"Der Klosterbruder kann Einem höchstens leid thun. Da ist Mathilde jedenfalls vernünftiger. Sie ist hoffent- lich glücklich geworden?"
"Wir hoffen es," antwortete Richard trocken. "Sie war ja eine "starke Natur", der die Sonnenstäubchen nichts anhaben. Sie bekam sieben Söhne und sieben Töchter und alle haben sich glücklich verheiratet."
"Sie sind abscheulich," rief Lenore. Dann öffnete sie ihr Täschchen und holte eine elegante Bonbonniere hervor, die sie ihm darbot.
"Es soll Gnade für Recht ergehen," sagte sie. "Hier haben Sie etwas Herzstärkendes. Nun seien Sie aber vernünftig. Die Sehnsucht nach dem Uner- reichbaren mag ja ganz hübsch sein für -- Sonnen- stäubchen, für unser Einen ziehe ich etwas Solideres vor. Nehmen Sie diese Chokolade -- Sie danken? Jedenfalls aber erzählen Sie noch etwas Nettes vom Quarzkörnchen -- und nun nicht mehr sentimental."
Richard verneigte sich ironisch. "Auf die Gefahr, Jhnen noch mehr zu mißfallen. Das Quarzkörnchen langweilte sich und dachte, wenn das Glimmerchen ein Sonnenstäubchen geworden ist, warum soll ich mich nicht amüsiereu? Jch bin eigentlich ein Kristall; ich habe eine elegante Figur und eine blanke Oberfläche. Man wird sich freuen, mich in der Gesellschaft zu be- grüßen. Man wird mir huldigen. Warum soll ich den Menschen nicht einen Gefallen thun?
Ein Jahrtausend und noch eins war vergangen,
Laßwitz, Seifenblasen. 3
Stäubchen.
„Ganz richtig — man muß vergeſſen.“ —
„Der Kloſterbruder kann Einem höchſtens leid thun. Da iſt Mathilde jedenfalls vernünftiger. Sie iſt hoffent- lich glücklich geworden?“
„Wir hoffen es,“ antwortete Richard trocken. „Sie war ja eine „ſtarke Natur“, der die Sonnenſtäubchen nichts anhaben. Sie bekam ſieben Söhne und ſieben Töchter und alle haben ſich glücklich verheiratet.“
„Sie ſind abſcheulich,“ rief Lenore. Dann öffnete ſie ihr Täſchchen und holte eine elegante Bonbonniere hervor, die ſie ihm darbot.
„Es ſoll Gnade für Recht ergehen,“ ſagte ſie. „Hier haben Sie etwas Herzſtärkendes. Nun ſeien Sie aber vernünftig. Die Sehnſucht nach dem Uner- reichbaren mag ja ganz hübſch ſein für — Sonnen- ſtäubchen, für unſer Einen ziehe ich etwas Solideres vor. Nehmen Sie dieſe Chokolade — Sie danken? Jedenfalls aber erzählen Sie noch etwas Nettes vom Quarzkörnchen — und nun nicht mehr ſentimental.“
Richard verneigte ſich ironiſch. „Auf die Gefahr, Jhnen noch mehr zu mißfallen. Das Quarzkörnchen langweilte ſich und dachte, wenn das Glimmerchen ein Sonnenſtäubchen geworden iſt, warum ſoll ich mich nicht amüſiereu? Jch bin eigentlich ein Kriſtall; ich habe eine elegante Figur und eine blanke Oberfläche. Man wird ſich freuen, mich in der Geſellſchaft zu be- grüßen. Man wird mir huldigen. Warum ſoll ich den Menſchen nicht einen Gefallen thun?
Ein Jahrtauſend und noch eins war vergangen,
Laßwitz, Seifenblaſen. 3
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Stäubchen.
„Ganz richtig — man muß vergeſſen.“ —
„Der Kloſterbruder kann Einem höchſtens leid thun.
Da iſt Mathilde jedenfalls vernünftiger. Sie iſt hoffent-
lich glücklich geworden?“
„Wir hoffen es,“ antwortete Richard trocken. „Sie
war ja eine „ſtarke Natur“, der die Sonnenſtäubchen
nichts anhaben. Sie bekam ſieben Söhne und ſieben
Töchter und alle haben ſich glücklich verheiratet.“
„Sie ſind abſcheulich,“ rief Lenore. Dann öffnete
ſie ihr Täſchchen und holte eine elegante Bonbonniere
hervor, die ſie ihm darbot.
„Es ſoll Gnade für Recht ergehen,“ ſagte ſie.
„Hier haben Sie etwas Herzſtärkendes. Nun ſeien
Sie aber vernünftig. Die Sehnſucht nach dem Uner-
reichbaren mag ja ganz hübſch ſein für — Sonnen-
ſtäubchen, für unſer Einen ziehe ich etwas Solideres
vor. Nehmen Sie dieſe Chokolade — Sie danken?
Jedenfalls aber erzählen Sie noch etwas Nettes vom
Quarzkörnchen — und nun nicht mehr ſentimental.“
Richard verneigte ſich ironiſch. „Auf die Gefahr,
Jhnen noch mehr zu mißfallen. Das Quarzkörnchen
langweilte ſich und dachte, wenn das Glimmerchen ein
Sonnenſtäubchen geworden iſt, warum ſoll ich mich
nicht amüſiereu? Jch bin eigentlich ein Kriſtall; ich
habe eine elegante Figur und eine blanke Oberfläche.
Man wird ſich freuen, mich in der Geſellſchaft zu be-
grüßen. Man wird mir huldigen. Warum ſoll ich den
Menſchen nicht einen Gefallen thun?
Ein Jahrtauſend und noch eins war vergangen,
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Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_seife_1890/39>, abgerufen am 16.07.2024.
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