skandalöse Kronik in der Pfalz giebt viel Nachrichten von ihr. --
Der Prof. Buttinghausen las historische Sa- chen: aber da er wenig wußte, und alles durch ein- ander vortrug; so glichen seine Lektionen einem Quod- libet. Er ist nun todt.
Der reformirte Prof. der Philosophie, Herr Fauth, ist, wie ihn selbst die heidelberger Studenten beschreiben -- man denke sich heidelberger Stu- denten, als Kritiker eines Philosophen! -- ein elender Schwätzer, der das Kompendium abkanzelt, und hin und wieder seinen schalen Witz dazu setzt. Er liest auch Kirchengeschichte, zwei Stunden die Woche. Das mag eine Kirchengeschichte seyn!
Ueberhaupt ist die ganze philosophische Fakultät zu Heidelberg eine Gesellschaft unphilosophischer hirn- loser Grützköpfe, die lieber Vorlesungen über Eulen- spiegel, als über Philosophie halten sollten. Das ist ein harter Satz, den ich aber augenscheinlich bewei- sen werde. Man höre! Herr Wiehrl, ein katho- lischer Weltpriester, und sehr belesner gelehrter Mann, ward 1778 Professor zu Baden. Er las über des Göttingischen Feders -- Bücher, und das mit Beifall. Die schleichenden Exjesuiten fanden bald, daß Hr. Wiehrl ketzerische Sätze vortrüge, und mach- ten beim Bischof zu Speier, der in Bruchsal wohn-
ſkandaloͤſe Kronik in der Pfalz giebt viel Nachrichten von ihr. —
Der Prof. Buttinghauſen las hiſtoriſche Sa- chen: aber da er wenig wußte, und alles durch ein- ander vortrug; ſo glichen ſeine Lektionen einem Quod- libet. Er iſt nun todt.
Der reformirte Prof. der Philoſophie, Herr Fauth, iſt, wie ihn ſelbſt die heidelberger Studenten beſchreiben — man denke ſich heidelberger Stu- denten, als Kritiker eines Philoſophen! — ein elender Schwaͤtzer, der das Kompendium abkanzelt, und hin und wieder ſeinen ſchalen Witz dazu ſetzt. Er lieſt auch Kirchengeſchichte, zwei Stunden die Woche. Das mag eine Kirchengeſchichte ſeyn!
Ueberhaupt iſt die ganze philoſophiſche Fakultaͤt zu Heidelberg eine Geſellſchaft unphiloſophiſcher hirn- loſer Gruͤtzkoͤpfe, die lieber Vorleſungen uͤber Eulen- ſpiegel, als uͤber Philoſophie halten ſollten. Das iſt ein harter Satz, den ich aber augenſcheinlich bewei- ſen werde. Man hoͤre! Herr Wiehrl, ein katho- liſcher Weltprieſter, und ſehr beleſner gelehrter Mann, ward 1778 Profeſſor zu Baden. Er las uͤber des Goͤttingiſchen Feders — Buͤcher, und das mit Beifall. Die ſchleichenden Exjeſuiten fanden bald, daß Hr. Wiehrl ketzeriſche Saͤtze vortruͤge, und mach- ten beim Biſchof zu Speier, der in Bruchſal wohn-
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ſkandaloͤſe Kronik in der Pfalz giebt viel Nachrichten
von ihr. —
Der Prof. Buttinghauſen las hiſtoriſche Sa-
chen: aber da er wenig wußte, und alles durch ein-
ander vortrug; ſo glichen ſeine Lektionen einem Quod-
libet. Er iſt nun todt.
Der reformirte Prof. der Philoſophie, Herr
Fauth, iſt, wie ihn ſelbſt die heidelberger Studenten
beſchreiben — man denke ſich heidelberger Stu-
denten, als Kritiker eines Philoſophen! — ein
elender Schwaͤtzer, der das Kompendium abkanzelt,
und hin und wieder ſeinen ſchalen Witz dazu ſetzt.
Er lieſt auch Kirchengeſchichte, zwei Stunden die
Woche. Das mag eine Kirchengeſchichte ſeyn!
Ueberhaupt iſt die ganze philoſophiſche Fakultaͤt
zu Heidelberg eine Geſellſchaft unphiloſophiſcher hirn-
loſer Gruͤtzkoͤpfe, die lieber Vorleſungen uͤber Eulen-
ſpiegel, als uͤber Philoſophie halten ſollten. Das iſt
ein harter Satz, den ich aber augenſcheinlich bewei-
ſen werde. Man hoͤre! Herr Wiehrl, ein katho-
liſcher Weltprieſter, und ſehr beleſner gelehrter Mann,
ward 1778 Profeſſor zu Baden. Er las uͤber des
Goͤttingiſchen Feders — Buͤcher, und das mit
Beifall. Die ſchleichenden Exjeſuiten fanden bald,
daß Hr. Wiehrl ketzeriſche Saͤtze vortruͤge, und mach-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/306>, abgerufen am 09.01.2025.
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