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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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einer alten Frau, welche bei uns für eine Hexe galt.
Diese sollte den Esel durch ihre Hexereien so in Har-
nisch gejagt haben. -- Ich für mein Theil freute
mich; konnte aber nicht schweigen: und so erfuhr
mein Vater den Urheber des Spektakels. Ich er-
hielt Ohrfeigen zur Belohnung, und Meister Trip-
penschneider -- Ersatz seines Schadens. Meine
Tante pflegte hernach dieses Stückchen als einen Be-
weis meiner Fähigkeiten anzuführen, wenn sie für
gut fand, ihre Affenliebe gegen mich durch Lob zu
äussern.

Meine Tante war eine große Freundin vom
Trunk, und diese Neigung ging so weit, daß sie sich
nicht nur oft schnurrig machte, sondern auch dann
und wann recht derb besoff. Mein Vater schloß
also, wenn er mit meiner Mutter über Feld ging,
den Keller zu, und ließ der Tante blos ihr Be-
stimmtes.

Meine Tante machte die Entdeckung, daß eins
von den Kellerfenstern ohne eiserne Barren und blos
mit einem hölzernen Gitter verwahrt war. Das
Gitter konte leicht weggenommen werden: ich mußte
mich also an einem oben befestigten Seile hinablassen.
Inwendig öffnete ich sodann die Kellerthür, und
Mamsell Tante konnte sich nach Herzenslust Wein
holen. Für sie selbst hätte es hingehen mögen: denn

einer alten Frau, welche bei uns fuͤr eine Hexe galt.
Dieſe ſollte den Eſel durch ihre Hexereien ſo in Har-
niſch gejagt haben. — Ich fuͤr mein Theil freute
mich; konnte aber nicht ſchweigen: und ſo erfuhr
mein Vater den Urheber des Spektakels. Ich er-
hielt Ohrfeigen zur Belohnung, und Meiſter Trip-
penſchneider — Erſatz ſeines Schadens. Meine
Tante pflegte hernach dieſes Stuͤckchen als einen Be-
weis meiner Faͤhigkeiten anzufuͤhren, wenn ſie fuͤr
gut fand, ihre Affenliebe gegen mich durch Lob zu
aͤuſſern.

Meine Tante war eine große Freundin vom
Trunk, und dieſe Neigung ging ſo weit, daß ſie ſich
nicht nur oft ſchnurrig machte, ſondern auch dann
und wann recht derb beſoff. Mein Vater ſchloß
alſo, wenn er mit meiner Mutter uͤber Feld ging,
den Keller zu, und ließ der Tante blos ihr Be-
ſtimmtes.

Meine Tante machte die Entdeckung, daß eins
von den Kellerfenſtern ohne eiſerne Barren und blos
mit einem hoͤlzernen Gitter verwahrt war. Das
Gitter konte leicht weggenommen werden: ich mußte
mich alſo an einem oben befeſtigten Seile hinablaſſen.
Inwendig oͤffnete ich ſodann die Kellerthuͤr, und
Mamſell Tante konnte ſich nach Herzensluſt Wein
holen. Fuͤr ſie ſelbſt haͤtte es hingehen moͤgen: denn

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[11/0025] einer alten Frau, welche bei uns fuͤr eine Hexe galt. Dieſe ſollte den Eſel durch ihre Hexereien ſo in Har- niſch gejagt haben. — Ich fuͤr mein Theil freute mich; konnte aber nicht ſchweigen: und ſo erfuhr mein Vater den Urheber des Spektakels. Ich er- hielt Ohrfeigen zur Belohnung, und Meiſter Trip- penſchneider — Erſatz ſeines Schadens. Meine Tante pflegte hernach dieſes Stuͤckchen als einen Be- weis meiner Faͤhigkeiten anzufuͤhren, wenn ſie fuͤr gut fand, ihre Affenliebe gegen mich durch Lob zu aͤuſſern. Meine Tante war eine große Freundin vom Trunk, und dieſe Neigung ging ſo weit, daß ſie ſich nicht nur oft ſchnurrig machte, ſondern auch dann und wann recht derb beſoff. Mein Vater ſchloß alſo, wenn er mit meiner Mutter uͤber Feld ging, den Keller zu, und ließ der Tante blos ihr Be- ſtimmtes. Meine Tante machte die Entdeckung, daß eins von den Kellerfenſtern ohne eiſerne Barren und blos mit einem hoͤlzernen Gitter verwahrt war. Das Gitter konte leicht weggenommen werden: ich mußte mich alſo an einem oben befeſtigten Seile hinablaſſen. Inwendig oͤffnete ich ſodann die Kellerthuͤr, und Mamſell Tante konnte ſich nach Herzensluſt Wein holen. Fuͤr ſie ſelbſt haͤtte es hingehen moͤgen: denn

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/25>, abgerufen am 21.11.2024.