und wenig Inländer beförderte; so kann ichs weder ihm noch dem Superintendenten verdenken, daß sie die Stelle lieber mit einem Landskinde als mit mir besetzen wollten. Nur hätte keiner von beiden sich niederträchtiger Kabalen bedienen sollen, um den Zimmermann zu befördern und mich hintan zu setzen. Dergleichen ist schlecht; und doch thaten sie es.
Ich hatte im Darmstädtschen einige Feinde. Da- hin gehört Mosje Jawand, damals Büchsenspan- ner beim Erbprinzen, welchem ich einmal auf die Füße getreten hatte. Dieser Mosje Jawand, der, wie die Leute seines Geschlechts, viel bei Hofe galt, und der Zimmermanns Gönner war, brachte es bei seinem Prinzen dahin, daß dieser nach Pirmasens schrieb, und Zimmermannen zu der Stelle empfahl, die mir zugedacht war. Das war eins aus dem Kapitel der Vorsehung und Regierung Gottes in der Menschenwelt! Ferner hatte ich Wagenern von Udenheim beleidigt, und dadurch seine Feindschaft mir zugezogen. Wagener war, wie alle kleinen Seelen, auf niedrige Rache bedacht. Man höre, wie ers anfing! --
Der jetzige Amtmann von Niedersaulheim wollte damals eben die Schwester des Wageners heirathen. Jener war ehemals Hofmeister des jun- gen Herrn von Wallbrunn in Darmstadt gewesen, hatte mich in Gießen kennen gelernt, und trieb sich
und wenig Inlaͤnder befoͤrderte; ſo kann ichs weder ihm noch dem Superintendenten verdenken, daß ſie die Stelle lieber mit einem Landskinde als mit mir beſetzen wollten. Nur haͤtte keiner von beiden ſich niedertraͤchtiger Kabalen bedienen ſollen, um den Zimmermann zu befoͤrdern und mich hintan zu ſetzen. Dergleichen iſt ſchlecht; und doch thaten ſie es.
Ich hatte im Darmſtaͤdtſchen einige Feinde. Da- hin gehoͤrt Mosje Jawand, damals Buͤchſenſpan- ner beim Erbprinzen, welchem ich einmal auf die Fuͤße getreten hatte. Dieſer Mosje Jawand, der, wie die Leute ſeines Geſchlechts, viel bei Hofe galt, und der Zimmermanns Goͤnner war, brachte es bei ſeinem Prinzen dahin, daß dieſer nach Pirmaſens ſchrieb, und Zimmermannen zu der Stelle empfahl, die mir zugedacht war. Das war eins aus dem Kapitel der Vorſehung und Regierung Gottes in der Menſchenwelt! Ferner hatte ich Wagenern von Udenheim beleidigt, und dadurch ſeine Feindſchaft mir zugezogen. Wagener war, wie alle kleinen Seelen, auf niedrige Rache bedacht. Man hoͤre, wie ers anfing! —
Der jetzige Amtmann von Niederſaulheim wollte damals eben die Schweſter des Wageners heirathen. Jener war ehemals Hofmeiſter des jun- gen Herrn von Wallbrunn in Darmſtadt geweſen, hatte mich in Gießen kennen gelernt, und trieb ſich
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und wenig Inlaͤnder befoͤrderte; ſo kann ichs weder
ihm noch dem Superintendenten verdenken, daß ſie
die Stelle lieber mit einem Landskinde als mit mir
beſetzen wollten. Nur haͤtte keiner von beiden ſich
niedertraͤchtiger Kabalen bedienen ſollen, um den
Zimmermann zu befoͤrdern und mich hintan zu ſetzen.
Dergleichen iſt ſchlecht; und doch thaten ſie es.
Ich hatte im Darmſtaͤdtſchen einige Feinde. Da-
hin gehoͤrt Mosje Jawand, damals Buͤchſenſpan-
ner beim Erbprinzen, welchem ich einmal auf die
Fuͤße getreten hatte. Dieſer Mosje Jawand, der,
wie die Leute ſeines Geſchlechts, viel bei Hofe galt,
und der Zimmermanns Goͤnner war, brachte es bei
ſeinem Prinzen dahin, daß dieſer nach Pirmaſens
ſchrieb, und Zimmermannen zu der Stelle empfahl,
die mir zugedacht war. Das war eins aus dem
Kapitel der Vorſehung und Regierung Gottes in der
Menſchenwelt! Ferner hatte ich Wagenern von
Udenheim beleidigt, und dadurch ſeine Feindſchaft
mir zugezogen. Wagener war, wie alle kleinen
Seelen, auf niedrige Rache bedacht. Man hoͤre,
wie ers anfing! —
Der jetzige Amtmann von Niederſaulheim
wollte damals eben die Schweſter des Wageners
heirathen. Jener war ehemals Hofmeiſter des jun-
gen Herrn von Wallbrunn in Darmſtadt geweſen,
hatte mich in Gießen kennen gelernt, und trieb ſich
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/350>, abgerufen am 19.02.2025.
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