sähe; so nahm er sich meiner nicht weiter an. -- Ich benahm mich hierbei so ziemlich leidlich. Die Nachricht, daß Zimmermann an die per decretum Serenissimi mir zuerkannte Stelle gekommen sey, er- trug ich ohne viele Kränkung; allein die vom Hof- prediger, Herrn Kremer, jetzigen Oberpfarrer zu Rheinheim, nach der Höpfner und der Baron von Wallbrunn vermöge ihrer elenden Relationen an mei- nem Durchfall Schuld gewesen waren, ärgerte mich ganz grimmig. Ich sah indeß den Zusammenhang der ganzen Kabale sehr gut ein, und fand in meinem unbesonnenen Betragen gegen den Pfarrer Wagener, sonst Magister Weitmaul genannt, mancherlei Ursache dazu; allein, statt klüger zu werden, suchte ich mich durch neue auf ihn verfertigte Schmähschrif- ten zu rächen, die theils den vatinianischen Haß der ganzen Wagenerischen Familie vermehrte, theils bei ihrem Anhange mir neuen zuzog. -- Ich verfer- tigte nämlich eine genealogische Tabelle der Wage- ners, welche ich von dem Famulus des berüchtigten Schwarzkünstlers, Doktor Fausts, der auch Wa- gener geheißen haben soll, abstammen ließ. Dies Ding wurde fleißig gelesen, und wurde sogar mit Beifall beklatscht und belacht. So angenehm ich aber andern dadurch geworden war, so vielen Ver- druß und so viele Vorwürfe zog ich mir deshalb bei meinem Vater und meinen Anverwandten zu.
ſaͤhe; ſo nahm er ſich meiner nicht weiter an. — Ich benahm mich hierbei ſo ziemlich leidlich. Die Nachricht, daß Zimmermann an die per decretum Sereniſſimi mir zuerkannte Stelle gekommen ſey, er- trug ich ohne viele Kraͤnkung; allein die vom Hof- prediger, Herrn Kremer, jetzigen Oberpfarrer zu Rheinheim, nach der Hoͤpfner und der Baron von Wallbrunn vermoͤge ihrer elenden Relationen an mei- nem Durchfall Schuld geweſen waren, aͤrgerte mich ganz grimmig. Ich ſah indeß den Zuſammenhang der ganzen Kabale ſehr gut ein, und fand in meinem unbeſonnenen Betragen gegen den Pfarrer Wagener, ſonſt Magiſter Weitmaul genannt, mancherlei Urſache dazu; allein, ſtatt kluͤger zu werden, ſuchte ich mich durch neue auf ihn verfertigte Schmaͤhſchrif- ten zu raͤchen, die theils den vatinianiſchen Haß der ganzen Wageneriſchen Familie vermehrte, theils bei ihrem Anhange mir neuen zuzog. — Ich verfer- tigte naͤmlich eine genealogiſche Tabelle der Wage- ners, welche ich von dem Famulus des beruͤchtigten Schwarzkuͤnſtlers, Doktor Fauſts, der auch Wa- gener geheißen haben ſoll, abſtammen ließ. Dies Ding wurde fleißig geleſen, und wurde ſogar mit Beifall beklatſcht und belacht. So angenehm ich aber andern dadurch geworden war, ſo vielen Ver- druß und ſo viele Vorwuͤrfe zog ich mir deshalb bei meinem Vater und meinen Anverwandten zu.
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ſaͤhe; ſo nahm er ſich meiner nicht weiter an. —
Ich benahm mich hierbei ſo ziemlich leidlich. Die
Nachricht, daß Zimmermann an die per decretum
Sereniſſimi mir zuerkannte Stelle gekommen ſey, er-
trug ich ohne viele Kraͤnkung; allein die vom Hof-
prediger, Herrn Kremer, jetzigen Oberpfarrer zu
Rheinheim, nach der Hoͤpfner und der Baron von
Wallbrunn vermoͤge ihrer elenden Relationen an mei-
nem Durchfall Schuld geweſen waren, aͤrgerte mich
ganz grimmig. Ich ſah indeß den Zuſammenhang
der ganzen Kabale ſehr gut ein, und fand in meinem
unbeſonnenen Betragen gegen den Pfarrer Wagener,
ſonſt Magiſter Weitmaul genannt, mancherlei
Urſache dazu; allein, ſtatt kluͤger zu werden, ſuchte
ich mich durch neue auf ihn verfertigte Schmaͤhſchrif-
ten zu raͤchen, die theils den vatinianiſchen Haß der
ganzen Wageneriſchen Familie vermehrte, theils bei
ihrem Anhange mir neuen zuzog. — Ich verfer-
tigte naͤmlich eine genealogiſche Tabelle der Wage-
ners, welche ich von dem Famulus des beruͤchtigten
Schwarzkuͤnſtlers, Doktor Fauſts, der auch Wa-
gener geheißen haben ſoll, abſtammen ließ. Dies
Ding wurde fleißig geleſen, und wurde ſogar mit
Beifall beklatſcht und belacht. So angenehm ich
aber andern dadurch geworden war, ſo vielen Ver-
druß und ſo viele Vorwuͤrfe zog ich mir deshalb bei
meinem Vater und meinen Anverwandten zu.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/352>, abgerufen am 19.02.2025.
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