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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Herr D. Bahrdt meldet irgendwo in seiner
Lebensbeschreibung, daß er viele freundschaftliche Brie-
fe von der verstorbenen Frau Landgräfin von Hessen-
Darmstadt aufbewahre. Dieses ist, wie man ihm
öffentlich vorgeworfen hat, erdichtet: er kann keine
Zeile von der Hand dieser vortrefflichen Fürstin vor-
zeigen. Allein unter den Papieren meines Vaters
finden sich noch Briefe, welche die verewigte Hen-
riette an ihn geschrieben hat: Briefe, in welchen
der Geist und die Herzensgüte der großen Mutter
der Königin von Preussen recht sichtbar hervorglänzt.
Ich führe dieses nicht aus Ruhmredigkeit oder aus
der Absicht an, mir einige Vortheile durch Erwäh-
nungen von der Art zu erschleichen: es geschieht blos,
um meinem Vater die Gerechtigkeit widerfahren zu
lassen, welche das Andenken eines ehrlichen Mannes
verdient. -- Der Fürst Moriz von Salm Kyr-
burg, und die vortreffliche Luise, seine Gemahlin,
schätzten meinen Vater nicht weniger: sie beehrten
ihn mit einem recht freundtchaftlichen traulichen Um-
gange bis in seinen Tod. Seht, Ihr Herren
Prediger! auch Große schätzen euren Stand, wenn
Einsicht und Verdienst Euch selbst nur ehrwürdig
machen!

Dabei hatte mein Vater indeß auch seine großen
Schwachheiten; aber doch auch nur Schwachheiten
und keine Laster. Er war -- daß ich nur etwas

Herr D. Bahrdt meldet irgendwo in ſeiner
Lebensbeſchreibung, daß er viele freundſchaftliche Brie-
fe von der verſtorbenen Frau Landgraͤfin von Heſſen-
Darmſtadt aufbewahre. Dieſes iſt, wie man ihm
oͤffentlich vorgeworfen hat, erdichtet: er kann keine
Zeile von der Hand dieſer vortrefflichen Fuͤrſtin vor-
zeigen. Allein unter den Papieren meines Vaters
finden ſich noch Briefe, welche die verewigte Hen-
riette an ihn geſchrieben hat: Briefe, in welchen
der Geiſt und die Herzensguͤte der großen Mutter
der Koͤnigin von Preuſſen recht ſichtbar hervorglaͤnzt.
Ich fuͤhre dieſes nicht aus Ruhmredigkeit oder aus
der Abſicht an, mir einige Vortheile durch Erwaͤh-
nungen von der Art zu erſchleichen: es geſchieht blos,
um meinem Vater die Gerechtigkeit widerfahren zu
laſſen, welche das Andenken eines ehrlichen Mannes
verdient. — Der Fuͤrſt Moriz von Salm Kyr-
burg, und die vortreffliche Luiſe, ſeine Gemahlin,
ſchaͤtzten meinen Vater nicht weniger: ſie beehrten
ihn mit einem recht freundtchaftlichen traulichen Um-
gange bis in ſeinen Tod. Seht, Ihr Herren
Prediger! auch Große ſchaͤtzen euren Stand, wenn
Einſicht und Verdienſt Euch ſelbſt nur ehrwuͤrdig
machen!

Dabei hatte mein Vater indeß auch ſeine großen
Schwachheiten; aber doch auch nur Schwachheiten
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[6/0020] Herr D. Bahrdt meldet irgendwo in ſeiner Lebensbeſchreibung, daß er viele freundſchaftliche Brie- fe von der verſtorbenen Frau Landgraͤfin von Heſſen- Darmſtadt aufbewahre. Dieſes iſt, wie man ihm oͤffentlich vorgeworfen hat, erdichtet: er kann keine Zeile von der Hand dieſer vortrefflichen Fuͤrſtin vor- zeigen. Allein unter den Papieren meines Vaters finden ſich noch Briefe, welche die verewigte Hen- riette an ihn geſchrieben hat: Briefe, in welchen der Geiſt und die Herzensguͤte der großen Mutter der Koͤnigin von Preuſſen recht ſichtbar hervorglaͤnzt. Ich fuͤhre dieſes nicht aus Ruhmredigkeit oder aus der Abſicht an, mir einige Vortheile durch Erwaͤh- nungen von der Art zu erſchleichen: es geſchieht blos, um meinem Vater die Gerechtigkeit widerfahren zu laſſen, welche das Andenken eines ehrlichen Mannes verdient. — Der Fuͤrſt Moriz von Salm Kyr- burg, und die vortreffliche Luiſe, ſeine Gemahlin, ſchaͤtzten meinen Vater nicht weniger: ſie beehrten ihn mit einem recht freundtchaftlichen traulichen Um- gange bis in ſeinen Tod. Seht, Ihr Herren Prediger! auch Große ſchaͤtzen euren Stand, wenn Einſicht und Verdienſt Euch ſelbſt nur ehrwuͤrdig machen! Dabei hatte mein Vater indeß auch ſeine großen Schwachheiten; aber doch auch nur Schwachheiten und keine Laſter. Er war — daß ich nur etwas

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/20>, abgerufen am 24.04.2024.