thig hatte. Hier einige Pröbchen zur Erschütte- rung des Zwerchfells.
In einer Gesellschaft von Studenten war Mei- ster Dippel auch. Einer davon sagte: "wenn ich doch nur mit Heynen nicht übern Fuß gespannt wä- re, so ließ ich mir seine Ausgabe von Horazens he- bräischen Georgicis und seiner griechischen Ueberse- tzung des Eulenspiegels geben. Sie kommen erst auf die Messe in den Buchläden; aber Heyne hat sie schon an mehrere verborgt." Dippel erboth sich also- bald, er wolle zu Heynen gehen, und sich die Bü- cher ausbitten. Man stelle sich nun Heynen vor, wie Dippel vor ihm stand und Horazens hebräische Georgica und den griechischen Eulenspiegel aus- bath! Es waren gerade Fremde zugegen, und Heyne, der sich sehr ärgerte, schmiß den guten Dip- pel zur Thür hinaus, und schalt ihn einen dum- men Esel.
Ein andermal machte ein Engländer dem Men- schen weiß, man trüge jezt nach der neuesten Mode Halsbinden von bundem Stroh, mit einer Schelle vorn am Hals, ströherne Kokarden und eben solche Röschen hinten auf dem Zopf. Er schenkte ihm so- gleich eine solche Garnitur, deren er etliche hatte machen lassen, um den Einfaltspinsel anzuführen: und dieser legte den Ornat auch an, wanderte so lan- ge damit durch die Straßen, bis die hinter ihm her-
thig hatte. Hier einige Proͤbchen zur Erſchuͤtte- rung des Zwerchfells.
In einer Geſellſchaft von Studenten war Mei- ſter Dippel auch. Einer davon ſagte: „wenn ich doch nur mit Heynen nicht uͤbern Fuß geſpannt waͤ- re, ſo ließ ich mir ſeine Ausgabe von Horazens he- braͤiſchen Georgicis und ſeiner griechiſchen Ueberſe- tzung des Eulenſpiegels geben. Sie kommen erſt auf die Meſſe in den Buchlaͤden; aber Heyne hat ſie ſchon an mehrere verborgt.“ Dippel erboth ſich alſo- bald, er wolle zu Heynen gehen, und ſich die Buͤ- cher ausbitten. Man ſtelle ſich nun Heynen vor, wie Dippel vor ihm ſtand und Horazens hebraͤiſche Georgica und den griechiſchen Eulenſpiegel aus- bath! Es waren gerade Fremde zugegen, und Heyne, der ſich ſehr aͤrgerte, ſchmiß den guten Dip- pel zur Thuͤr hinaus, und ſchalt ihn einen dum- men Eſel.
Ein andermal machte ein Englaͤnder dem Men- ſchen weiß, man truͤge jezt nach der neueſten Mode Halsbinden von bundem Stroh, mit einer Schelle vorn am Hals, ſtroͤherne Kokarden und eben ſolche Roͤschen hinten auf dem Zopf. Er ſchenkte ihm ſo- gleich eine ſolche Garnitur, deren er etliche hatte machen laſſen, um den Einfaltspinſel anzufuͤhren: und dieſer legte den Ornat auch an, wanderte ſo lan- ge damit durch die Straßen, bis die hinter ihm her-
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thig hatte. Hier einige Proͤbchen zur Erſchuͤtte-
rung des Zwerchfells.
In einer Geſellſchaft von Studenten war Mei-
ſter Dippel auch. Einer davon ſagte: „wenn ich
doch nur mit Heynen nicht uͤbern Fuß geſpannt waͤ-
re, ſo ließ ich mir ſeine Ausgabe von Horazens he-
braͤiſchen Georgicis und ſeiner griechiſchen Ueberſe-
tzung des Eulenſpiegels geben. Sie kommen erſt auf
die Meſſe in den Buchlaͤden; aber Heyne hat ſie
ſchon an mehrere verborgt.“ Dippel erboth ſich alſo-
bald, er wolle zu Heynen gehen, und ſich die Buͤ-
cher ausbitten. Man ſtelle ſich nun Heynen vor,
wie Dippel vor ihm ſtand und Horazens hebraͤiſche
Georgica und den griechiſchen Eulenſpiegel aus-
bath! Es waren gerade Fremde zugegen, und
Heyne, der ſich ſehr aͤrgerte, ſchmiß den guten Dip-
pel zur Thuͤr hinaus, und ſchalt ihn einen dum-
men Eſel.
Ein andermal machte ein Englaͤnder dem Men-
ſchen weiß, man truͤge jezt nach der neueſten Mode
Halsbinden von bundem Stroh, mit einer Schelle
vorn am Hals, ſtroͤherne Kokarden und eben ſolche
Roͤschen hinten auf dem Zopf. Er ſchenkte ihm ſo-
gleich eine ſolche Garnitur, deren er etliche hatte
machen laſſen, um den Einfaltspinſel anzufuͤhren:
und dieſer legte den Ornat auch an, wanderte ſo lan-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/274>, abgerufen am 24.11.2024.
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