Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.Die Bernsteinhexe. Rüdiger. Ein Phantasiebild! Schweidler. Nicht doch, sie hat Dergleichen von Kindheit auf ge- habt, 's ist eine Zauberkraft, die ihr der Herr verliehen, die ihr aber, Gott verhüt' es, das größte Unglück bringen kann. Rüdiger. Aber lieber Ehren Abraham, wie könnt Jhr solche überspannte Dinge durch solche Auslegung noch beför- dern! Schweidler. Was? Rüdiger. Die Jungfer ist ohnedies in Gefahr, vor dem rohen Glauben des Volkes verläumdet zu werden, und wie ich mit Schrecken sehe, verstärkt Jhr noch mit Eurem Ansehn diesen Kinder-Glauben. Schweidler. Junger Herr Junker, was geht Euch die Zunge schnell! Jhr glaubt nicht an Wunder und Zauber?! Rüdiger. Ei, das ist ja Alles Lug und Trug mit der Zau- berei! Schweidler. Gott behüte Euch, junger Herr, aber ich hätt' Euch für Die Bernſteinhexe. Rüdiger. Ein Phantaſiebild! Schweidler. Nicht doch, ſie hat Dergleichen von Kindheit auf ge- habt, ’s iſt eine Zauberkraft, die ihr der Herr verliehen, die ihr aber, Gott verhuͤt’ es, das groͤßte Ungluͤck bringen kann. Rüdiger. Aber lieber Ehren Abraham, wie koͤnnt Jhr ſolche uͤberſpannte Dinge durch ſolche Auslegung noch befoͤr- dern! Schweidler. Was? Rüdiger. Die Jungfer iſt ohnedies in Gefahr, vor dem rohen Glauben des Volkes verlaͤumdet zu werden, und wie ich mit Schrecken ſehe, verſtaͤrkt Jhr noch mit Eurem Anſehn dieſen Kinder-Glauben. Schweidler. Junger Herr Junker, was geht Euch die Zunge ſchnell! Jhr glaubt nicht an Wunder und Zauber?! Rüdiger. Ei, das iſt ja Alles Lug und Trug mit der Zau- berei! Schweidler. Gott behuͤte Euch, junger Herr, aber ich haͤtt’ Euch fuͤr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0085" n="79"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bernſteinhexe</hi>.</fw><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Ein Phantaſiebild!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Nicht doch, ſie hat Dergleichen von Kindheit auf ge-<lb/> habt, ’s iſt eine Zauberkraft, die ihr der Herr verliehen,<lb/> die ihr aber, Gott verhuͤt’ es, das groͤßte Ungluͤck bringen<lb/> kann.</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Aber lieber Ehren Abraham, wie koͤnnt Jhr ſolche<lb/> uͤberſpannte Dinge durch ſolche Auslegung noch befoͤr-<lb/> dern!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Was?</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Jungfer iſt ohnedies in Gefahr, vor dem rohen<lb/> Glauben des Volkes verlaͤumdet zu werden, und wie ich<lb/> mit Schrecken ſehe, verſtaͤrkt Jhr noch mit Eurem Anſehn<lb/> dieſen Kinder-Glauben.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Junger Herr Junker, was geht Euch die Zunge ſchnell!<lb/> Jhr glaubt nicht an Wunder und Zauber?!</p> </sp><lb/> <sp who="#RUED"> <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/> <p>Ei, das iſt ja Alles Lug und Trug mit der Zau-<lb/> berei!</p> </sp><lb/> <sp who="#SCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/> <p>Gott behuͤte Euch, junger Herr, aber ich haͤtt’ Euch fuͤr<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0085]
Die Bernſteinhexe.
Rüdiger.
Ein Phantaſiebild!
Schweidler.
Nicht doch, ſie hat Dergleichen von Kindheit auf ge-
habt, ’s iſt eine Zauberkraft, die ihr der Herr verliehen,
die ihr aber, Gott verhuͤt’ es, das groͤßte Ungluͤck bringen
kann.
Rüdiger.
Aber lieber Ehren Abraham, wie koͤnnt Jhr ſolche
uͤberſpannte Dinge durch ſolche Auslegung noch befoͤr-
dern!
Schweidler.
Was?
Rüdiger.
Die Jungfer iſt ohnedies in Gefahr, vor dem rohen
Glauben des Volkes verlaͤumdet zu werden, und wie ich
mit Schrecken ſehe, verſtaͤrkt Jhr noch mit Eurem Anſehn
dieſen Kinder-Glauben.
Schweidler.
Junger Herr Junker, was geht Euch die Zunge ſchnell!
Jhr glaubt nicht an Wunder und Zauber?!
Rüdiger.
Ei, das iſt ja Alles Lug und Trug mit der Zau-
berei!
Schweidler.
Gott behuͤte Euch, junger Herr, aber ich haͤtt’ Euch fuͤr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |