Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bernsteinhexe.
Schweidler.
Jm Namen des ewigen Gottes, schweige, Du schlim-
mer Mann!

(Wulf zeigt seinen Kopf einen Augenblick an der Stiegenthür
und hört eine Minute zu, dann zieht er die Thür wieder vor
sich zu.)
Liese.
So sprecht, so sprecht! Dagegen kann er nicht! Und
hört und erlös't mich vom Bösen. Euer Kind ist unschuldig
unschuldig ganz und gar; was sie gethan, hat sie mit guter,
frommer Hand gethan! Was ihr zur Last gelegt wird,
alles, alles Böse, ich hab's gethan, ich allein auf Wittich's
Geheiß. Jch habe das kranke Vieh getödtet, ich habe
vorhin, eh' Jhr hinkamt, auf Wittich's Geheiß die Bern-
steinader verschüttet, ich habe gelogen, betrogen all über-
all, wo es zum Schaden Deines Kindes geschehen konnte,
ich hab' es erlogen, daß sie den Teufel neben sich gehabt
Nachts auf dem Berge -- der Junker war's, der leibhaf-
tige Junker Rüdiger und Niemand weiter, und nun hilf
mir, hilf!
Schweidler.
O mein unschuldiges Kind!
Liese.
Sprich zu mir, zu mir, sonst bin ich ewig verloren
wie dieser da, der neben mir zittert.
Wittich.
Zittert vor Wuth! Erbärmliches Weib! Der Wittich
Die Bernſteinhexe.
Schweidler.
Jm Namen des ewigen Gottes, ſchweige, Du ſchlim-
mer Mann!

(Wulf zeigt ſeinen Kopf einen Augenblick an der Stiegenthuͤr
und hoͤrt eine Minute zu, dann zieht er die Thuͤr wieder vor
ſich zu.)
Lieſe.
So ſprecht, ſo ſprecht! Dagegen kann er nicht! Und
hoͤrt und erloͤſ’t mich vom Boͤſen. Euer Kind iſt unſchuldig
unſchuldig ganz und gar; was ſie gethan, hat ſie mit guter,
frommer Hand gethan! Was ihr zur Laſt gelegt wird,
alles, alles Boͤſe, ich hab’s gethan, ich allein auf Wittich’s
Geheiß. Jch habe das kranke Vieh getoͤdtet, ich habe
vorhin, eh’ Jhr hinkamt, auf Wittich’s Geheiß die Bern-
ſteinader verſchuͤttet, ich habe gelogen, betrogen all uͤber-
all, wo es zum Schaden Deines Kindes geſchehen konnte,
ich hab’ es erlogen, daß ſie den Teufel neben ſich gehabt
Nachts auf dem Berge — der Junker war’s, der leibhaf-
tige Junker Ruͤdiger und Niemand weiter, und nun hilf
mir, hilf!
Schweidler.
O mein unſchuldiges Kind!
Lieſe.
Sprich zu mir, zu mir, ſonſt bin ich ewig verloren
wie dieſer da, der neben mir zittert.
Wittich.
