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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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gen würde, wenn er diesen Umgang ferner gestattete,
besonders da Herr Schönburg als der größte Schwein-
ygel in der ganzen Gegend bekannt war. Er ließ sich
bewegen, und schickte seine Tochter nach Darmstadt
zu einer Base. Schönburg war vor Aerger ausser
sich, da seine Liebschaft fort war. Ich begleitete ihn
nach Mainz, wo er seine Rechnung ablegen muste,
und von da aus machten wir eine donquischottische
Reise nach Darmstadt.

Aber nun war die Frage, wie Schönborn die
Mamsell Köster zu sprechen kriegen sollte. Ich ver-
sprach es zu bewirken, besuchte sie also, welches
nicht auffallend seyn konnte, da ich mit ihr verwandt
war. Hier ist unser Gespräch, das wir hielten, so
bald wir im Garten allein waren.

Ich: Wissen Sie was neues, Mamsell Ku-
sine? der närrische Amtsverwalter ist hier!

Sie: Mein Gott, Herr Vetter, was sagen
Sie! was will denn der hier?

Ich: Er will Sie sprechen. Er wird noch
verrückt, wenn er Sie nicht bald sehen darf.

Sie: (erschrocken) Er wird doch nicht hieher
kommen! Gott! was würde die Base sagen!

Ich: Er wird gewiß zu Ihnen kommen; ich
habe ihn noch abgehalten, sonst wäre er schon da.
Wissen Sie was, ich will Ihnen Rath geben: Ver-

Erster Theil. S

gen wuͤrde, wenn er dieſen Umgang ferner geſtattete,
beſonders da Herr Schoͤnburg als der groͤßte Schwein-
ygel in der ganzen Gegend bekannt war. Er ließ ſich
bewegen, und ſchickte ſeine Tochter nach Darmſtadt
zu einer Baſe. Schoͤnburg war vor Aerger auſſer
ſich, da ſeine Liebſchaft fort war. Ich begleitete ihn
nach Mainz, wo er ſeine Rechnung ablegen muſte,
und von da aus machten wir eine donquiſchottiſche
Reiſe nach Darmſtadt.

Aber nun war die Frage, wie Schoͤnborn die
Mamſell Koͤſter zu ſprechen kriegen ſollte. Ich ver-
ſprach es zu bewirken, beſuchte ſie alſo, welches
nicht auffallend ſeyn konnte, da ich mit ihr verwandt
war. Hier iſt unſer Geſpraͤch, das wir hielten, ſo
bald wir im Garten allein waren.

Ich: Wiſſen Sie was neues, Mamſell Ku-
ſine? der naͤrriſche Amtsverwalter iſt hier!

Sie: Mein Gott, Herr Vetter, was ſagen
Sie! was will denn der hier?

Ich: Er will Sie ſprechen. Er wird noch
verruͤckt, wenn er Sie nicht bald ſehen darf.

Sie: (erſchrocken) Er wird doch nicht hieher
kommen! Gott! was wuͤrde die Baſe ſagen!

Ich: Er wird gewiß zu Ihnen kommen; ich
habe ihn noch abgehalten, ſonſt waͤre er ſchon da.
Wiſſen Sie was, ich will Ihnen Rath geben: Ver-

Erſter Theil. S
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[273/0287] gen wuͤrde, wenn er dieſen Umgang ferner geſtattete, beſonders da Herr Schoͤnburg als der groͤßte Schwein- ygel in der ganzen Gegend bekannt war. Er ließ ſich bewegen, und ſchickte ſeine Tochter nach Darmſtadt zu einer Baſe. Schoͤnburg war vor Aerger auſſer ſich, da ſeine Liebſchaft fort war. Ich begleitete ihn nach Mainz, wo er ſeine Rechnung ablegen muſte, und von da aus machten wir eine donquiſchottiſche Reiſe nach Darmſtadt. Aber nun war die Frage, wie Schoͤnborn die Mamſell Koͤſter zu ſprechen kriegen ſollte. Ich ver- ſprach es zu bewirken, beſuchte ſie alſo, welches nicht auffallend ſeyn konnte, da ich mit ihr verwandt war. Hier iſt unſer Geſpraͤch, das wir hielten, ſo bald wir im Garten allein waren. Ich: Wiſſen Sie was neues, Mamſell Ku- ſine? der naͤrriſche Amtsverwalter iſt hier! Sie: Mein Gott, Herr Vetter, was ſagen Sie! was will denn der hier? Ich: Er will Sie ſprechen. Er wird noch verruͤckt, wenn er Sie nicht bald ſehen darf. Sie: (erſchrocken) Er wird doch nicht hieher kommen! Gott! was wuͤrde die Baſe ſagen! Ich: Er wird gewiß zu Ihnen kommen; ich habe ihn noch abgehalten, ſonſt waͤre er ſchon da. Wiſſen Sie was, ich will Ihnen Rath geben: Ver- Erſter Theil. S

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/287>, abgerufen am 18.05.2024.