Laßwitz, Kurd: Seifenblasen. Hamburg, 1890.Der Traumfabrikant. Schadenfeuer statt für den Sonnenaufgang, aus demKuhreigen machte er Feuerlärm, sprang aus dem Bette und goß das Waschbecken darüber. Wir mußten den Schaden bezahlen." "Der Mann hatte vermutlich zu viel Traumgas ge- "Das nicht, aber er war Brandmeister." Forbach brach einen Brief auf, warf ihn aber sogleich "Da haben wir denselben Fall!" rief er. "Dr. Mie- "Er wünschte angenehme geschäftliche Träume, und "Ja, ich bitte Sie, Dr. Mieriger ist ja nicht Medi- "Nicht möglich! Was denn?" "Direktor einer Lebensversicherungsbank." "Dann freilich! So will ich mich sogleich ent- Es klopfte, und ein höchst eleganter, etwas stutzerhaft "Jch wollte mir die Frage erlauben," sagte er, "ob "Gewiß, Nummer 117." Der Traumfabrikant. Schadenfeuer ſtatt für den Sonnenaufgang, aus demKuhreigen machte er Feuerlärm, ſprang aus dem Bette und goß das Waſchbecken darüber. Wir mußten den Schaden bezahlen.“ „Der Mann hatte vermutlich zu viel Traumgas ge- „Das nicht, aber er war Brandmeiſter.“ Forbach brach einen Brief auf, warf ihn aber ſogleich „Da haben wir denſelben Fall!“ rief er. „Dr. Mie- „Er wünſchte angenehme geſchäftliche Träume, und „Ja, ich bitte Sie, Dr. Mieriger iſt ja nicht Medi- „Nicht möglich! Was denn?“ „Direktor einer Lebensverſicherungsbank.“ „Dann freilich! So will ich mich ſogleich ent- Es klopfte, und ein höchſt eleganter, etwas ſtutzerhaft „Jch wollte mir die Frage erlauben,“ ſagte er, „ob „Gewiß, Nummer 117.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0154" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Traumfabrikant.</hi></fw><lb/> Schadenfeuer ſtatt für den Sonnenaufgang, aus dem<lb/> Kuhreigen machte er Feuerlärm, ſprang aus dem Bette<lb/> und goß das Waſchbecken darüber. Wir mußten den<lb/> Schaden bezahlen.“</p><lb/> <p>„Der Mann hatte vermutlich zu viel Traumgas ge-<lb/> nommen.“</p><lb/> <p>„Das nicht, aber er war Brandmeiſter.“</p><lb/> <p>Forbach brach einen Brief auf, warf ihn aber ſogleich<lb/> ärgerlich auf den Tiſch.</p><lb/> <p>„Da haben wir denſelben Fall!“ rief er. „<hi rendition="#aq">Dr.</hi> Mie-<lb/> riger meldet ſich ab; was uns denn einfiele, ihn vom<lb/> Ausbruch der Cholera träumen zu laſſen! Was in aller<lb/> Welt haben Sie ihm denn geſchickt?“</p><lb/> <p>„Er wünſchte angenehme geſchäftliche Träume, und<lb/> ſo ſandte ich ihm Kiſſen Nr. 6 mit leichten Carbolreizen<lb/> und Trauermarſch. Jch glaubte, für einen Arzt müſſe<lb/> es ſehr angenehm ſein, von einer Verſchlechterung des<lb/> Geſundheitszuſtandes der Stadt —“</p><lb/> <p>„Ja, ich bitte Sie, <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Mieriger iſt ja nicht Medi-<lb/> ziner —“</p><lb/> <p>„Nicht möglich! Was denn?“</p><lb/> <p>„Direktor einer Lebensverſicherungsbank.“</p><lb/> <p>„Dann freilich! So will ich mich ſogleich ent-<lb/> ſchuldigen.“</p><lb/> <p>Es klopfte, und ein höchſt eleganter, etwas ſtutzerhaft<lb/> gekleideter Herr trat ein.</p><lb/> <p>„Jch wollte mir die Frage erlauben,“ ſagte er, „ob<lb/> Signora Muratori an die Traumleitung angeſchloſſen iſt.“</p><lb/> <p>„Gewiß, Nummer 117.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [148/0154]
Der Traumfabrikant.
Schadenfeuer ſtatt für den Sonnenaufgang, aus dem
Kuhreigen machte er Feuerlärm, ſprang aus dem Bette
und goß das Waſchbecken darüber. Wir mußten den
Schaden bezahlen.“
„Der Mann hatte vermutlich zu viel Traumgas ge-
nommen.“
„Das nicht, aber er war Brandmeiſter.“
Forbach brach einen Brief auf, warf ihn aber ſogleich
ärgerlich auf den Tiſch.
„Da haben wir denſelben Fall!“ rief er. „Dr. Mie-
riger meldet ſich ab; was uns denn einfiele, ihn vom
Ausbruch der Cholera träumen zu laſſen! Was in aller
Welt haben Sie ihm denn geſchickt?“
„Er wünſchte angenehme geſchäftliche Träume, und
ſo ſandte ich ihm Kiſſen Nr. 6 mit leichten Carbolreizen
und Trauermarſch. Jch glaubte, für einen Arzt müſſe
es ſehr angenehm ſein, von einer Verſchlechterung des
Geſundheitszuſtandes der Stadt —“
„Ja, ich bitte Sie, Dr. Mieriger iſt ja nicht Medi-
ziner —“
„Nicht möglich! Was denn?“
„Direktor einer Lebensverſicherungsbank.“
„Dann freilich! So will ich mich ſogleich ent-
ſchuldigen.“
Es klopfte, und ein höchſt eleganter, etwas ſtutzerhaft
gekleideter Herr trat ein.
„Jch wollte mir die Frage erlauben,“ ſagte er, „ob
Signora Muratori an die Traumleitung angeſchloſſen iſt.“
„Gewiß, Nummer 117.“
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