Zittert vor Wuth! Erbaͤrmliches Weib! Der Wittich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0210" n="204"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Bern&#x017F;teinhexe</hi>.</fw><lb/>
            <sp who="#SCH">
              <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Jm Namen des ewigen Gottes, &#x017F;chweige, Du &#x017F;chlim-<lb/>
mer Mann!</p><lb/>
              <stage>(Wulf zeigt &#x017F;einen Kopf einen Augenblick an der Stiegenthu&#x0364;r<lb/>
und ho&#x0364;rt eine Minute zu, dann zieht er die Thu&#x0364;r wieder vor<lb/>
&#x017F;ich zu.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LIE">
              <speaker> <hi rendition="#b">Lie&#x017F;e.</hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#g">So</hi> &#x017F;precht, <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> &#x017F;precht! Dagegen kann er nicht! Und<lb/>
ho&#x0364;rt und erlo&#x0364;&#x017F;&#x2019;t mich vom Bo&#x0364;&#x017F;en. Euer Kind i&#x017F;t un&#x017F;chuldig<lb/>
un&#x017F;chuldig ganz und gar; was &#x017F;ie gethan, hat &#x017F;ie mit guter,<lb/>
frommer Hand gethan! Was ihr zur La&#x017F;t gelegt wird,<lb/>
alles, alles Bo&#x0364;&#x017F;e, ich hab&#x2019;s gethan, <hi rendition="#g">ich</hi> allein auf Wittich&#x2019;s<lb/>
Geheiß. <hi rendition="#g">Jch</hi> habe das kranke Vieh geto&#x0364;dtet, <hi rendition="#g">ich</hi> habe<lb/>
vorhin, eh&#x2019; Jhr hinkamt, auf Wittich&#x2019;s Geheiß die Bern-<lb/>
&#x017F;teinader ver&#x017F;chu&#x0364;ttet, <hi rendition="#g">ich</hi> habe gelogen, betrogen all u&#x0364;ber-<lb/>
all, wo es zum Schaden Deines Kindes ge&#x017F;chehen konnte,<lb/><hi rendition="#g">ich</hi> hab&#x2019; es erlogen, daß &#x017F;ie den Teufel neben &#x017F;ich gehabt<lb/>
Nachts auf dem Berge &#x2014; der Junker war&#x2019;s, der leibhaf-<lb/>
tige Junker Ru&#x0364;diger und Niemand weiter, und nun hilf<lb/>
mir, hilf!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SCH">
              <speaker> <hi rendition="#b">Schweidler.</hi> </speaker><lb/>
              <p>O mein un&#x017F;chuldiges Kind!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LIE">
              <speaker> <hi rendition="#b">Lie&#x017F;e.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Sprich zu mir, zu mir, &#x017F;on&#x017F;t bin ich ewig verloren<lb/>
wie die&#x017F;er da, der neben mir zittert.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#WIT">
              <speaker> <hi rendition="#b">Wittich.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Zittert vor Wuth! Erba&#x0364;rmliches Weib! Der Wittich<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0210] Die Bernſteinhexe. Schweidler. Jm Namen des ewigen Gottes, ſchweige, Du ſchlim- mer Mann! (Wulf zeigt ſeinen Kopf einen Augenblick an der Stiegenthuͤr und hoͤrt eine Minute zu, dann zieht er die Thuͤr wieder vor ſich zu.) Lieſe. So ſprecht, ſo ſprecht! Dagegen kann er nicht! Und hoͤrt und erloͤſ’t mich vom Boͤſen. Euer Kind iſt unſchuldig unſchuldig ganz und gar; was ſie gethan, hat ſie mit guter, frommer Hand gethan! Was ihr zur Laſt gelegt wird, alles, alles Boͤſe, ich hab’s gethan, ich allein auf Wittich’s Geheiß. Jch habe das kranke Vieh getoͤdtet, ich habe vorhin, eh’ Jhr hinkamt, auf Wittich’s Geheiß die Bern- ſteinader verſchuͤttet, ich habe gelogen, betrogen all uͤber- all, wo es zum Schaden Deines Kindes geſchehen konnte, ich hab’ es erlogen, daß ſie den Teufel neben ſich gehabt Nachts auf dem Berge — der Junker war’s, der leibhaf- tige Junker Ruͤdiger und Niemand weiter, und nun hilf mir, hilf! Schweidler. O mein unſchuldiges Kind! Lieſe. Sprich zu mir, zu mir, ſonſt bin ich ewig verloren wie dieſer da, der neben mir zittert. Wittich. Zittert vor Wuth! Erbaͤrmliches Weib! Der Wittich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/210
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Die Bernsteinhexe. Leipzig, 1846, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_bernsteinhexe_1846/210>, abgerufen am 04.05.2024.