Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

ganz kapitale Menscher. Das war Einladung genug
für mich: doch sagte ich ihm gleich, daß ich nicht
viel verzehren könnte: denn ich müßte mein Geld zu
Rathe halten, weil ich einige Tage in Mainz zubrin-
gen wollte. Ei was, sagte er, was wird's denn
kosten? drei oder sechs Batzen, das ist's all! seyen
Sie doch artig! --

Der Kerl führte mich in ein Weinhaus, wel-
ches, wie ich hernach erfuhr, der rothe Ochse hieß,
und das österreichische Werbhaus war. Wir kamen
in eine artige Stube, wo allerlei Leute waren, mei-
stens österreichische Soldaten, und Musik. Mein
Begleiter ging sogleich zur Thür hinaus, um wie er
sagte, etwas nöthiges auszuführen, kam hernach zu-
rück und trank mit mir, einen Schoppen nach dem
andern. Endlich als er merkte, daß es mir im
Kopfe warm war, fragte er, ob ich nicht tanzen
wollte? Ich schlug es ab. So wollen wir, er-
wiederte er, uns wenigstens dort oben an den Tisch
setzen: da ist doch Gespräch! das war ich zufrieden,
und wir veränderten unsern Platz. Ich kam neben
einem Unterofficier zu sitzen, welcher ganz artig von
gleichgültigen Dingen sprach. Er trank mir einige-
mal zu, und ich that Bescheid. Der Wein stieg
mir endlich so stark in den Kopf, daß ich Brüder-
schaft mit dem Unterofficier und meinem Begleiter,
und wer weis, mit wem noch mehr, trank, daß ich

ganz kapitale Menſcher. Das war Einladung genug
fuͤr mich: doch ſagte ich ihm gleich, daß ich nicht
viel verzehren koͤnnte: denn ich muͤßte mein Geld zu
Rathe halten, weil ich einige Tage in Mainz zubrin-
gen wollte. Ei was, ſagte er, was wird's denn
koſten? drei oder ſechs Batzen, das iſt's all! ſeyen
Sie doch artig! —

