Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

gebüßt hatte, und suchte nun den Wagen wieder
zu erreichen, um zu sehen, ob er sich geirrt habe
oder nicht. Dieser schien seine Richtung nach den
Truppen hin zu nehmen, welche sich auf der Fläche
herumschwenkten. Jetzt hielt er still, Valerius sah
einen Reiter mit einem Handpferde ansprengen,
ein Soldat sprang aus dem Wagen, bestieg das
Pferd, und ritt zu den Truppen. Federn von Da-
menhüten wehten über das zurückgeschlagene Verdeck
der Kutsche, Valerius näherte sich langsam.

"Da kommt der Unartige ganz langsam ange-
schlichen!"

Das war Hedwig, und die Fürstin saß neben
ihr. Sie war Gast im Hause von Stanislaus
Eltern. Dieser war der Reiter gewesen, dessen
Regiment hier manöverirte, Constantie wollte die
Truppenbewegungen ansehen.

Sie begrüßte ihren Landsmann auf das freund-
lichste, ja es lag ein Schmelz von Jnnigkeit in
ihren Fragen, wie es ihm gehe, was er denke, ob
ihn der schöne Morgen nicht erquicke? daß auch
seine Antworten und Reden zutraulicher und herz-
licher wurden als gewöhnlich.

gebüßt hatte, und ſuchte nun den Wagen wieder
zu erreichen, um zu ſehen, ob er ſich geirrt habe
oder nicht. Dieſer ſchien ſeine Richtung nach den
Truppen hin zu nehmen, welche ſich auf der Fläche
herumſchwenkten. Jetzt hielt er ſtill, Valerius ſah
einen Reiter mit einem Handpferde anſprengen,
ein Soldat ſprang aus dem Wagen, beſtieg das
Pferd, und ritt zu den Truppen. Federn von Da-
menhüten wehten über das zurückgeſchlagene Verdeck
der Kutſche, Valerius näherte ſich langſam.

„Da kommt der Unartige ganz langſam ange-
ſchlichen!“

Das war Hedwig, und die Fürſtin ſaß neben
ihr. Sie war Gaſt im Hauſe von Stanislaus
Eltern. Dieſer war der Reiter geweſen, deſſen
Regiment hier manöverirte, Conſtantie wollte die
Truppenbewegungen anſehen.

Sie begrüßte ihren Landsmann auf das freund-
lichſte, ja es lag ein Schmelz von Jnnigkeit in
ihren Fragen, wie es ihm gehe, was er denke, ob
ihn der ſchöne Morgen nicht erquicke? daß auch
ſeine Antworten und Reden zutraulicher und herz-
licher wurden als gewöhnlich.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0200" n="190"/>
gebüßt hatte, und &#x017F;uchte nun den Wagen wieder<lb/>
zu erreichen, um zu &#x017F;ehen, ob er &#x017F;ich geirrt habe<lb/>
oder nicht. Die&#x017F;er &#x017F;chien &#x017F;eine Richtung nach den<lb/>
Truppen hin zu nehmen, welche &#x017F;ich auf der Fläche<lb/>
herum&#x017F;chwenkten. Jetzt hielt er &#x017F;till, Valerius &#x017F;ah<lb/>
einen Reiter mit einem Handpferde an&#x017F;prengen,<lb/>
ein Soldat &#x017F;prang aus dem Wagen, be&#x017F;tieg das<lb/>
Pferd, und ritt zu den Truppen. Federn von Da-<lb/>
menhüten wehten über das zurückge&#x017F;chlagene Verdeck<lb/>
der Kut&#x017F;che, Valerius näherte &#x017F;ich lang&#x017F;am.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Da kommt der Unartige ganz lang&#x017F;am ange-<lb/>
&#x017F;chlichen!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Das war Hedwig, und die Für&#x017F;tin &#x017F;aß neben<lb/>
ihr. Sie war Ga&#x017F;t im Hau&#x017F;e von Stanislaus<lb/>
Eltern. Die&#x017F;er war der Reiter gewe&#x017F;en, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Regiment hier manöverirte, Con&#x017F;tantie wollte die<lb/>
Truppenbewegungen an&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Sie begrüßte ihren Landsmann auf das freund-<lb/>
lich&#x017F;te, ja es lag ein Schmelz von Jnnigkeit in<lb/>
ihren Fragen, wie es ihm gehe, was er denke, ob<lb/>
ihn der &#x017F;chöne Morgen nicht erquicke? daß auch<lb/>
&#x017F;eine Antworten und Reden zutraulicher und herz-<lb/>
licher wurden als gewöhnlich.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0200] gebüßt hatte, und ſuchte nun den Wagen wieder zu erreichen, um zu ſehen, ob er ſich geirrt habe oder nicht. Dieſer ſchien ſeine Richtung nach den Truppen hin zu nehmen, welche ſich auf der Fläche herumſchwenkten. Jetzt hielt er ſtill, Valerius ſah einen Reiter mit einem Handpferde anſprengen, ein Soldat ſprang aus dem Wagen, beſtieg das Pferd, und ritt zu den Truppen. Federn von Da- menhüten wehten über das zurückgeſchlagene Verdeck der Kutſche, Valerius näherte ſich langſam. „Da kommt der Unartige ganz langſam ange- ſchlichen!“ Das war Hedwig, und die Fürſtin ſaß neben ihr. Sie war Gaſt im Hauſe von Stanislaus Eltern. Dieſer war der Reiter geweſen, deſſen Regiment hier manöverirte, Conſtantie wollte die Truppenbewegungen anſehen. Sie begrüßte ihren Landsmann auf das freund- lichſte, ja es lag ein Schmelz von Jnnigkeit in ihren Fragen, wie es ihm gehe, was er denke, ob ihn der ſchöne Morgen nicht erquicke? daß auch ſeine Antworten und Reden zutraulicher und herz- licher wurden als gewöhnlich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/200
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/200>, abgerufen am 04.05.2024.