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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Außer den Katholischen und Reformirten Theo-
logen sollen auch die lutherischen Konsistorialräthe für
lutherische Landeskinder theologische Vorlesungen hal-
ten. So will es wenigstens der Kurfürst; allein da
die lutherischen Räthe Leute sind, denen es an Kennt-
nissen fehlt, so hat kein Mensch von Lutheranern da-
hin gehen wollen: und das Projekt ist mißlungen.
Es war auch überhaupt ein seltsamer Gedanke, die
dortigen Herren Michaelis, Zehner u. d. g. Colle-
gien halten zu lassen!

Nun noch ein Wort von den Heidelberger Stu-
denten. Diese sind lauter Landeskinder: denn sehr
selten verläuft sich ein Ausländer dahin, und selbst
diejenigen Landeskinder, welche etwas rechts lernen
wollen, gehen auf andre Schulen und Universitäten.
So besuchten Hr. Abbeg, jetzt Rektor zu Heidelberg,
die Schule in Grünstadt, und studirte hernach in
Halle, wo er unter der Leitung des vortreflichen
Wolfs sich so bildete, daß er mit Recht für den größ-
ten Philologen am Rheinstrom gehalten wird. Die
beiden Hrn. Weikom haben es eben so gemacht: aber
das sind seltene Beispiele.

Da die Pfälzer Schulen über allen Glauben
elend sind; so kommen die Herren Füchse ohne alle
Vorkenntnisse nach Heidelberg, nehmen die Lehrstun-
den an, welche ihnen der Herr Kirchenrath, an den

Außer den Katholiſchen und Reformirten Theo-
logen ſollen auch die lutheriſchen Konſiſtorialraͤthe fuͤr
lutheriſche Landeskinder theologiſche Vorleſungen hal-
ten. So will es wenigſtens der Kurfuͤrſt; allein da
die lutheriſchen Raͤthe Leute ſind, denen es an Kennt-
niſſen fehlt, ſo hat kein Menſch von Lutheranern da-
hin gehen wollen: und das Projekt iſt mißlungen.
Es war auch uͤberhaupt ein ſeltſamer Gedanke, die
dortigen Herren Michaelis, Zehner u. d. g. Colle-
gien halten zu laſſen!

Nun noch ein Wort von den Heidelberger Stu-
denten. Dieſe ſind lauter Landeskinder: denn ſehr
ſelten verlaͤuft ſich ein Auslaͤnder dahin, und ſelbſt
diejenigen Landeskinder, welche etwas rechts lernen
wollen, gehen auf andre Schulen und Univerſitaͤten.
So beſuchten Hr. Abbeg, jetzt Rektor zu Heidelberg,
die Schule in Gruͤnſtadt, und ſtudirte hernach in
Halle, wo er unter der Leitung des vortreflichen
Wolfs ſich ſo bildete, daß er mit Recht fuͤr den groͤß-
ten Philologen am Rheinſtrom gehalten wird. Die
beiden Hrn. Weikom haben es eben ſo gemacht: aber
das ſind ſeltene Beiſpiele.

Da die Pfaͤlzer Schulen uͤber allen Glauben
elend ſind; ſo kommen die Herren Fuͤchſe ohne alle
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[294/0308] Außer den Katholiſchen und Reformirten Theo- logen ſollen auch die lutheriſchen Konſiſtorialraͤthe fuͤr lutheriſche Landeskinder theologiſche Vorleſungen hal- ten. So will es wenigſtens der Kurfuͤrſt; allein da die lutheriſchen Raͤthe Leute ſind, denen es an Kennt- niſſen fehlt, ſo hat kein Menſch von Lutheranern da- hin gehen wollen: und das Projekt iſt mißlungen. Es war auch uͤberhaupt ein ſeltſamer Gedanke, die dortigen Herren Michaelis, Zehner u. d. g. Colle- gien halten zu laſſen! Nun noch ein Wort von den Heidelberger Stu- denten. Dieſe ſind lauter Landeskinder: denn ſehr ſelten verlaͤuft ſich ein Auslaͤnder dahin, und ſelbſt diejenigen Landeskinder, welche etwas rechts lernen wollen, gehen auf andre Schulen und Univerſitaͤten. So beſuchten Hr. Abbeg, jetzt Rektor zu Heidelberg, die Schule in Gruͤnſtadt, und ſtudirte hernach in Halle, wo er unter der Leitung des vortreflichen Wolfs ſich ſo bildete, daß er mit Recht fuͤr den groͤß- ten Philologen am Rheinſtrom gehalten wird. Die beiden Hrn. Weikom haben es eben ſo gemacht: aber das ſind ſeltene Beiſpiele. Da die Pfaͤlzer Schulen uͤber allen Glauben elend ſind; ſo kommen die Herren Fuͤchſe ohne alle Vorkenntniſſe nach Heidelberg, nehmen die Lehrſtun- den an, welche ihnen der Herr Kirchenrath, an den

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/308>, abgerufen am 17.05.2024.