tiren lassen, und sie nachgeschrieben. Nachmittags kamen noch mehrere auf Dillmanns Garten, und es wurde abermals kommersirt.
Nun wollten wir auch einen Orden in Mainz stiften, wenigstens wollten wir daselbst so eine Gestalt von Amicistenklupp aufbringen. Auch das gelang uns. Wir entwarfen, weil wir die ächten Gesetze nicht bei uns hatten, eine Art von Gesetzbuch, er- klärten alles, recipirten neun Studenten im Namen der Mutterloge in Jena, liessen einen Senior, Sub- senior, und Sekretär wählen, lehrten sie die Zeichen und Merkmale, und verpflichteten die Mitglieder des hochlöblichen Amicisten Ordens durch einen Hand- schlag und eine Art von Eidesformel, dem Orden getreu zu bleiben, die Gesetze zu beobachten, und was dergleichen Tollheiten mehr waren. So wurde denn auch das Ordensgift nach Mainz gebracht. Ob sich die Thorheit daselbst erhalten und ausgebreitet habe, kann ich nicht sagen. So viel ist gewiß, daß noch im Jahr 1781 Amicisten in Mainz gewesen sind, ächte oder unächte, darauf kommt bei einem akademischen Orden gar nichts an: jeder kann der- gleichen stiften, wenn er nur Leute findet, die dumm oder leichtsinnig genug sind, seine närrischen Grillen gut zu heißen, und ihnen nachzuahmen.
ist auch hierin viel feiner geworden, wenn sonst guter Geschmack überhaupt beim Kommersch statt finden kann.
tiren laſſen, und ſie nachgeſchrieben. Nachmittags kamen noch mehrere auf Dillmanns Garten, und es wurde abermals kommerſirt.
Nun wollten wir auch einen Orden in Mainz ſtiften, wenigſtens wollten wir daſelbſt ſo eine Geſtalt von Amiciſtenklupp aufbringen. Auch das gelang uns. Wir entwarfen, weil wir die aͤchten Geſetze nicht bei uns hatten, eine Art von Geſetzbuch, er- klaͤrten alles, recipirten neun Studenten im Namen der Mutterloge in Jena, lieſſen einen Senior, Sub- ſenior, und Sekretaͤr waͤhlen, lehrten ſie die Zeichen und Merkmale, und verpflichteten die Mitglieder des hochloͤblichen Amiciſten Ordens durch einen Hand- ſchlag und eine Art von Eidesformel, dem Orden getreu zu bleiben, die Geſetze zu beobachten, und was dergleichen Tollheiten mehr waren. So wurde denn auch das Ordensgift nach Mainz gebracht. Ob ſich die Thorheit daſelbſt erhalten und ausgebreitet habe, kann ich nicht ſagen. So viel iſt gewiß, daß noch im Jahr 1781 Amiciſten in Mainz geweſen ſind, aͤchte oder unaͤchte, darauf kommt bei einem akademiſchen Orden gar nichts an: jeder kann der- gleichen ſtiften, wenn er nur Leute findet, die dumm oder leichtſinnig genug ſind, ſeine naͤrriſchen Grillen gut zu heißen, und ihnen nachzuahmen.
iſt auch hierin viel feiner geworden, wenn ſonſt guter Geſchmack uͤberhaupt beim Kommerſch ſtatt finden kann.
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tiren laſſen, und ſie nachgeſchrieben. Nachmittags
kamen noch mehrere auf Dillmanns Garten, und es
wurde abermals kommerſirt.
Nun wollten wir auch einen Orden in Mainz
ſtiften, wenigſtens wollten wir daſelbſt ſo eine Geſtalt
von Amiciſtenklupp aufbringen. Auch das gelang
uns. Wir entwarfen, weil wir die aͤchten Geſetze
nicht bei uns hatten, eine Art von Geſetzbuch, er-
klaͤrten alles, recipirten neun Studenten im Namen
der Mutterloge in Jena, lieſſen einen Senior, Sub-
ſenior, und Sekretaͤr waͤhlen, lehrten ſie die Zeichen
und Merkmale, und verpflichteten die Mitglieder des
hochloͤblichen Amiciſten Ordens durch einen Hand-
ſchlag und eine Art von Eidesformel, dem Orden
getreu zu bleiben, die Geſetze zu beobachten, und
was dergleichen Tollheiten mehr waren. So wurde
denn auch das Ordensgift nach Mainz gebracht. Ob
ſich die Thorheit daſelbſt erhalten und ausgebreitet
habe, kann ich nicht ſagen. So viel iſt gewiß, daß
noch im Jahr 1781 Amiciſten in Mainz geweſen
ſind, aͤchte oder unaͤchte, darauf kommt bei einem
akademiſchen Orden gar nichts an: jeder kann der-
gleichen ſtiften, wenn er nur Leute findet, die dumm
oder leichtſinnig genug ſind, ſeine naͤrriſchen Grillen
gut zu heißen, und ihnen nachzuahmen.
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o) iſt auch hierin viel feiner geworden, wenn ſonſt guter
Geſchmack uͤberhaupt beim Kommerſch ſtatt finden kann.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/236>, abgerufen am 16.02.2025.
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