Neuner. Dieser gute Mann ermahnte mich, fleißig gute katholische Bücher zu lesen; und dem zufolge hohlte ich mir auf der Universitäts-Bibliothek das Manuale Controversiarum Becani, eines gelehr- ten Jesuiten. Ich habe mich hernach oft gewundert, wie ich schon damals im Stande war, einen alten polemischen Klopfechter, wie Becani Manuale ist, mit Aufmerksamkeit und Lernbegierde zu lesen. Die Folge zu seiner Zeit.
Funfzehntes Kapitel.
Die Musensöhne sind oft sehr bösartige Kinder!
Ohngefähr im Monat August dieses Jahrs entstan- den in Gießen die Eulerkappereien, welche mir und vielen andern zu schaffen gemacht haben: sie verdienen daher allerdings eine Stelle in meiner Biographie. Ich muß aber zum voraus den Ur- sprung dieser Benennung erklären.
Zu Gießen am Wagengäßchen, wohnte ein ge- wisser Euler, welcher in seiner Jugend Theologie studiert hatte, hernach aber wegen eines illegalen Beitrags zur Bevölkerung, der durch seines Vaters Magd zum Vorschein gekommen war, die Hoffnung verlohr, ein geistliches Amt zu bekleiden. Er hatte
Neuner. Dieſer gute Mann ermahnte mich, fleißig gute katholiſche Buͤcher zu leſen; und dem zufolge hohlte ich mir auf der Univerſitaͤts-Bibliothek das Manuale Controverſiarum Becani, eines gelehr- ten Jeſuiten. Ich habe mich hernach oft gewundert, wie ich ſchon damals im Stande war, einen alten polemiſchen Klopfechter, wie Becani Manuale iſt, mit Aufmerkſamkeit und Lernbegierde zu leſen. Die Folge zu ſeiner Zeit.
Funfzehntes Kapitel.
Die Muſenſoͤhne ſind oft ſehr boͤsartige Kinder!
Ohngefaͤhr im Monat Auguſt dieſes Jahrs entſtan- den in Gießen die Eulerkappereien, welche mir und vielen andern zu ſchaffen gemacht haben: ſie verdienen daher allerdings eine Stelle in meiner Biographie. Ich muß aber zum voraus den Ur- ſprung dieſer Benennung erklaͤren.
Zu Gießen am Wagengaͤßchen, wohnte ein ge- wiſſer Euler, welcher in ſeiner Jugend Theologie ſtudiert hatte, hernach aber wegen eines illegalen Beitrags zur Bevoͤlkerung, der durch ſeines Vaters Magd zum Vorſchein gekommen war, die Hoffnung verlohr, ein geiſtliches Amt zu bekleiden. Er hatte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0142"n="128"/>
Neuner. Dieſer gute Mann ermahnte mich, fleißig<lb/>
gute katholiſche Buͤcher zu leſen; und dem zufolge<lb/>
hohlte ich mir auf der Univerſitaͤts-Bibliothek das<lb/><hirendition="#aq">Manuale Controverſiarum Becani,</hi> eines gelehr-<lb/>
ten Jeſuiten. Ich habe mich hernach oft gewundert,<lb/>
wie ich ſchon damals im Stande war, einen alten<lb/>
polemiſchen Klopfechter, wie <hirendition="#aq">Becani Manuale</hi> iſt,<lb/>
mit Aufmerkſamkeit und Lernbegierde zu leſen. Die<lb/>
Folge zu ſeiner Zeit.</p></div><lb/><divn="1"><head>Funfzehntes Kapitel.</head><lb/><p>Die Muſenſoͤhne ſind oft ſehr boͤsartige Kinder!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">O</hi>hngefaͤhr im Monat Auguſt dieſes Jahrs entſtan-<lb/>
den in Gießen die <hirendition="#g">Eulerkappereien</hi>, welche<lb/>
mir und vielen andern zu ſchaffen gemacht haben: ſie<lb/>
verdienen daher allerdings eine Stelle in meiner<lb/>
Biographie. Ich muß aber zum voraus den Ur-<lb/>ſprung dieſer Benennung erklaͤren.</p><lb/><p>Zu Gießen am Wagengaͤßchen, wohnte ein ge-<lb/>
wiſſer <hirendition="#g">Euler</hi>, welcher in ſeiner Jugend Theologie<lb/>ſtudiert hatte, hernach aber wegen eines illegalen<lb/>
Beitrags zur Bevoͤlkerung, der durch ſeines Vaters<lb/>
Magd zum Vorſchein gekommen war, die Hoffnung<lb/>
verlohr, ein geiſtliches Amt zu bekleiden. Er hatte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[128/0142]
Neuner. Dieſer gute Mann ermahnte mich, fleißig
gute katholiſche Buͤcher zu leſen; und dem zufolge
hohlte ich mir auf der Univerſitaͤts-Bibliothek das
Manuale Controverſiarum Becani, eines gelehr-
ten Jeſuiten. Ich habe mich hernach oft gewundert,
wie ich ſchon damals im Stande war, einen alten
polemiſchen Klopfechter, wie Becani Manuale iſt,
mit Aufmerkſamkeit und Lernbegierde zu leſen. Die
Folge zu ſeiner Zeit.
Funfzehntes Kapitel.
Die Muſenſoͤhne ſind oft ſehr boͤsartige Kinder!
Ohngefaͤhr im Monat Auguſt dieſes Jahrs entſtan-
den in Gießen die Eulerkappereien, welche
mir und vielen andern zu ſchaffen gemacht haben: ſie
verdienen daher allerdings eine Stelle in meiner
Biographie. Ich muß aber zum voraus den Ur-
ſprung dieſer Benennung erklaͤren.
Zu Gießen am Wagengaͤßchen, wohnte ein ge-
wiſſer Euler, welcher in ſeiner Jugend Theologie
ſtudiert hatte, hernach aber wegen eines illegalen
Beitrags zur Bevoͤlkerung, der durch ſeines Vaters
Magd zum Vorſchein gekommen war, die Hoffnung
verlohr, ein geiſtliches Amt zu bekleiden. Er hatte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/142>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.