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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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vrier disputiren konnte i). Ich machte meine
Sache ziemlich gut, und erhielt allgemeinen Beifall.
Lobstein gab nach dieser Fehde einen kostspieligen
Schmaus, worauf die ganze Gießer Noblesse zuge-
gen war. Die Herren waren alle seelenlustig, ließen
sichs wohl schmecken, und machten dem Herrn Doktor
freundschaftliche Komplimente, und hatten doch den
Schalk im Busen, zum Theil nämlich: denn schon
hatte der damalige Prorektor Höpfner, und der
Kanzler Koch, welche sich nun, um einen Dritten
zu stürzen, versöhnt hatten, einen Bericht nach
Pirmasens gemacht, und den Professor Lobstein als
einen Mann geschildert, welcher der Universität
Schande mache, und sich zum Lehrer durchaus nicht
schicke k). Der Landgraf war Lobsteinen gewogen,
und ließ die Sache liegen; allein die Gießer Herren,
die den guten Mann aus vielen Gründen, und auch
besonders deswegen haßten, weil er ein Ausländer,
ein Strasburger, war, behelligten den Fürsten so

i) In Gießen ist es Mode, daß jedesmal, auch bei den
Disputationen der Mediciner, nicht Studenten, son-
dern die Fakultisten, d. i. die Professores ordinarii der
Fakultät opponiren. Bei den theologischen Doktor
Promotionen mag das gut seyn; aber bei andern sollte
billig den Studenten die Gelegenheit gelassen werden,
sich ein Bissel im Latein zu üben: denn das thut doch
heutzutage warlich Noth.
k) Zum Doktor der Theologie war er also dennoch [ - 7 Zeichen fehlen]

vrier diſputiren konnte i). Ich machte meine
Sache ziemlich gut, und erhielt allgemeinen Beifall.
Lobſtein gab nach dieſer Fehde einen koſtſpieligen
Schmaus, worauf die ganze Gießer Nobleſſe zuge-
gen war. Die Herren waren alle ſeelenluſtig, ließen
ſichs wohl ſchmecken, und machten dem Herrn Doktor
freundſchaftliche Komplimente, und hatten doch den
Schalk im Buſen, zum Theil naͤmlich: denn ſchon
hatte der damalige Prorektor Hoͤpfner, und der
Kanzler Koch, welche ſich nun, um einen Dritten
zu ſtuͤrzen, verſoͤhnt hatten, einen Bericht nach
Pirmaſens gemacht, und den Profeſſor Lobſtein als
einen Mann geſchildert, welcher der Univerſitaͤt
Schande mache, und ſich zum Lehrer durchaus nicht
ſchicke k). Der Landgraf war Lobſteinen gewogen,
und ließ die Sache liegen; allein die Gießer Herren,
die den guten Mann aus vielen Gruͤnden, und auch
beſonders deswegen haßten, weil er ein Auslaͤnder,
ein Strasburger, war, behelligten den Fuͤrſten ſo

i) In Gießen iſt es Mode, daß jedesmal, auch bei den
Disputationen der Mediciner, nicht Studenten, ſon-
dern die Fakultiſten, d. i. die Profeſſores ordinarii der
Fakultaͤt opponiren. Bei den theologiſchen Doktor
Promotionen mag das gut ſeyn; aber bei andern ſollte
billig den Studenten die Gelegenheit gelaſſen werden,
ſich ein Biſſel im Latein zu uͤben: denn das thut doch
heutzutage warlich Noth.
k) Zum Doktor der Theologie war er alſo dennoch [ – 7 Zeichen fehlen]
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[206/0220] vrier diſputiren konnte i). Ich machte meine Sache ziemlich gut, und erhielt allgemeinen Beifall. Lobſtein gab nach dieſer Fehde einen koſtſpieligen Schmaus, worauf die ganze Gießer Nobleſſe zuge- gen war. Die Herren waren alle ſeelenluſtig, ließen ſichs wohl ſchmecken, und machten dem Herrn Doktor freundſchaftliche Komplimente, und hatten doch den Schalk im Buſen, zum Theil naͤmlich: denn ſchon hatte der damalige Prorektor Hoͤpfner, und der Kanzler Koch, welche ſich nun, um einen Dritten zu ſtuͤrzen, verſoͤhnt hatten, einen Bericht nach Pirmaſens gemacht, und den Profeſſor Lobſtein als einen Mann geſchildert, welcher der Univerſitaͤt Schande mache, und ſich zum Lehrer durchaus nicht ſchicke k). Der Landgraf war Lobſteinen gewogen, und ließ die Sache liegen; allein die Gießer Herren, die den guten Mann aus vielen Gruͤnden, und auch beſonders deswegen haßten, weil er ein Auslaͤnder, ein Strasburger, war, behelligten den Fuͤrſten ſo i) In Gießen iſt es Mode, daß jedesmal, auch bei den Disputationen der Mediciner, nicht Studenten, ſon- dern die Fakultiſten, d. i. die Profeſſores ordinarii der Fakultaͤt opponiren. Bei den theologiſchen Doktor Promotionen mag das gut ſeyn; aber bei andern ſollte billig den Studenten die Gelegenheit gelaſſen werden, ſich ein Biſſel im Latein zu uͤben: denn das thut doch heutzutage warlich Noth. k) Zum Doktor der Theologie war er alſo dennoch _______

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/220>, abgerufen am 24.11.2024.