Der Kerl fuͤhrte mich in ein Weinhaus, wel-
ches, wie ich hernach erfuhr, der rothe Ochſe hieß,
und das oͤſterreichiſche Werbhaus war. Wir kamen
in eine artige Stube, wo allerlei Leute waren, mei-
ſtens oͤſterreichiſche Soldaten, und Muſik. Mein
Begleiter ging ſogleich zur Thuͤr hinaus, um wie er
ſagte, etwas noͤthiges auszufuͤhren, kam hernach zu-
ruͤck und trank mit mir, einen Schoppen nach dem
andern. Endlich als er merkte, daß es mir im
Kopfe warm war, fragte er, ob ich nicht tanzen
wollte? Ich ſchlug es ab. So wollen wir, er-
wiederte er, uns wenigſtens dort oben an den Tiſch
ſetzen: da iſt doch Geſpraͤch! das war ich zufrieden,
und wir veraͤnderten unſern Platz. Ich kam neben
einem Unterofficier zu ſitzen, welcher ganz artig von
gleichguͤltigen Dingen ſprach. Er trank mir einige-
mal zu, und ich that Beſcheid. Der Wein ſtieg
mir endlich ſo ſtark in den Kopf, daß ich Bruͤder-
ſchaft mit dem Unterofficier und meinem Begleiter,
und wer weis, mit wem noch mehr, trank, daß ich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0252" n="238"/>
ganz kapitale Men&#x017F;cher. Das war Einladung genug<lb/>
fu&#x0364;r mich: doch &#x017F;agte ich ihm gleich, daß ich nicht<lb/>
viel verzehren ko&#x0364;nnte: denn ich mu&#x0364;ßte mein Geld zu<lb/>
Rathe halten, weil ich einige Tage in Mainz zubrin-<lb/>
gen wollte. Ei was, &#x017F;agte er, was wird's denn<lb/>
ko&#x017F;ten? drei oder &#x017F;echs Batzen, das i&#x017F;t's all! &#x017F;eyen<lb/>
Sie doch artig! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Der Kerl fu&#x0364;hrte mich in ein Weinhaus, wel-<lb/>
ches, wie ich hernach erfuhr, der rothe Och&#x017F;e hieß,<lb/>
und das o&#x0364;&#x017F;terreichi&#x017F;che Werbhaus war. Wir kamen<lb/>
in eine artige Stube, wo allerlei Leute waren, mei-<lb/>
&#x017F;tens o&#x0364;&#x017F;terreichi&#x017F;che Soldaten, und Mu&#x017F;ik. Mein<lb/>
Begleiter ging &#x017F;ogleich zur Thu&#x0364;r hinaus, um wie er<lb/>
&#x017F;agte, etwas no&#x0364;thiges auszufu&#x0364;hren, kam hernach zu-<lb/>
ru&#x0364;ck und trank mit mir, einen Schoppen nach dem<lb/>
andern. Endlich als er merkte, daß es mir im<lb/>
Kopfe warm war, fragte er, ob ich nicht tanzen<lb/>
wollte? Ich &#x017F;chlug es ab. So wollen wir, er-<lb/>
wiederte er, uns wenig&#x017F;tens dort oben an den Ti&#x017F;ch<lb/>
&#x017F;etzen: da i&#x017F;t doch Ge&#x017F;pra&#x0364;ch! das war ich zufrieden,<lb/>
und wir vera&#x0364;nderten un&#x017F;ern Platz. Ich kam neben<lb/>
einem Unterofficier zu &#x017F;itzen, welcher ganz artig von<lb/>
gleichgu&#x0364;ltigen Dingen &#x017F;prach. Er trank mir einige-<lb/>
mal zu, und ich that Be&#x017F;cheid. Der Wein &#x017F;tieg<lb/>
mir endlich &#x017F;o &#x017F;tark in den Kopf, daß ich Bru&#x0364;der-<lb/>
&#x017F;chaft mit dem Unterofficier und meinem Begleiter,<lb/>
und wer weis, mit wem noch mehr, trank, daß ich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0252] ganz kapitale Menſcher. Das war Einladung genug fuͤr mich: doch ſagte ich ihm gleich, daß ich nicht viel verzehren koͤnnte: denn ich muͤßte mein Geld zu Rathe halten, weil ich einige Tage in Mainz zubrin- gen wollte. Ei was, ſagte er, was wird's denn koſten? drei oder ſechs Batzen, das iſt's all! ſeyen Sie doch artig! — Der Kerl fuͤhrte mich in ein Weinhaus, wel- ches, wie ich hernach erfuhr, der rothe Ochſe hieß, und das oͤſterreichiſche Werbhaus war. Wir kamen in eine artige Stube, wo allerlei Leute waren, mei- ſtens oͤſterreichiſche Soldaten, und Muſik. Mein Begleiter ging ſogleich zur Thuͤr hinaus, um wie er ſagte, etwas noͤthiges auszufuͤhren, kam hernach zu- ruͤck und trank mit mir, einen Schoppen nach dem andern. Endlich als er merkte, daß es mir im Kopfe warm war, fragte er, ob ich nicht tanzen wollte? Ich ſchlug es ab. So wollen wir, er- wiederte er, uns wenigſtens dort oben an den Tiſch ſetzen: da iſt doch Geſpraͤch! das war ich zufrieden, und wir veraͤnderten unſern Platz. Ich kam neben einem Unterofficier zu ſitzen, welcher ganz artig von gleichguͤltigen Dingen ſprach. Er trank mir einige- mal zu, und ich that Beſcheid. Der Wein ſtieg mir endlich ſo ſtark in den Kopf, daß ich Bruͤder- ſchaft mit dem Unterofficier und meinem Begleiter, und wer weis, mit wem noch mehr, trank, daß ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/252
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/252>, abgerufen am 17.05.2024.