Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.mal gehorchte er seiner Frau unbedingt und war ein Sie hatte mich das erste Mal in einem großen mal gehorchte er ſeiner Frau unbedingt und war ein Sie hatte mich das erſte Mal in einem großen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0128" n="118"/> mal gehorchte er ſeiner Frau unbedingt und war ein<lb/> kläglicher Pantoffelritter, zweitens war er ein abgeſtumpfter<lb/> Menſch, der ein ordinär lüderliches Leben geführt hatte;<lb/> ferner beſchäftigte ihn eine kindiſche Eitelkeit mit ſo viel<lb/> andern Gegenſtänden, daß er keine Zeit und keinen<lb/> Zugang für den Gedanken hatte, ſeiner Frau könne<lb/> ein andrer Mann gefallen, endlich, war er meiſt ver¬<lb/> reiſ't. Während ich bei ſeiner Frau ſaß, ließ er ſein<lb/> nobles Pharoſpiel bewundern, ſeine ſchönen Pferde prei¬<lb/> ſen, ſein vielwiſſeriſches fades Geſpräch geiſtreich ſchel¬<lb/> ten. Der Bruder der Fürſtin war ſein Genoß und<lb/> ſtörte uns eben ſo wenig. Aber des Fürſten Bruder<lb/> war ein kräftiger Feind, denn er liebte ſeine Schwä¬<lb/> gerin mit Leidenſchaft. Doch davon ſpäter. Ich wollte<lb/> Dir nur darthun, wie das Behagliche aller Umgebun¬<lb/> gen mich hineinlockte in das Zauberſchloß zur ſchönen<lb/> Fee, wie ich ſo lange einen Engel wie Desdemona ihr<lb/> nachſetzen konnte.</p><lb/> <p>Sie hatte mich das erſte Mal in einem großen<lb/> Geſellſchaftszimmer empfangen; als ich den andern Tag<lb/> wiederkam, fand ich ſie in einem kleinen lauſchigen<lb/> Gemache. Schwere grünſeidne Gardinen mit glän¬<lb/> zenden Goldtroddeln verhüllten zwei hohe Fenſter, der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0128]
mal gehorchte er ſeiner Frau unbedingt und war ein
kläglicher Pantoffelritter, zweitens war er ein abgeſtumpfter
Menſch, der ein ordinär lüderliches Leben geführt hatte;
ferner beſchäftigte ihn eine kindiſche Eitelkeit mit ſo viel
andern Gegenſtänden, daß er keine Zeit und keinen
Zugang für den Gedanken hatte, ſeiner Frau könne
ein andrer Mann gefallen, endlich, war er meiſt ver¬
reiſ't. Während ich bei ſeiner Frau ſaß, ließ er ſein
nobles Pharoſpiel bewundern, ſeine ſchönen Pferde prei¬
ſen, ſein vielwiſſeriſches fades Geſpräch geiſtreich ſchel¬
ten. Der Bruder der Fürſtin war ſein Genoß und
ſtörte uns eben ſo wenig. Aber des Fürſten Bruder
war ein kräftiger Feind, denn er liebte ſeine Schwä¬
gerin mit Leidenſchaft. Doch davon ſpäter. Ich wollte
Dir nur darthun, wie das Behagliche aller Umgebun¬
gen mich hineinlockte in das Zauberſchloß zur ſchönen
Fee, wie ich ſo lange einen Engel wie Desdemona ihr
nachſetzen konnte.
Sie hatte mich das erſte Mal in einem großen
Geſellſchaftszimmer empfangen; als ich den andern Tag
wiederkam, fand ich ſie in einem kleinen lauſchigen
Gemache. Schwere grünſeidne Gardinen mit glän¬
zenden Goldtroddeln verhüllten zwei hohe Fenſter, der
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