Koch in Karzerstrafe verwandeln helfen. Das ist mit Hrn. Schmids kritischer und poetisch-musenal- manachischer Erlaubniß, nicht wahr. Er setzt hin- zu: das wäre auf mein Bitten bei Hrn. Koch ge- schehen; da ich doch den Kanzler niemals um etwas gebeten habe, und auch gewiß -- hätte ich es jezt thun wollen -- bei dem gegen mich äußerst aufge- brachten Mann fehl gebeten hätte. -- Das al- les ist nicht wahr, und die noch in Gießen lebenden Professoren, Herr Jaup, Herr Köster und Herr Dietz müssen mir bezeugen, daß es nicht wahr ist. Denn an dem Tage, woran die Vota über meine Bestrafung gesammelt wurden, stimmten beinahe alle Professoren auf Karzerstrafe, und nur Hr. Koch drang auf meine Relegation: er hätte mich gar zu gern fortgejagt. Wenn also Hr. Schmid mir Un- dank gegen meinen Retter, Hern Koch, vorwirft; so hat er wahrlich Unrecht: Koch hat mich niemals leiden können. Ich hatte seinem Jungen Ohrfeigen gegeben, ich hatte gegen den damaligen Exkaplan, jezt Professor in Jena, Schnaubertm), eben nicht zum Besten gesprochen: und Schnaubert war so quasi der Mährchen- und Neuigkeitskontrolleur des Kanzlers; daher sich auch die Studenten gewal-
m) Im andern Theil dieser Biographie rede ich von die- sem Herrn weiter.
Koch in Karzerſtrafe verwandeln helfen. Das iſt mit Hrn. Schmids kritiſcher und poetiſch-muſenal- manachiſcher Erlaubniß, nicht wahr. Er ſetzt hin- zu: das waͤre auf mein Bitten bei Hrn. Koch ge- ſchehen; da ich doch den Kanzler niemals um etwas gebeten habe, und auch gewiß — haͤtte ich es jezt thun wollen — bei dem gegen mich aͤußerſt aufge- brachten Mann fehl gebeten haͤtte. — Das al- les iſt nicht wahr, und die noch in Gießen lebenden Profeſſoren, Herr Jaup, Herr Koͤſter und Herr Dietz muͤſſen mir bezeugen, daß es nicht wahr iſt. Denn an dem Tage, woran die Vota uͤber meine Beſtrafung geſammelt wurden, ſtimmten beinahe alle Profeſſoren auf Karzerſtrafe, und nur Hr. Koch drang auf meine Relegation: er haͤtte mich gar zu gern fortgejagt. Wenn alſo Hr. Schmid mir Un- dank gegen meinen Retter, Hern Koch, vorwirft; ſo hat er wahrlich Unrecht: Koch hat mich niemals leiden koͤnnen. Ich hatte ſeinem Jungen Ohrfeigen gegeben, ich hatte gegen den damaligen Exkaplan, jezt Profeſſor in Jena, Schnaubertm), eben nicht zum Beſten geſprochen: und Schnaubert war ſo quaſi der Maͤhrchen- und Neuigkeitskontrolleur des Kanzlers; daher ſich auch die Studenten gewal-
m) Im andern Theil dieſer Biographie rede ich von die- ſem Herrn weiter.
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Koch in Karzerſtrafe verwandeln helfen. Das iſt
mit Hrn. Schmids kritiſcher und poetiſch-muſenal-
manachiſcher Erlaubniß, nicht wahr. Er ſetzt hin-
zu: das waͤre auf mein Bitten bei Hrn. Koch ge-
ſchehen; da ich doch den Kanzler niemals um etwas
gebeten habe, und auch gewiß — haͤtte ich es jezt
thun wollen — bei dem gegen mich aͤußerſt aufge-
brachten Mann fehl gebeten haͤtte. — Das al-
les iſt nicht wahr, und die noch in Gießen lebenden
Profeſſoren, Herr Jaup, Herr Koͤſter und Herr
Dietz muͤſſen mir bezeugen, daß es nicht wahr iſt.
Denn an dem Tage, woran die Vota uͤber meine
Beſtrafung geſammelt wurden, ſtimmten beinahe alle
Profeſſoren auf Karzerſtrafe, und nur Hr. Koch
drang auf meine Relegation: er haͤtte mich gar zu
gern fortgejagt. Wenn alſo Hr. Schmid mir Un-
dank gegen meinen Retter, Hern Koch, vorwirft;
ſo hat er wahrlich Unrecht: Koch hat mich niemals
leiden koͤnnen. Ich hatte ſeinem Jungen Ohrfeigen
gegeben, ich hatte gegen den damaligen Exkaplan,
jezt Profeſſor in Jena, Schnaubert m), eben
nicht zum Beſten geſprochen: und Schnaubert war
ſo quaſi der Maͤhrchen- und Neuigkeitskontrolleur
des Kanzlers; daher ſich auch die Studenten gewal-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/226>, abgerufen am 21.11.2024.
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