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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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davon anführe -- ein großer Kenner der Alchymie,
und wollte durchaus Gold machen. Ein gewisser
Musjeh Fuchs, welcher um das Jahr 1760 we-
gen Geldmünzerei und anderer Hallunkenstreiche in
Schwaben gehangen worden, hatte ihn mit den Ge-
heimnissen dieser edlen Kunst bekannt gemacht. Er
fieng an zu laboriren, und las dabei die herrlichen
Bücher des Basilius Valentinus, Baptist
Helmontius
, und seines noch tollern Sohns,
Meister Merkurius Helmontius, Paracel-
sus, Becher, Sendirogius -- den er be-
sonders hoch hielt -- und anderer theosophischer al-
chymistischer Narren und Spitzbuben. Die Lektüre
dieser Skarteken verwirrte ihm den Kopf, und mach-
te, daß er Jahr aus Jahr ein den Stein der Wei-
sen suchte, und beträchtliche Summen bei dieser un-
seligen Bemühung verschwendete.

Meine Mutter machte dem verblendeten Mann
die triftigsten Vorstellungen, welche nicht selten in
Zank und Specktakel ausarteten; aber alles umsonst!
Er laborirte frisch weg, und versicherte mehr als ein-
mal, daß er das große Magisterium nunmehr gefun-
den hätte, und nächstens Proben davon geben wür-
de. Der Apotheker Eschenbach in Flonheim war
meines Vaters treuer Gehülfe. Dieser war bankrott
geworden, zwar nicht durch Alchymie, sondern durch
sein Saufen, und durch die Spitzbübereien eines Ab-

davon anfuͤhre — ein großer Kenner der Alchymie,
und wollte durchaus Gold machen. Ein gewiſſer
Musjeh Fuchs, welcher um das Jahr 1760 we-
gen Geldmuͤnzerei und anderer Hallunkenſtreiche in
Schwaben gehangen worden, hatte ihn mit den Ge-
heimniſſen dieſer edlen Kunſt bekannt gemacht. Er
fieng an zu laboriren, und las dabei die herrlichen
Buͤcher des Baſilius Valentinus, Baptiſt
Helmontius
, und ſeines noch tollern Sohns,
Meiſter Merkurius Helmontius, Paracel-
ſus, Becher, Sendirogius — den er be-
ſonders hoch hielt — und anderer theoſophiſcher al-
chymiſtiſcher Narren und Spitzbuben. Die Lektuͤre
dieſer Skarteken verwirrte ihm den Kopf, und mach-
te, daß er Jahr aus Jahr ein den Stein der Wei-
ſen ſuchte, und betraͤchtliche Summen bei dieſer un-
ſeligen Bemuͤhung verſchwendete.

Meine Mutter machte dem verblendeten Mann
die triftigſten Vorſtellungen, welche nicht ſelten in
Zank und Specktakel ausarteten; aber alles umſonſt!
Er laborirte friſch weg, und verſicherte mehr als ein-
mal, daß er das große Magiſterium nunmehr gefun-
den haͤtte, und naͤchſtens Proben davon geben wuͤr-
de. Der Apotheker Eſchenbach in Flonheim war
meines Vaters treuer Gehuͤlfe. Dieſer war bankrott
geworden, zwar nicht durch Alchymie, ſondern durch
ſein Saufen, und durch die Spitzbuͤbereien eines Ab-

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[7/0021] davon anfuͤhre — ein großer Kenner der Alchymie, und wollte durchaus Gold machen. Ein gewiſſer Musjeh Fuchs, welcher um das Jahr 1760 we- gen Geldmuͤnzerei und anderer Hallunkenſtreiche in Schwaben gehangen worden, hatte ihn mit den Ge- heimniſſen dieſer edlen Kunſt bekannt gemacht. Er fieng an zu laboriren, und las dabei die herrlichen Buͤcher des Baſilius Valentinus, Baptiſt Helmontius, und ſeines noch tollern Sohns, Meiſter Merkurius Helmontius, Paracel- ſus, Becher, Sendirogius — den er be- ſonders hoch hielt — und anderer theoſophiſcher al- chymiſtiſcher Narren und Spitzbuben. Die Lektuͤre dieſer Skarteken verwirrte ihm den Kopf, und mach- te, daß er Jahr aus Jahr ein den Stein der Wei- ſen ſuchte, und betraͤchtliche Summen bei dieſer un- ſeligen Bemuͤhung verſchwendete. Meine Mutter machte dem verblendeten Mann die triftigſten Vorſtellungen, welche nicht ſelten in Zank und Specktakel ausarteten; aber alles umſonſt! Er laborirte friſch weg, und verſicherte mehr als ein- mal, daß er das große Magiſterium nunmehr gefun- den haͤtte, und naͤchſtens Proben davon geben wuͤr- de. Der Apotheker Eſchenbach in Flonheim war meines Vaters treuer Gehuͤlfe. Dieſer war bankrott geworden, zwar nicht durch Alchymie, ſondern durch ſein Saufen, und durch die Spitzbuͤbereien eines Ab-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/21>, abgerufen am 27.04.2024.