Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Mirax. Nicht zufrieden mit seinen bisherigen Erfolgen ge- Es ist einleuchtend, daß die gesamte Natur eben- Mirax. Nicht zufrieden mit ſeinen bisherigen Erfolgen ge- Es iſt einleuchtend, daß die geſamte Natur eben- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0188" n="182"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Mirax.</hi> </fw><lb/> <p>Nicht zufrieden mit ſeinen bisherigen Erfolgen ge-<lb/> dachte Heino Mirax nunmehr die Weltentwickelung über-<lb/> haupt in beſchleunigtere Gangart zu verſetzen. Längſt<lb/> hatte er erkannt, daß die Schwäche der modernen Natur-<lb/> wiſſenſchaft in ihrer Beſchränkung auf die Geſetze der<lb/> ſtofflichen Welt beſtehe. Mit dem Ausmeſſen und<lb/> Berechnen der Sternenbahnen, der Erforſchung von Land<lb/> und Meer, dem Abwägen von Kohlenſtoff und Sauer-<lb/> ſtoff, mit der Beobachtung der Nervenprozeſſe, der Zellen-<lb/> bildung, der organiſchen Fortpflanzung — mit alledem<lb/> flickt man ja doch nur an dem äußeren Gewande der<lb/> Natur herum. Man mag dadurch die materielle Welt<lb/> beherrſchen, aber man lenkt ſie nur künſtlich wie ein<lb/> Pferd am Zügel, nicht durch die Anfeuerung des inneren<lb/> Triebes. Mirax ging tiefer; er beſchloß, die Weltſeele<lb/> ſelbſt zu züchten.</p><lb/> <p>Es iſt einleuchtend, daß die geſamte Natur eben-<lb/> ſo gut wie der Menſch ein inneres Bewußtſein, ein<lb/> Gefühl ihrer ſelbſt beſitzt. Die alten Griechen bis Plato<lb/> waren darüber nicht im Zweifel geweſen; erſt die mo-<lb/> derne Wiſſenſchaft ſeit Descartes und Galilei hatte es<lb/> vergeſſen. Nicht ſo Mirax; er griff der Natur in den<lb/> Buſen, von innen heraus wollte er ſie fördern. Man<lb/> ſage nicht, daß eben der Körper das Einzige ſei, wodurch<lb/> der Geiſt zugänglich und anderen vermittelt werde. Die<lb/> Experimente über den körperloſen Verkehr der Geiſter<lb/> haben dieſe Anſicht widerlegt; das Hellſehen und der<lb/> Spiritismus bilden von nun ab die Mittel, der Natur<lb/> nicht mehr auf den Leib, ſondern direkt auf die Seele<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0188]
Mirax.
Nicht zufrieden mit ſeinen bisherigen Erfolgen ge-
dachte Heino Mirax nunmehr die Weltentwickelung über-
haupt in beſchleunigtere Gangart zu verſetzen. Längſt
hatte er erkannt, daß die Schwäche der modernen Natur-
wiſſenſchaft in ihrer Beſchränkung auf die Geſetze der
ſtofflichen Welt beſtehe. Mit dem Ausmeſſen und
Berechnen der Sternenbahnen, der Erforſchung von Land
und Meer, dem Abwägen von Kohlenſtoff und Sauer-
ſtoff, mit der Beobachtung der Nervenprozeſſe, der Zellen-
bildung, der organiſchen Fortpflanzung — mit alledem
flickt man ja doch nur an dem äußeren Gewande der
Natur herum. Man mag dadurch die materielle Welt
beherrſchen, aber man lenkt ſie nur künſtlich wie ein
Pferd am Zügel, nicht durch die Anfeuerung des inneren
Triebes. Mirax ging tiefer; er beſchloß, die Weltſeele
ſelbſt zu züchten.
Es iſt einleuchtend, daß die geſamte Natur eben-
ſo gut wie der Menſch ein inneres Bewußtſein, ein
Gefühl ihrer ſelbſt beſitzt. Die alten Griechen bis Plato
waren darüber nicht im Zweifel geweſen; erſt die mo-
derne Wiſſenſchaft ſeit Descartes und Galilei hatte es
vergeſſen. Nicht ſo Mirax; er griff der Natur in den
Buſen, von innen heraus wollte er ſie fördern. Man
ſage nicht, daß eben der Körper das Einzige ſei, wodurch
der Geiſt zugänglich und anderen vermittelt werde. Die
Experimente über den körperloſen Verkehr der Geiſter
haben dieſe Anſicht widerlegt; das Hellſehen und der
Spiritismus bilden von nun ab die Mittel, der Natur
nicht mehr auf den Leib, ſondern direkt auf die Seele
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