Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bernsteinhexe.
Rüdiger.
Ein Phantasiebild!
Schweidler.
Nicht doch, sie hat Dergleichen von Kindheit auf ge-
habt, 's ist eine Zauberkraft, die ihr der Herr verliehen,
die ihr aber, Gott verhüt' es, das größte Unglück bringen
kann.
Rüdiger.
Aber lieber Ehren Abraham, wie könnt Jhr solche
überspannte Dinge durch solche Auslegung noch beför-
dern!
Schweidler.
Was?
Rüdiger.
Die Jungfer ist ohnedies in Gefahr, vor dem rohen
Glauben des Volkes verläumdet zu werden, und wie ich
mit Schrecken sehe, verstärkt Jhr noch mit Eurem Ansehn
diesen Kinder-Glauben.
Schweidler.
Junger Herr Junker, was geht Euch die Zunge schnell!
Jhr glaubt nicht an Wunder und Zauber?!
Rüdiger.
Ei, das ist ja Alles Lug und Trug mit der Zau-
berei!
Schweidler.
Gott behüte Euch, junger Herr, aber ich hätt' Euch für
Die Bernſteinhexe.
Rüdiger.
Ein Phantaſiebild!
Schweidler.
Nicht doch, ſie hat Dergleichen von Kindheit auf ge-
habt, ’s iſt eine Zauberkraft, die ihr der Herr verliehen,
die ihr aber, Gott verhuͤt’ es, das groͤßte Ungluͤck bringen
kann.
Rüdiger.
Aber lieber Ehren Abraham, wie koͤnnt Jhr ſolche
uͤberſpannte Dinge durch ſolche Auslegung noch befoͤr-
dern!
Schweidler.
Was?
Rüdiger.
Die Jungfer iſt ohnedies in Gefahr, vor dem rohen
Glauben des Volkes verlaͤumdet zu werden, und wie ich
mit Schrecken ſehe, verſtaͤrkt Jhr noch mit Eurem Anſehn
dieſen Kinder-Glauben.
Schweidler.
Junger Herr Junker, was geht Euch die Zunge ſchnell!
Jhr glaubt nicht an Wunder und Zauber?!
Rüdiger.
Ei, das iſt ja Alles Lug und Trug mit der Zau-
berei!
Schweidler.
Gott behuͤte Euch, junger Herr, aber ich haͤtt’ Euch fuͤr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0085" n="79"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bern&#x017F;teinhexe</hi>.</fw><lb/>
            <sp who="#RUED">
              <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Ein Phanta&#x017F;iebild!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SCH">
              <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Nicht doch, &#x017F;ie hat Dergleichen von Kindheit auf ge-<lb/>
habt, &#x2019;s i&#x017F;t eine Zauberkraft, die ihr der Herr verliehen,<lb/>
die ihr aber, Gott verhu&#x0364;t&#x2019; es, das gro&#x0364;ßte Unglu&#x0364;ck bringen<lb/>
kann.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#RUED">
              <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Aber lieber Ehren Abraham, wie ko&#x0364;nnt Jhr &#x017F;olche<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;pannte Dinge durch &#x017F;olche Auslegung noch befo&#x0364;r-<lb/>
dern!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SCH">
              <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Was?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#RUED">
              <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Die Jungfer i&#x017F;t ohnedies in Gefahr, vor dem rohen<lb/>
Glauben des Volkes verla&#x0364;umdet zu werden, und wie ich<lb/>
mit Schrecken &#x017F;ehe, ver&#x017F;ta&#x0364;rkt Jhr noch mit Eurem An&#x017F;ehn<lb/>
die&#x017F;en Kinder-Glauben.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SCH">
              <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Junger Herr Junker, was geht Euch die Zunge &#x017F;chnell!<lb/>
Jhr glaubt nicht an Wunder und Zauber?!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#RUED">
              <speaker> <hi rendition="#b">Rüdiger.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Ei, das i&#x017F;t ja Alles Lug und Trug mit der Zau-<lb/>
berei!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SCH">
              <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Gott behu&#x0364;te Euch, junger Herr, aber ich ha&#x0364;tt&#x2019; Euch fu&#x0364;r<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0085] Die Bernſteinhexe. Rüdiger. Ein Phantaſiebild! Schweidler. Nicht doch, ſie hat Dergleichen von Kindheit auf ge- habt, ’s iſt eine Zauberkraft, die ihr der Herr verliehen, die ihr aber, Gott verhuͤt’ es, das groͤßte Ungluͤck bringen kann. Rüdiger. Aber lieber Ehren Abraham, wie koͤnnt Jhr ſolche uͤberſpannte Dinge durch ſolche Auslegung noch befoͤr- dern! Schweidler. Was? Rüdiger. Die Jungfer iſt ohnedies in Gefahr, vor dem rohen Glauben des Volkes verlaͤumdet zu werden, und wie ich mit Schrecken ſehe, verſtaͤrkt Jhr noch mit Eurem Anſehn dieſen Kinder-Glauben. Schweidler. Junger Herr Junker, was geht Euch die Zunge ſchnell! Jhr glaubt nicht an Wunder und Zauber?! Rüdiger. Ei, das iſt ja Alles Lug und Trug mit der Zau- berei! Schweidler. Gott behuͤte Euch, junger Herr, aber ich haͤtt’ Euch fuͤr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/85
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/85>, abgerufen am 25.11.2024.