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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Niemals besser, war meine Antwort. -- Diefenbach
hatte sich auf eine halbe Stunde entfernt, und nach
seiner Zurückkunft bat er mich, ihn in den Garten
zu begleiten. Ich thats, und nachdem wir unsere
Pfeiffen gestopft hatten, fragte Diefenbach ernstlich:
Höre Laukhard! wie siehst du aus? du machst ja ein
Gesicht, wie eine verhunzte Grundbirnen-Pastete!
sag', was ist dir?

Ich: nichts Lieber, gar nichts: ich wüßte
nicht, was mir fehlen sollte!

Diefenbach: das must du einem Narren
weis machen! dir ist was begegnet, es sey nun,
was es wolle!

Ich: sey versichert, mir fehlt gar nichts.

Diefenbach: bist verliebt Kerl, gesteh's
nur; was hilft das leugnen! Nicht wahr, bist
verschossen?

Ich: In wen denn? Ich glaube, du willst
mich zum Narren haben!

Diefenbach: (indem er Theresens Brief
hervorzieht) Sieh, Freund, du must deine Korre-
spondenz künftig besser verwahren! Meine Schwester
hat den Brief da droben in der Stube gefunden,
und hat ihn auch gelesen, und ich hab ihn auch ge-
lesen. -- Schau, nun leugne, daß du ein verscham-
merirter Hase bist!


Niemals beſſer, war meine Antwort. — Diefenbach
hatte ſich auf eine halbe Stunde entfernt, und nach
ſeiner Zuruͤckkunft bat er mich, ihn in den Garten
zu begleiten. Ich thats, und nachdem wir unſere
Pfeiffen geſtopft hatten, fragte Diefenbach ernſtlich:
Hoͤre Laukhard! wie ſiehſt du aus? du machſt ja ein
Geſicht, wie eine verhunzte Grundbirnen-Paſtete!
ſag', was iſt dir?

Ich: nichts Lieber, gar nichts: ich wuͤßte
nicht, was mir fehlen ſollte!

Diefenbach: das muſt du einem Narren
weis machen! dir iſt was begegnet, es ſey nun,
was es wolle!

Ich: ſey verſichert, mir fehlt gar nichts.

Diefenbach: biſt verliebt Kerl, geſteh's
nur; was hilft das leugnen! Nicht wahr, biſt
verſchoſſen?

Ich: In wen denn? Ich glaube, du willſt
mich zum Narren haben!

Diefenbach: (indem er Thereſens Brief
hervorzieht) Sieh, Freund, du muſt deine Korre-
ſpondenz kuͤnftig beſſer verwahren! Meine Schweſter
hat den Brief da droben in der Stube gefunden,
und hat ihn auch geleſen, und ich hab ihn auch ge-
leſen. — Schau, nun leugne, daß du ein verſcham-
merirter Haſe biſt!


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[115/0129] Niemals beſſer, war meine Antwort. — Diefenbach hatte ſich auf eine halbe Stunde entfernt, und nach ſeiner Zuruͤckkunft bat er mich, ihn in den Garten zu begleiten. Ich thats, und nachdem wir unſere Pfeiffen geſtopft hatten, fragte Diefenbach ernſtlich: Hoͤre Laukhard! wie ſiehſt du aus? du machſt ja ein Geſicht, wie eine verhunzte Grundbirnen-Paſtete! ſag', was iſt dir? Ich: nichts Lieber, gar nichts: ich wuͤßte nicht, was mir fehlen ſollte! Diefenbach: das muſt du einem Narren weis machen! dir iſt was begegnet, es ſey nun, was es wolle! Ich: ſey verſichert, mir fehlt gar nichts. Diefenbach: biſt verliebt Kerl, geſteh's nur; was hilft das leugnen! Nicht wahr, biſt verſchoſſen? Ich: In wen denn? Ich glaube, du willſt mich zum Narren haben! Diefenbach: (indem er Thereſens Brief hervorzieht) Sieh, Freund, du muſt deine Korre- ſpondenz kuͤnftig beſſer verwahren! Meine Schweſter hat den Brief da droben in der Stube gefunden, und hat ihn auch geleſen, und ich hab ihn auch ge- leſen. — Schau, nun leugne, daß du ein verſcham- merirter Haſe biſt!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/129>, abgerufen am 04.05.2024.