Liedes schlüge an mein Ohr, o du wunderbare Welt, die Thränen brächen mir wiederum dick und heiß hervor bei den Worten: "Ach wer mich liebt und kennt, ist in der Weite," ich eilte hin zu dem Sänger, um ihm zu helfen, ich risse all die strah- lende Welt mit mir, ich sagte es ihr zweimal, drei- mal, ich setzte einen Preis darauf, daß es Niemand vergäße das wichtige Wort: Jn kleinen verborgenen Winkeln der Welt giebt es eine Einsamkeit, ein Elend, wie Eure eintönige Phantasie niemals erfin- den kann; suchet, um zu helfen!" -- Ach, Freund, jeder Mensch ist eine fertige Welt, der neben ihm ist eine fremde, und sei's der Bruder, ich fühl's mit Entsetzen in meinem Unglück: wäre ich frei, so ergriffe auch mich die Woge wieder, ich triebe fort mit ihr, hätte mit dem Nächsten zu thun, was mich bedrohte, was mir erreichbar wäre, ach, ich ginge mit den Uebrigen, welche die Winkel vergessen, in denen der Mensch verdirbt. --
"Er sieht weder Sonne noch Menschenauge, Er weiß nicht, wozu das Leben tauge, Verdumpft, halb sterbend, halb lebend." --
Liedes ſchlüge an mein Ohr, o du wunderbare Welt, die Thränen brächen mir wiederum dick und heiß hervor bei den Worten: „Ach wer mich liebt und kennt, iſt in der Weite,“ ich eilte hin zu dem Sänger, um ihm zu helfen, ich riſſe all die ſtrah- lende Welt mit mir, ich ſagte es ihr zweimal, drei- mal, ich ſetzte einen Preis darauf, daß es Niemand vergäße das wichtige Wort: Jn kleinen verborgenen Winkeln der Welt giebt es eine Einſamkeit, ein Elend, wie Eure eintönige Phantaſie niemals erfin- den kann; ſuchet, um zu helfen!“ — Ach, Freund, jeder Menſch iſt eine fertige Welt, der neben ihm iſt eine fremde, und ſei’s der Bruder, ich fühl’s mit Entſetzen in meinem Unglück: wäre ich frei, ſo ergriffe auch mich die Woge wieder, ich triebe fort mit ihr, hätte mit dem Nächſten zu thun, was mich bedrohte, was mir erreichbar wäre, ach, ich ginge mit den Uebrigen, welche die Winkel vergeſſen, in denen der Menſch verdirbt. —
„Er ſieht weder Sonne noch Menſchenauge, Er weiß nicht, wozu das Leben tauge, Verdumpft, halb ſterbend, halb lebend.“ —
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Liedes ſchlüge an mein Ohr, o du wunderbare Welt,
die Thränen brächen mir wiederum dick und heiß
hervor bei den Worten: „Ach wer mich liebt und
kennt, iſt in der Weite,“ ich eilte hin zu dem
Sänger, um ihm zu helfen, ich riſſe all die ſtrah-
lende Welt mit mir, ich ſagte es ihr zweimal, drei-
mal, ich ſetzte einen Preis darauf, daß es Niemand
vergäße das wichtige Wort: Jn kleinen verborgenen
Winkeln der Welt giebt es eine Einſamkeit, ein
Elend, wie Eure eintönige Phantaſie niemals erfin-
den kann; ſuchet, um zu helfen!“ — Ach, Freund,
jeder Menſch iſt eine fertige Welt, der neben ihm
iſt eine fremde, und ſei’s der Bruder, ich fühl’s
mit Entſetzen in meinem Unglück: wäre ich frei, ſo
ergriffe auch mich die Woge wieder, ich triebe fort
mit ihr, hätte mit dem Nächſten zu thun, was
mich bedrohte, was mir erreichbar wäre, ach, ich
ginge mit den Uebrigen, welche die Winkel vergeſſen,
in denen der Menſch verdirbt. —
„Er ſieht weder Sonne noch Menſchenauge,
Er weiß nicht, wozu das Leben tauge,
Verdumpft, halb ſterbend, halb lebend.“ —
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/102>, abgerufen am 25.11.2024.
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