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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Felde, woran mehrere Ortschaften Theil nehmen.
Dahin kommen Kaufleute und Krämer viele Meilen
her -- von Mainz, Worms, Manheim, ja sogar
von Frankfurt und Strasburg. Es werden auch
eine Menge Weinhütten, ohngefähr 50, errichtet,
und von allen Bierfiedlern aus dem ganzen Umkreis
her bemusicirt. Daher besucht die dortige Gegend
von weit her den Jahrmarkt. Da findet man
Gräfliche und Adeliche, Civilbediente und Prediger,
Frauenzimmer von Stande, auch Hans und Gretel,
Creti und Plethi, nebst einer ansehnlichen Menge
Töchter der Freude, und die Anzahl dieser letztern
soll sich, wie man sagt, noch jährlich vermehren.

Ich hörte in Flonheim, daß heute eben der
erste Bellermarktstag wäre. Das war mir eine er-
wünschte Nachricht. Ich hatte von Alzey aus ein
Pferd mitgenommen, und nun statt nach Wendels-
heim zu reiten, ritt ich a la Bursch angezogen, mit
einem derben Hieber versehen, auf den Bellermarkt.
Gleich vorne an traf ich den [ - 5 Zeichen fehlen]chen Töpfer Engel
aus Wendelsheim, der da sein irdenes Geschirr feil
hatte.

Engel: Ei Herr Jeh! Musche Fritz, will-
kum! Ach um Gottes Wille, wo kumme Sie dann
her?

Ich: Heute nicht weiter, als von Alzey. Hör
Er, Meister, ist mein Vater hier?


Felde, woran mehrere Ortſchaften Theil nehmen.
Dahin kommen Kaufleute und Kraͤmer viele Meilen
her — von Mainz, Worms, Manheim, ja ſogar
von Frankfurt und Strasburg. Es werden auch
eine Menge Weinhuͤtten, ohngefaͤhr 50, errichtet,
und von allen Bierfiedlern aus dem ganzen Umkreis
her bemuſicirt. Daher beſucht die dortige Gegend
von weit her den Jahrmarkt. Da findet man
Graͤfliche und Adeliche, Civilbediente und Prediger,
Frauenzimmer von Stande, auch Hans und Gretel,
Creti und Plethi, nebſt einer anſehnlichen Menge
Toͤchter der Freude, und die Anzahl dieſer letztern
ſoll ſich, wie man ſagt, noch jaͤhrlich vermehren.

Ich hoͤrte in Flonheim, daß heute eben der
erſte Bellermarktstag waͤre. Das war mir eine er-
wuͤnſchte Nachricht. Ich hatte von Alzey aus ein
Pferd mitgenommen, und nun ſtatt nach Wendels-
heim zu reiten, ritt ich à la Burſch angezogen, mit
einem derben Hieber verſehen, auf den Bellermarkt.
Gleich vorne an traf ich den [ – 5 Zeichen fehlen]chen Toͤpfer Engel
aus Wendelsheim, der da ſein irdenes Geſchirr feil
hatte.

Engel: Ei Herr Jeh! Muſche Fritz, will-
kum! Ach um Gottes Wille, wo kumme Sie dann
her?

Ich: Heute nicht weiter, als von Alzey. Hoͤr
Er, Meiſter, iſt mein Vater hier?


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[147/0161] Felde, woran mehrere Ortſchaften Theil nehmen. Dahin kommen Kaufleute und Kraͤmer viele Meilen her — von Mainz, Worms, Manheim, ja ſogar von Frankfurt und Strasburg. Es werden auch eine Menge Weinhuͤtten, ohngefaͤhr 50, errichtet, und von allen Bierfiedlern aus dem ganzen Umkreis her bemuſicirt. Daher beſucht die dortige Gegend von weit her den Jahrmarkt. Da findet man Graͤfliche und Adeliche, Civilbediente und Prediger, Frauenzimmer von Stande, auch Hans und Gretel, Creti und Plethi, nebſt einer anſehnlichen Menge Toͤchter der Freude, und die Anzahl dieſer letztern ſoll ſich, wie man ſagt, noch jaͤhrlich vermehren. Ich hoͤrte in Flonheim, daß heute eben der erſte Bellermarktstag waͤre. Das war mir eine er- wuͤnſchte Nachricht. Ich hatte von Alzey aus ein Pferd mitgenommen, und nun ſtatt nach Wendels- heim zu reiten, ritt ich à la Burſch angezogen, mit einem derben Hieber verſehen, auf den Bellermarkt. Gleich vorne an traf ich den _____chen Toͤpfer Engel aus Wendelsheim, der da ſein irdenes Geſchirr feil hatte. Engel: Ei Herr Jeh! Muſche Fritz, will- kum! Ach um Gottes Wille, wo kumme Sie dann her? Ich: Heute nicht weiter, als von Alzey. Hoͤr Er, Meiſter, iſt mein Vater hier?

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/161>, abgerufen am 21.11.2024.