"Jch habe Sie ja noch nie so munter gesehen, Herr von Valerius, rief Hedwig in ihrer jugend- lichen Heiterkeit, Sie haben sogar einmal rothe Wangen -- und jetzt noch röthere."
Das thut die Sonne, liebes Fräulein, die Sonne --
"Ja, die Sonne -- es hat ein Jeder seine Sonne." --
Da brauste das Uhlanenregiment vorüber, Graf Kicki in der schimmernden Uniform an der Spitze; er neigte den Degen, als er in die Linie des Wa- gens kam, und die schlanken Reiter, die flatternden Fähnlein, die blitzenden Waffen, das Gewieher und der Trott der Pferde gewährten den lustigsten krie- gerischen Eindruck von der Welt.
"Wie können Sie denn in der Jrre herum- reiten, schwarz angethan wie ein Trauernder, wäh- rend Jhr Regiment im bunten Glanze die Revue passirt? Sind Sie denn Jhres Dienstes entlassen?"
Ja, mein Fräulein Wunderhold, ich habe mich aus dem Waffendienst in den Augendienst begeben, und ich harre der Befehle -- man hält mich für unbrauchbar zum Soldaten, und spricht von mir
„Jch habe Sie ja noch nie ſo munter geſehen, Herr von Valerius, rief Hedwig in ihrer jugend- lichen Heiterkeit, Sie haben ſogar einmal rothe Wangen — und jetzt noch röthere.“
Das thut die Sonne, liebes Fräulein, die Sonne —
„Ja, die Sonne — es hat ein Jeder ſeine Sonne.“ —
Da brauste das Uhlanenregiment vorüber, Graf Kicki in der ſchimmernden Uniform an der Spitze; er neigte den Degen, als er in die Linie des Wa- gens kam, und die ſchlanken Reiter, die flatternden Fähnlein, die blitzenden Waffen, das Gewieher und der Trott der Pferde gewährten den luſtigſten krie- geriſchen Eindruck von der Welt.
„Wie können Sie denn in der Jrre herum- reiten, ſchwarz angethan wie ein Trauernder, wäh- rend Jhr Regiment im bunten Glanze die Revue paſſirt? Sind Sie denn Jhres Dienſtes entlaſſen?“
Ja, mein Fräulein Wunderhold, ich habe mich aus dem Waffendienſt in den Augendienſt begeben, und ich harre der Befehle — man hält mich für unbrauchbar zum Soldaten, und ſpricht von mir
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„Jch habe Sie ja noch nie ſo munter geſehen,
Herr von Valerius, rief Hedwig in ihrer jugend-
lichen Heiterkeit, Sie haben ſogar einmal rothe
Wangen — und jetzt noch röthere.“
Das thut die Sonne, liebes Fräulein, die
Sonne —
„Ja, die Sonne — es hat ein Jeder ſeine
Sonne.“ —
Da brauste das Uhlanenregiment vorüber, Graf
Kicki in der ſchimmernden Uniform an der Spitze;
er neigte den Degen, als er in die Linie des Wa-
gens kam, und die ſchlanken Reiter, die flatternden
Fähnlein, die blitzenden Waffen, das Gewieher und
der Trott der Pferde gewährten den luſtigſten krie-
geriſchen Eindruck von der Welt.
„Wie können Sie denn in der Jrre herum-
reiten, ſchwarz angethan wie ein Trauernder, wäh-
rend Jhr Regiment im bunten Glanze die Revue
paſſirt? Sind Sie denn Jhres Dienſtes entlaſſen?“
Ja, mein Fräulein Wunderhold, ich habe mich
aus dem Waffendienſt in den Augendienſt begeben,
und ich harre der Befehle — man hält mich für
unbrauchbar zum Soldaten, und ſpricht von mir
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/201>, abgerufen am 15.08.2024.
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