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Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.

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Der Traumfabrikant.

"Dann bitte, heute nacht unausgesetzt meinen Namen
einzuflüstern: Alboin von Warzheim."

"Können Sie sich über den persönlichen Auftrag des
Fräuleins ausweisen?"

"Das nicht, ich handle in meinem eigenen Auftrage."

"Dann bedauern wir, Jhren Wunsch nicht erfüllen
zu können. Wir dürfen nach dem Traumgesetz nur An-
träge von den betreffenden Personen selbst ausführen."

"Aber bitte, machen Sie hier eine Ausnahme. Bin
sterblich verliebt -- aussichtslos! Jch habe einen ähn-
lichen Fall gelesen, in welchem die Mutter dem unglück-
lichen Liebhaber Namenseinflüsterung gestattet, worauf
Traum, Beschäftigung mit seiner Person, Neigung, Ver-
lobung. Wollen Sie gefälligst beliebigen Preis be-
stimmen, kommt mir nicht darauf an."

"Mein Herr," sagte Forbach, "ich kann nicht weiter
mit Jhnen verhandeln. Die geringste Pflichtverletzung
würde mich für mein verantwortliches Amt unbrauchbar
machen. Niemals werde ich von den gesetzlichen Vor-
schriften abweichen."

Kaum hatte sich Herr von Warzheim unwillig ent-
fernt, als Forbach sich wieder zur Unterhaltung mit
seiner geliebten Amalie anschickte. Diese hatte sich in-
zwischen ausgedacht, Forbach sollte für ihren Vater ein
besonders präpariertes Traumkissen senden, das sie ihm
heimlich unter den Kopf legen würde. Seinen Lieblings-
neigungen wollte sie damit entgegenkommen; eine Jagd,
ein gutes Diner, eine lustige Unterhaltung konnten leicht
durch passende Reize ins Traumbewußtsein gehoben

Der Traumfabrikant.

„Dann bitte, heute nacht unausgeſetzt meinen Namen
einzuflüſtern: Alboin von Warzheim.“

„Können Sie ſich über den perſönlichen Auftrag des
Fräuleins ausweiſen?“

„Das nicht, ich handle in meinem eigenen Auftrage.“

„Dann bedauern wir, Jhren Wunſch nicht erfüllen
zu können. Wir dürfen nach dem Traumgeſetz nur An-
träge von den betreffenden Perſonen ſelbſt ausführen.“

„Aber bitte, machen Sie hier eine Ausnahme. Bin
ſterblich verliebt — ausſichtslos! Jch habe einen ähn-
lichen Fall geleſen, in welchem die Mutter dem unglück-
lichen Liebhaber Namenseinflüſterung geſtattet, worauf
Traum, Beſchäftigung mit ſeiner Perſon, Neigung, Ver-
lobung. Wollen Sie gefälligſt beliebigen Preis be-
ſtimmen, kommt mir nicht darauf an.“

„Mein Herr,“ ſagte Forbach, „ich kann nicht weiter
mit Jhnen verhandeln. Die geringſte Pflichtverletzung
würde mich für mein verantwortliches Amt unbrauchbar
machen. Niemals werde ich von den geſetzlichen Vor-
ſchriften abweichen.“

Kaum hatte ſich Herr von Warzheim unwillig ent-
fernt, als Forbach ſich wieder zur Unterhaltung mit
ſeiner geliebten Amalie anſchickte. Dieſe hatte ſich in-
zwiſchen ausgedacht, Forbach ſollte für ihren Vater ein
beſonders präpariertes Traumkiſſen ſenden, das ſie ihm
heimlich unter den Kopf legen würde. Seinen Lieblings-
neigungen wollte ſie damit entgegenkommen; eine Jagd,
ein gutes Diner, eine luſtige Unterhaltung konnten leicht
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[149/0155] Der Traumfabrikant. „Dann bitte, heute nacht unausgeſetzt meinen Namen einzuflüſtern: Alboin von Warzheim.“ „Können Sie ſich über den perſönlichen Auftrag des Fräuleins ausweiſen?“ „Das nicht, ich handle in meinem eigenen Auftrage.“ „Dann bedauern wir, Jhren Wunſch nicht erfüllen zu können. Wir dürfen nach dem Traumgeſetz nur An- träge von den betreffenden Perſonen ſelbſt ausführen.“ „Aber bitte, machen Sie hier eine Ausnahme. Bin ſterblich verliebt — ausſichtslos! Jch habe einen ähn- lichen Fall geleſen, in welchem die Mutter dem unglück- lichen Liebhaber Namenseinflüſterung geſtattet, worauf Traum, Beſchäftigung mit ſeiner Perſon, Neigung, Ver- lobung. Wollen Sie gefälligſt beliebigen Preis be- ſtimmen, kommt mir nicht darauf an.“ „Mein Herr,“ ſagte Forbach, „ich kann nicht weiter mit Jhnen verhandeln. Die geringſte Pflichtverletzung würde mich für mein verantwortliches Amt unbrauchbar machen. Niemals werde ich von den geſetzlichen Vor- ſchriften abweichen.“ Kaum hatte ſich Herr von Warzheim unwillig ent- fernt, als Forbach ſich wieder zur Unterhaltung mit ſeiner geliebten Amalie anſchickte. Dieſe hatte ſich in- zwiſchen ausgedacht, Forbach ſollte für ihren Vater ein beſonders präpariertes Traumkiſſen ſenden, das ſie ihm heimlich unter den Kopf legen würde. Seinen Lieblings- neigungen wollte ſie damit entgegenkommen; eine Jagd, ein gutes Diner, eine luſtige Unterhaltung konnten leicht durch paſſende Reize ins Traumbewußtſein gehoben

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_seife_1890/155>, abgerufen am 07.05.2024.