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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

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glaubten, als wir auf jener Stufe standen, und der
Gedanke zerknirscht unser stolzes Herz, daß wir beim
nächsten Ruhepunkte wieder in denselben Jrrthum
verfallen, und uns für fertig, für vollendet halten
werden. Wir sehen ängstlich fragend zum Himmel:
wo ist das Ende, wo ist der Gipfelpunkt des Men-
schen? Aber der blaue Himmel ist endlos für das
menschliche Auge, und wenn wir noch so hoch ge-
stiegen sind, wir wissen's nicht, ob es höher Stehende
giebt, die uns verlachen. Da bricht das Herz, und
wir greifen nach jener Milde und Toleranz für
Andre, damit wir Versöhnung in das Leben bringen.

Valerius seufzte tief auf nach solchen Gedanken,
und sah schmerzlich lächelnd in die Sonne: Nun
denn, du mildes Licht, ich will eben weiter gehn,
und jeder deiner Strahlen soll mir Muth verleihen.
Es war ihm sanft zu Sinne, als habe er sich recht
ausgeweint, und er ging leichten Schrittes in den
Hof hinunter, um einen Ritt in's Freie zu machen.
Er wollte mit der Sonne schwelgen. Magyac war
nicht zu sehn; als wieder rüstig geword'ner Soldat
ging er nach dem Pferdestall, den lithauischen Gaul
selbst zu satteln, den ihm der Graf geschenkt hatte.

glaubten, als wir auf jener Stufe ſtanden, und der
Gedanke zerknirſcht unſer ſtolzes Herz, daß wir beim
nächſten Ruhepunkte wieder in denſelben Jrrthum
verfallen, und uns für fertig, für vollendet halten
werden. Wir ſehen ängſtlich fragend zum Himmel:
wo iſt das Ende, wo iſt der Gipfelpunkt des Men-
ſchen? Aber der blaue Himmel iſt endlos für das
menſchliche Auge, und wenn wir noch ſo hoch ge-
ſtiegen ſind, wir wiſſen’s nicht, ob es höher Stehende
giebt, die uns verlachen. Da bricht das Herz, und
wir greifen nach jener Milde und Toleranz für
Andre, damit wir Verſöhnung in das Leben bringen.

Valerius ſeufzte tief auf nach ſolchen Gedanken,
und ſah ſchmerzlich lächelnd in die Sonne: Nun
denn, du mildes Licht, ich will eben weiter gehn,
und jeder deiner Strahlen ſoll mir Muth verleihen.
Es war ihm ſanft zu Sinne, als habe er ſich recht
ausgeweint, und er ging leichten Schrittes in den
Hof hinunter, um einen Ritt in’s Freie zu machen.
Er wollte mit der Sonne ſchwelgen. Magyac war
nicht zu ſehn; als wieder rüſtig geword’ner Soldat
ging er nach dem Pferdeſtall, den lithauiſchen Gaul
ſelbſt zu ſatteln, den ihm der Graf geſchenkt hatte.

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[75/0085] glaubten, als wir auf jener Stufe ſtanden, und der Gedanke zerknirſcht unſer ſtolzes Herz, daß wir beim nächſten Ruhepunkte wieder in denſelben Jrrthum verfallen, und uns für fertig, für vollendet halten werden. Wir ſehen ängſtlich fragend zum Himmel: wo iſt das Ende, wo iſt der Gipfelpunkt des Men- ſchen? Aber der blaue Himmel iſt endlos für das menſchliche Auge, und wenn wir noch ſo hoch ge- ſtiegen ſind, wir wiſſen’s nicht, ob es höher Stehende giebt, die uns verlachen. Da bricht das Herz, und wir greifen nach jener Milde und Toleranz für Andre, damit wir Verſöhnung in das Leben bringen. Valerius ſeufzte tief auf nach ſolchen Gedanken, und ſah ſchmerzlich lächelnd in die Sonne: Nun denn, du mildes Licht, ich will eben weiter gehn, und jeder deiner Strahlen ſoll mir Muth verleihen. Es war ihm ſanft zu Sinne, als habe er ſich recht ausgeweint, und er ging leichten Schrittes in den Hof hinunter, um einen Ritt in’s Freie zu machen. Er wollte mit der Sonne ſchwelgen. Magyac war nicht zu ſehn; als wieder rüſtig geword’ner Soldat ging er nach dem Pferdeſtall, den lithauiſchen Gaul ſelbſt zu ſatteln, den ihm der Graf geſchenkt hatte.

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/85>, abgerufen am 23.11.2024.