehen und die ganze Geſchichte auspoſaunen moͤchte. F... gab mir hierin Recht, und ſetzte hinzu: „Ich ſcheere mich „zwar den Teufel drum, ob man mich ſieht, oder „nicht; aber du mußt dich ſchon wegen der Leute ein „Biſſel ſcheniren, wenn du zu'n Menſchern gehſt. „Du biſt'n Pfaff, und die Pfaffen duͤrfen dieſe „Sache nicht ſo kommode haben, als die Welt- „kinder.“ Es war auch wirklich noch nicht Tag, als wir unſere Nymphen verließen; der Baron zwar ungern, denn er kehrte oft in der Thuͤr um, und ſprach noch mit dem Maͤdchen leiſe. Wir marſchir- ten ſogleich nach dem Kranich, einem vornehmen Wirthshauſe, pochten den Hausknecht daſelbſt her- aus, und ſchliefen auf dieſe Motion bis zehn Uhr.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/391>, abgerufen am 23.11.2024.