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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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wollte. Das war so seine Empfindung, und da
glaubte er denn durchzudringen. Beiher rechnete er
auch auf den Beistand seines Schwiegervaters, und
ärgerte sich, daß sich die Bursche an den Kanzler ge-
wandt hatten, und ihm auf dem Concilium grob
begegnet waren: und so beging er eine Uebereilung,
welche ihm so viel Unlust und so wenig Ehre gebracht
hat.

Nachdem man gewiß war, daß Lang und Bohy
relegirt waren; so versammelten sich alle Studenten
auf den größern Plätzen in Gießen, und berath-
schlagten, was zu thun wäre. Kurz, es wurde
einhellig beschlossen, auszuziehen, und sich auf die
Dörfer zu begeben, bis man Genugthuung erhalten
hätte.

Der Rector bath den General von Rothberg
und den Obristen Zangen um einige Patrouillen,
welche den Skandal stillen sollten, den die Studen-
ten durch ihr wildes Herumlaufen und Toben auf
den Straßen erregten. Aber die Herren erwieder-
ten: "die Sache ginge sie nichts an: die Studenten
"vertheidigten ihre Rechte, und darin könnte man
"sie nicht stören."

Gegen ein Uhr ging der Zug zum Thor hinaus.
und keine zehn Studenten blieben in dir Stadt. Die
Hautboisten bließen vorn weg, und dann folgten
die Bursche. Viele hatten sich mit Kienruß große

wollte. Das war ſo ſeine Empfindung, und da
glaubte er denn durchzudringen. Beiher rechnete er
auch auf den Beiſtand ſeines Schwiegervaters, und
aͤrgerte ſich, daß ſich die Burſche an den Kanzler ge-
wandt hatten, und ihm auf dem Concilium grob
begegnet waren: und ſo beging er eine Uebereilung,
welche ihm ſo viel Unluſt und ſo wenig Ehre gebracht
hat.

Nachdem man gewiß war, daß Lang und Bohy
relegirt waren; ſo verſammelten ſich alle Studenten
auf den groͤßern Plaͤtzen in Gießen, und berath-
ſchlagten, was zu thun waͤre. Kurz, es wurde
einhellig beſchloſſen, auszuziehen, und ſich auf die
Doͤrfer zu begeben, bis man Genugthuung erhalten
haͤtte.

Der Rector bath den General von Rothberg
und den Obriſten Zangen um einige Patrouillen,
welche den Skandal ſtillen ſollten, den die Studen-
ten durch ihr wildes Herumlaufen und Toben auf
den Straßen erregten. Aber die Herren erwieder-
ten: „die Sache ginge ſie nichts an: die Studenten
„vertheidigten ihre Rechte, und darin koͤnnte man
„ſie nicht ſtoͤren.“

Gegen ein Uhr ging der Zug zum Thor hinaus.
und keine zehn Studenten blieben in dir Stadt. Die
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[184/0198] wollte. Das war ſo ſeine Empfindung, und da glaubte er denn durchzudringen. Beiher rechnete er auch auf den Beiſtand ſeines Schwiegervaters, und aͤrgerte ſich, daß ſich die Burſche an den Kanzler ge- wandt hatten, und ihm auf dem Concilium grob begegnet waren: und ſo beging er eine Uebereilung, welche ihm ſo viel Unluſt und ſo wenig Ehre gebracht hat. Nachdem man gewiß war, daß Lang und Bohy relegirt waren; ſo verſammelten ſich alle Studenten auf den groͤßern Plaͤtzen in Gießen, und berath- ſchlagten, was zu thun waͤre. Kurz, es wurde einhellig beſchloſſen, auszuziehen, und ſich auf die Doͤrfer zu begeben, bis man Genugthuung erhalten haͤtte. Der Rector bath den General von Rothberg und den Obriſten Zangen um einige Patrouillen, welche den Skandal ſtillen ſollten, den die Studen- ten durch ihr wildes Herumlaufen und Toben auf den Straßen erregten. Aber die Herren erwieder- ten: „die Sache ginge ſie nichts an: die Studenten „vertheidigten ihre Rechte, und darin koͤnnte man „ſie nicht ſtoͤren.“ Gegen ein Uhr ging der Zug zum Thor hinaus. und keine zehn Studenten blieben in dir Stadt. Die Hautboiſten bließen vorn weg, und dann folgten die Burſche. Viele hatten ſich mit Kienruß große

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/198>, abgerufen am 22.11.2024.