Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.glaubten, als wir auf jener Stufe standen, und der Valerius seufzte tief auf nach solchen Gedanken, glaubten, als wir auf jener Stufe ſtanden, und der Valerius ſeufzte tief auf nach ſolchen Gedanken, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0085" n="75"/> glaubten, als wir auf jener Stufe ſtanden, und der<lb/> Gedanke zerknirſcht unſer ſtolzes Herz, daß wir beim<lb/> nächſten Ruhepunkte wieder in denſelben Jrrthum<lb/> verfallen, und uns für fertig, für vollendet halten<lb/> werden. Wir ſehen ängſtlich fragend zum Himmel:<lb/> wo iſt das Ende, wo iſt der Gipfelpunkt des Men-<lb/> ſchen? Aber der blaue Himmel iſt endlos für das<lb/> menſchliche Auge, und wenn wir noch ſo hoch ge-<lb/> ſtiegen ſind, wir wiſſen’s nicht, ob es höher Stehende<lb/> giebt, die uns verlachen. Da bricht das Herz, und<lb/> wir greifen nach jener Milde und Toleranz für<lb/> Andre, damit wir Verſöhnung in das Leben bringen.</p><lb/> <p>Valerius ſeufzte tief auf nach ſolchen Gedanken,<lb/> und ſah ſchmerzlich lächelnd in die Sonne: Nun<lb/> denn, du mildes Licht, ich will eben weiter gehn,<lb/> und jeder deiner Strahlen ſoll mir Muth verleihen.<lb/> Es war ihm ſanft zu Sinne, als habe er ſich recht<lb/> ausgeweint, und er ging leichten Schrittes in den<lb/> Hof hinunter, um einen Ritt in’s Freie zu machen.<lb/> Er wollte mit der Sonne ſchwelgen. Magyac war<lb/> nicht zu ſehn; als wieder rüſtig geword’ner Soldat<lb/> ging er nach dem Pferdeſtall, den lithauiſchen Gaul<lb/> ſelbſt zu ſatteln, den ihm der Graf geſchenkt hatte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0085]
glaubten, als wir auf jener Stufe ſtanden, und der
Gedanke zerknirſcht unſer ſtolzes Herz, daß wir beim
nächſten Ruhepunkte wieder in denſelben Jrrthum
verfallen, und uns für fertig, für vollendet halten
werden. Wir ſehen ängſtlich fragend zum Himmel:
wo iſt das Ende, wo iſt der Gipfelpunkt des Men-
ſchen? Aber der blaue Himmel iſt endlos für das
menſchliche Auge, und wenn wir noch ſo hoch ge-
ſtiegen ſind, wir wiſſen’s nicht, ob es höher Stehende
giebt, die uns verlachen. Da bricht das Herz, und
wir greifen nach jener Milde und Toleranz für
Andre, damit wir Verſöhnung in das Leben bringen.
Valerius ſeufzte tief auf nach ſolchen Gedanken,
und ſah ſchmerzlich lächelnd in die Sonne: Nun
denn, du mildes Licht, ich will eben weiter gehn,
und jeder deiner Strahlen ſoll mir Muth verleihen.
Es war ihm ſanft zu Sinne, als habe er ſich recht
ausgeweint, und er ging leichten Schrittes in den
Hof hinunter, um einen Ritt in’s Freie zu machen.
Er wollte mit der Sonne ſchwelgen. Magyac war
nicht zu ſehn; als wieder rüſtig geword’ner Soldat
ging er nach dem Pferdeſtall, den lithauiſchen Gaul
ſelbſt zu ſatteln, den ihm der Graf geſchenkt hatte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |