nachher unstät und unversorgt herum, bis Herr von Wallbrunn seinen bisherigen Amtmann Wolf in Niedersaulheim, einen Mann ohne Vermögen, einen Vater mit sechs Kindern, einen braven gelehrten Mann, einen nahen Anverwandten des Herrn Prof. Schlözers in Göttingen, blos deshalb absetzte, um den Hofmeister -- sein Name ist mir nicht ganz mehr erinnerlich; allein den wenigen Spuren meiner Ge- dächtnißkraft zu folge, heißt er Walther -- ins Brodt bringen zu können.
So war denn dieser unwissende Mensch, wel- chen der Oberschulz Brug nicht selten geketzert hat, in die Pfalz gekommen; Wagener hatte ihn wider mich aufgebracht und die Procedur ging folgender- maßen. Der neue Amtmann steckte sich hinter seinem Herrn, und dieser, vom Apellationsrathe Höpf- ner, ehemaligen Professor in Gießen, und einem Kandidaten, Namens Baumann, der mich noch von Giessen aus haßte, unterstützt, verfertigte eine sehr schlimme Schilderung von meinem Charakter, und schickte selbige nach Pirmasens an den Feldprobst Venator. -- Bisher hatte sich Herr Stauch meiner angenommen; allein da dieser durch Venator Nachricht davon erhielt, und der Landgraf ihn mer- ken ließ, daß er gern den Zimmermann befördert
Erster Theil. Y
nachher unſtaͤt und unverſorgt herum, bis Herr von Wallbrunn ſeinen bisherigen Amtmann Wolf in Niederſaulheim, einen Mann ohne Vermoͤgen, einen Vater mit ſechs Kindern, einen braven gelehrten Mann, einen nahen Anverwandten des Herrn Prof. Schloͤzers in Goͤttingen, blos deshalb abſetzte, um den Hofmeiſter — ſein Name iſt mir nicht ganz mehr erinnerlich; allein den wenigen Spuren meiner Ge- daͤchtnißkraft zu folge, heißt er Walther — ins Brodt bringen zu koͤnnen.
So war denn dieſer unwiſſende Menſch, wel- chen der Oberſchulz Brug nicht ſelten geketzert hat, in die Pfalz gekommen; Wagener hatte ihn wider mich aufgebracht und die Procedur ging folgender- maßen. Der neue Amtmann ſteckte ſich hinter ſeinem Herrn, und dieſer, vom Apellationsrathe Hoͤpf- ner, ehemaligen Profeſſor in Gießen, und einem Kandidaten, Namens Baumann, der mich noch von Gieſſen aus haßte, unterſtuͤtzt, verfertigte eine ſehr ſchlimme Schilderung von meinem Charakter, und ſchickte ſelbige nach Pirmaſens an den Feldprobſt Venator. — Bisher hatte ſich Herr Stauch meiner angenommen; allein da dieſer durch Venator Nachricht davon erhielt, und der Landgraf ihn mer- ken ließ, daß er gern den Zimmermann befoͤrdert
Erſter Theil. Y
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[337/0351]
nachher unſtaͤt und unverſorgt herum, bis Herr von
Wallbrunn ſeinen bisherigen Amtmann Wolf in
Niederſaulheim, einen Mann ohne Vermoͤgen, einen
Vater mit ſechs Kindern, einen braven gelehrten
Mann, einen nahen Anverwandten des Herrn Prof.
Schloͤzers in Goͤttingen, blos deshalb abſetzte, um
den Hofmeiſter — ſein Name iſt mir nicht ganz mehr
erinnerlich; allein den wenigen Spuren meiner Ge-
daͤchtnißkraft zu folge, heißt er Walther — ins
Brodt bringen zu koͤnnen.
So war denn dieſer unwiſſende Menſch, wel-
chen der Oberſchulz Brug nicht ſelten geketzert hat,
in die Pfalz gekommen; Wagener hatte ihn wider
mich aufgebracht und die Procedur ging folgender-
maßen. Der neue Amtmann ſteckte ſich hinter ſeinem
Herrn, und dieſer, vom Apellationsrathe Hoͤpf-
ner, ehemaligen Profeſſor in Gießen, und einem
Kandidaten, Namens Baumann, der mich noch
von Gieſſen aus haßte, unterſtuͤtzt, verfertigte eine
ſehr ſchlimme Schilderung von meinem Charakter,
und ſchickte ſelbige nach Pirmaſens an den Feldprobſt
Venator. — Bisher hatte ſich Herr Stauch
meiner angenommen; allein da dieſer durch Venator
Nachricht davon erhielt, und der Landgraf ihn mer-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/351>, abgerufen am 19.02.2025.
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