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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

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Hasen nicht gewesen sind, altes Weibergeschwätz, der
sogenannte Ruf, d. h. das Klatschthema aller mittel¬
mäßigen Menschen. Solch ein Feind stärkt nicht, aber
er lähmt. Man kämpft gegen einen ausgestopften Wanst,
in welchem das Schwert stecken bleibt, was den Arm
ermüdet, das muthige Herz aber mit Ekel erfüllt.

Ich erinnere mich eines Universitätsbekannten, der
den Umgang mit einem liebenswürdigen Mädchen aus
lauter bürgerlicher Verzweiflung aufgab; so wie er bei
ihr saß, kam die Frau Muhme und die Frau Base
und die Frau Nachbarin, und wenn er die losgewor¬
den war, der Herr Gevatter und der Herr Bruder
Handschuhmacher und der Papa und die ältere unver¬
sorgte Schwester und sprachen von den Stunden der
Andacht, von den schlechten Zeiten, von der Sittenver¬
derbtheit und noch einmal von schlechten Zeiten, daß
der Mensch immer zum Tode abgemattet von seinem
Liebchen kam und ein Ende machte, um nicht vor Aer¬
ger, Langerweile, unbefriedigtem Sehnen, verplatteter
Empfindung aufgerieben zu werden.

Der Gegensatz von all den Dingen zeitigte aller¬
dings wie klarer Sonnenschein meine Neigung zur Für¬
stin. Ihr sogenannter Gemahl zählte gar nicht: ein¬

Haſen nicht geweſen ſind, altes Weibergeſchwätz, der
ſogenannte Ruf, d. h. das Klatſchthema aller mittel¬
mäßigen Menſchen. Solch ein Feind ſtärkt nicht, aber
er lähmt. Man kämpft gegen einen ausgeſtopften Wanſt,
in welchem das Schwert ſtecken bleibt, was den Arm
ermüdet, das muthige Herz aber mit Ekel erfüllt.

Ich erinnere mich eines Univerſitätsbekannten, der
den Umgang mit einem liebenswürdigen Mädchen aus
lauter bürgerlicher Verzweiflung aufgab; ſo wie er bei
ihr ſaß, kam die Frau Muhme und die Frau Baſe
und die Frau Nachbarin, und wenn er die losgewor¬
den war, der Herr Gevatter und der Herr Bruder
Handſchuhmacher und der Papa und die ältere unver¬
ſorgte Schweſter und ſprachen von den Stunden der
Andacht, von den ſchlechten Zeiten, von der Sittenver¬
derbtheit und noch einmal von ſchlechten Zeiten, daß
der Menſch immer zum Tode abgemattet von ſeinem
Liebchen kam und ein Ende machte, um nicht vor Aer¬
ger, Langerweile, unbefriedigtem Sehnen, verplatteter
Empfindung aufgerieben zu werden.

Der Gegenſatz von all den Dingen zeitigte aller¬
dings wie klarer Sonnenſchein meine Neigung zur Für¬
ſtin. Ihr ſogenannter Gemahl zählte gar nicht: ein¬

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[117/0127] Haſen nicht geweſen ſind, altes Weibergeſchwätz, der ſogenannte Ruf, d. h. das Klatſchthema aller mittel¬ mäßigen Menſchen. Solch ein Feind ſtärkt nicht, aber er lähmt. Man kämpft gegen einen ausgeſtopften Wanſt, in welchem das Schwert ſtecken bleibt, was den Arm ermüdet, das muthige Herz aber mit Ekel erfüllt. Ich erinnere mich eines Univerſitätsbekannten, der den Umgang mit einem liebenswürdigen Mädchen aus lauter bürgerlicher Verzweiflung aufgab; ſo wie er bei ihr ſaß, kam die Frau Muhme und die Frau Baſe und die Frau Nachbarin, und wenn er die losgewor¬ den war, der Herr Gevatter und der Herr Bruder Handſchuhmacher und der Papa und die ältere unver¬ ſorgte Schweſter und ſprachen von den Stunden der Andacht, von den ſchlechten Zeiten, von der Sittenver¬ derbtheit und noch einmal von ſchlechten Zeiten, daß der Menſch immer zum Tode abgemattet von ſeinem Liebchen kam und ein Ende machte, um nicht vor Aer¬ ger, Langerweile, unbefriedigtem Sehnen, verplatteter Empfindung aufgerieben zu werden. Der Gegenſatz von all den Dingen zeitigte aller¬ dings wie klarer Sonnenſchein meine Neigung zur Für¬ ſtin. Ihr ſogenannter Gemahl zählte gar nicht: ein¬

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/127>, abgerufen am 23.11.2024.